Virtuelle MessenDurch Corona ist Software von Alpha Loop aus Lindlar gefragt

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Geschäftsführer Sebastian Mellin und Patryk Fischer, auf dem Bildschirm läuft das selbst entwickelte Programm Lumux. (v.l.).

Geschäftsführer Sebastian Mellin und Patryk Fischer, auf dem Bildschirm läuft das selbst entwickelte Programm Lumux. (v.l.).

Lindlar – Viele Unternehmen hat die Corona-Pandemie schwer getroffen. Die Aufträge brechen weg, der Umsatz schrumpft. Doch es gibt Ausnahmen. So wie die Softwareschmiede Alpha Loop, die am Schreinerweg in Lindlar-Klause sitzt. Das Geschäft boomt. Geschäftsführer Sebastian Mellin rechnet damit, dass sich der Umsatz Jahr im 2020 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppeln wird.

Der studierte Mathematiker hat Alpha Loop 2012 gegründet. Das kleine Unternehmen profitiert vom Aufschwung der Digitalisierung in den vergangenen Monaten, seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. „Digitale Kommunikation ist der Schlüssel, um wirtschaftliche Auswirkungen der Pandemie so gering wie möglich zu halten“, ist Mellin überzeugt.

In einem Jahr den Umsatz fast verdoppelt

Die Lindlarer haben mit „Lumux“ eine Software für digitale Produktpräsentationen und Messen entwickelt. Der Clou sind verschiedene interaktive Möglichkeiten. Zuschauer können per App im Chat Fragen stellen und bekommen vom Moderator eine individuelle Antwort, auch Online-Abstimmungen sind problemlos möglich.

Generell unterscheide man zwischen virtuellen und hybriden Veranstaltungen, erklärt Mellin. Bei hybriden Veranstaltungen kommt ein kleinerer Kreis von Menschen an einem realen Ort zusammen, andere sind per Video zugeschaltet . Virtuelle Messen und Präsentationen gehen einen Schritt weiter – die Teilnehmer treffen sich nur noch im digitalen Raum, es spielt keine Rolle, ob der eine in den USA, ein zweiter in China und ein dritter in Deutschland sitzt. Nur die Zeitverschiebung gilt es zu berücksichtigen.

Größere Reichweite

Die Herausforderung bestehe darin, mit virtuellen und hybriden Veranstaltungen auch die emotionale Ebene zu bedienen, erläutert der Firmenchef. „Die wichtigsten Kontakte und Gespräche bei Messen laufen ja oft nicht am Stand ab, sondern nebenher, wenn man sich auf einen Kaffee zusammensetzt und neue Leute kennenlernt.“ Und auch wenn digitale Messen und Verkaufsveranstaltungen derzeit boomen. „Der Bedarf, sich real zu treffen, wird nicht verschwinden“, ist Mellin überzeugt.

Vertriebsspezialist Patryk Fischer hat jetzt häufiger mit Kunden zu tun, für die virtuelle Präsentationen Neuland sind. „Sie entdecken, dass sie mit virtuellen oder hybriden Veranstaltungen deutlich größere Reichweiten generieren können.“

Mitarbeiter von der Lang AG

Das Nachbarunternehmen von Alpha Loop in Lindlar-Klause ist die Lang AG, einer der Marktführer bei Präsentationstechnik. Da coronabedingt aber kaum noch Produktmessen statt finden, war die Lang AG in Kurzarbeit. Auch Vertriebsspezialist Patryk Fischer arbeitet eigentlich bei der Lang AG und nun bei Alpha Loop im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung.

Gemeinsam mit einem Kollegen hat er vorübergehend den Arbeitgeber gewechselt. „Ich bin froh, wieder in Vollzeit arbeiten zu können. Und ich sehe hier die Möglichkeit, meine Skills weiter aufzubauen“, so Fischer. Da Alpha Loop ohnehin schon seit Jahren Software für die Lang AG entwickelt, kennen sich die beiden Unternehmen gut.

Alpha Loop beschäftigt derzeit neun Mitarbeiter. Angesichts der guten Auftragslage würde Sebastian Mellin gerne Programmierer einstellen. Doch dabei stößt er auf Hindernisse. „Junge Leute, die etwa in Köln studiert haben, haben eine gewisse Scheu, zum Arbeiten bis nach Lindlar zu fahren. Viele besitzen gar kein Auto.“ Für Ältere spiele dies keine Rolle. „Sie freuen sich über hoch qualifizierte Jobs im ländlichen Raum.“ Telearbeit und Home Office seien – gerade in Corona-Zeiten – zwar eine gute Ergänzung. Aber manches bleibe dabei auf der Strecke. „Oft sprechen wir beim gemeinsamen Mittagessen über die weitere Produktentwicklung. Das kommt zu kurz, wenn alle zu Hause sitzen.“

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Auch wenn Alpha Loop derzeit boomt, hofft Sebastian Mellin, dass die Corona-Krise bald überwunden werden kann. „Kurzfristig geht es uns sehr gut, langfristig leidet die gesamte Wirtschaft.“

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