Volksbank Oberberg und Rhein-SiegWas Sie jetzt zur geplatzten Fusion wissen müssen

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Keine freie Fahrt für die Fusion: Die Volksbank Oberberg, vor deren Zentrale in Wiehl im Augenblick die Straße saniert wird, hat die Gespräche mit der VR-Bank Rhein-Sieg beendet.

Keine freie Fahrt für die Fusion: Die Volksbank Oberberg, vor deren Zentrale in Wiehl im Augenblick die Straße saniert wird, hat die Gespräche mit der VR-Bank Rhein-Sieg beendet.

  • Die Volksbank Oberberg und VR-Bank Rhein-Sieg erklären das Ende der Gespräche.
  • Wie kam es zum Abbruch? Wie geht es jetzt weiter? Wir klären auf

Oberberg/Rhein-Sieg – Die Fusion der Volksbank Oberberg mit der VR-Bank Rhein-Sieg ist geplatzt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zur Entscheidung.

Wie kam es zum Abbruch der Verhandlungen?

„Es war ein Prozess, an dessen Ende wir festgestellt haben, dass es einfach nicht passt“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Oberberg, Ingo Stockhausen. Ins Detail geht er dabei nicht. Am Montagabend hätten Vorstand und Aufsichtsrat im Oberbergischen den Beschluss gefasst, die Gespräche zu beenden. Am Dienstag wurden zunächst die Mitarbeiter der Volksbank Oberberg informiert, am Dienstag- und Mittwochabend dann die Mitglieder auf zwei bunten Abenden in der Halle 32 – vor der offiziellen Bekanntgabe des Abbruchs. „Die Mitglieder sind Miteigentümer der Bank. Da zu diesem Zeitpunkt bereits unsere Belegschaft informiert war, gebot der Anstand die Einbindung der anwesenden Mitglieder zu diesem Zeitpunkt“, sagt Stockhausen.

Was bezweckte die Fusion der beiden Geldinstitute?

Als im Juli 2018 die Aufnahme der Gespräche verkündet wurde, war von ehrgeizigen Zielen die Rede. Binnen zehn Jahren sollte laut dem Vorstandsvorsitzenden der VR-Bank Rhein-Sieg, Dr. Martin Schilling , die Bilanzsumme von rund sechs auf zehn Milliarden Euro steigen, was eine „sinnvolle Größe“ sei. Das fusionierte Institut sollte der „Platzhirsch“ werden und „mehr Markt“ machen. Offizieller Sitz sollte Siegburg werden. Mehrfach wurde betont, man handele nicht aus der Not heraus oder um Filialen oder Personal einzusparen, sondern um die „eigene Position im Speckgürtel der Rheinmetropolen“ zu sichern und auszubauen. Für eine Fusion sprach auch die personelle Situation an der Spitze: Schilling geht 2020 in den Ruhestand. Vorstand der fusionierten Bank wäre Stockhausen geworden – bis zu seinem eigenen Ausscheiden 2023. Danach sollte Holger Hürten übernehmen, seit kurzem stellvertretender Chef der VR-Bank Rhein-Sieg.

Was verbirgt sich hinter „dezentralen Strukturen und Entscheidungswegen“ der Volksbank Oberberg, die als Grund für das Scheitern genannt werden?

Die Oberberger bezeichnen es als ihr „Erfolgskonzept“, dass ihre Kunden in allen Filialen umfassend beraten werden können. Auch die Entscheidung, ob ein Kunde zum Beispiel eine Finanzierung bekommt, falle vor Ort in der Filiale – ohne weitere langwierige Prüfung in der Zentrale. „Schnell, unkompliziert und schlank“ seien die Prozesse, sagt Stockhausen: „Das ist unsere DNA als Geldinstitut, und die wollen wir nicht aufgeben. Das haben wir von Anfang an gesagt.“

Was sagt Rhein-Sieg zum geplatzten Deal?

Das Geldinstitut betont, dass auch ihre Filialen seit vielen Jahren umfassende Entscheidungsbefugnisse hätten. „Auch die VR-Bank verfügt über dezentrale Strukturen“, sagt Sprecherin Andrea Schrahe. Noch im Januar hatte Schilling seine Bank als „gut aufgestellt“ für die Fusion bezeichnet. Auf dem Neujahrsempfang prognostizierte er, dass eine Fusion das neue Institut von der Größe her auf Platz acht oder neun unter den 900 Genossenschaftsbanken bringe.

Mit Fusionen kennt man sich bei der VR-Bank Rhein-Sieg aus – sowohl mit gelungenen als auch mit gescheiterten. 2016 wurde der Zusammenschluss der Siegburger mit der Raiffeisenbank Much-Ruppichteroth beschlossen, 2017 der mit der Raiffeisenbank Sankt Augustin. Nicht zustande kam hingegen der Zusammenschluss mit der Kölner Bank, der von den Kölnern initiiert, aber Anfang 2015 wieder abgesagt wurde. Als Grund wurden auch damals unterschiedliche Strategien der beiden Banken genannt.

Wie geht es jetzt weiter? Sind andere Fusionen nun ausgeschlossen?

Dass es in Zukunft Gespräche geben wird, will Stockhausen auf keinen Fall ausschließen: „Wir führen immer Gespräche, das wird sich auch jetzt nicht ändern.“ Das heiße aber nicht, dass es schon einen anderen Partner gebe, der in Frage käme. Von Fusionsdruck möchte Stockhausen ohnehin nicht sprechen: „Allein, dass wir die Gespräche beendet haben, zeigt, dass wir keinen Druck haben. Es ist ein Zeichen der Stärke.“

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