Wegen CoronaEntscheidung über Schule in Wiehl erst nach der Wahl

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Beratung vor Ort: Wegen des Corona-Abstandsgebots tagte der Stadtrat in der Aula des Bonhoeffer-Gymnasiums.

Beratung vor Ort: Wegen des Corona-Abstandsgebots tagte der Stadtrat in der Aula des Bonhoeffer-Gymnasiums.

Wiehl – Die Entscheidung über das Wie und Wo des Neubaus eines Wiehler Gymnasiums ist vom Stadtrat vertagt worden. Die CDU-Fraktion hat am Dienstag in der ersten Sitzung, die in diesem Jahr stattgefunden hat, ihren Antrag, einen Neubau auf dem Gelände des Wiehltalstadions zu beschließen, auf die Zeit nach der Kommunalwahl im September verschoben.

Es sei besser, den Kassensturz nach der Corona-Krise abzuwarten, die Fördergeldquellen neu auszuloten und eine Entscheidung von dieser Tragweite dem neugewählten Rat zu überlassen, sagte Michael Pfeiffer im Namen der Unionsfraktion. Der Vorsitzende des Schulausschusses ließ aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass seine Partei an ihren Vorstellungen grundsätzlich festhält. Die Diskussion im Projektworkshop habe gezeigt, dass die Idee funktioniere, eine Förderung möglich sei, eine deutliche Kosteneinsparung erzielt werde und dass den Kindern eine Containerschule erspart bleibe.

Hintergrund

Digital ist besser

In einem Brief an die Ratsfraktionen hat die Leitung der TOB-Sekundarschule sich über die schlechte EDV-Ausstattung beklagt. In einer Anfrage an den Bürgermeister merkt die CDU an, dass sie sich auf die Aussage der Verwaltung verlassen habe, die technische Ausrüstung der Schule sei zeitgemäß, alle Mängel würden behoben. „Insofern sind wir in höchstem Maße irritiert.“

Bürgermeister Ulrich Stücker entgegnete, dass die Stadt „mit Hochdruck“ daran arbeite, den Nachholbedarf aufzuarbeiten. Tatsächlich sei man mit der Arbeit des beauftragten Ingenieurbüros nicht zufrieden und habe sich einen neuen Partner gesucht. Noch in dieser Woche gebe es eine Begehung, gestern wollte sich Stücker mit Schulleiterin Anita Kallikat zusammensetzen. Der Bürgermeister versicherte dem Rat, dass die Sekundarschule wie das Gymnasium in einem Förderantrag für den Ausbau des digitalen Netzwerks berücksichtigt werde. Schon sechs Wochen später dürfe man mit einer Bewilligung rechnen und den Auftrag ausschreiben. Danach sei es früh genug, die Schule zudem mit neuen Tablet-Computern auszurüsten. (tie)

Pfeiffer und Fraktionskollege Gerhard Altz stimmten denn auch gegen den Antrag der SPD, vorsorglich einen Plan B zu entwickeln. Dieser soll die gewünschte pädagogische Architektur mit weniger Geld ermöglichen, sagte SPD-Sprecher Karl-Ludwig Riegert. „Wir sollten einen Plan im Vorgriff entwickeln, um vorbereitet zu sein, wenn im Dezember klar ist, dass die Rieseninvestition nicht zu schultern ist.“ Davon abgesehen sprach Riegert davon, dass die SPD „eigene Vorstellungen“ vom Schulneubau habe, ohne diese zu konkretisieren.

Auftrag an Wiehls Bürgermeister

Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker sagte, dass es für die Verwaltung „nicht viel Mehrarbeit“ bedeute, die gewünschte günstigere Alternativplanung mit Zahlen zu unterfüttern. Die Ratsmehrheit gab ihm einen entsprechenden Auftrag.

Rolf Gurbat (FDP) mahnte, dass die Stadt mit ihrem Schulbau „auf dem besten Weg ist, den Berliner Flughafen zu übertreffen“. Noch in diesem Jahr müsse die Entscheidung endlich fallen. Bürgermeister Stücker entgegnete, dass das neue Gymnasium „das mit Abstand größte Investitionsprojekt in der Geschichte der Stadt Wiehl“ sei. Der damit verbundene Planungsprozess sei angemessen. Zudem verwahrte sich Stücker gegen den Eindruck, die Stadt würde die Schule vernachlässigen und zählte eine Reihe von aktuellen Investitionen auf: Allein die neue Ausstattung der naturwissenschaftlichen Unterrichtsräume, die auch im Neubau noch Verwendung finden soll, koste 600 000 Euro. Dazu kämen Malerarbeiten, neue Möbel für die Klassenzimmer und eine digitale Aufrüstung, sodass unterm Strick knapp eine Million Euro ausgegeben werde.

Und zu noch einer Klarstellung sah sich Stücker genötigt: Die Aufstockung der Sekundarschule zur Gesamtschule scheitere nicht an seiner Person, sondern an den rechtlichen Voraussetzungen. Die Bezirksregierung habe der Stadt nun auch schriftlich bescheinigt, dass eine Wiehler Gesamtschule nur im Einvernehmen mit den Nachbarkommunen eingerichtet werden dürfe. An diesem regionalen Konsens fehle es derzeit.

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