Weiberfastnacht in LindlarFrauenpower entmachtet falschen Bohlen

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Auch der Rockstar-Status konnte Bürgermeister Dr. Georg Ludwig nicht vor dem Zugriff der jecken Wiever schützen, die ihm den Schlüssel entrissen.

Auch der Rockstar-Status konnte Bürgermeister Dr. Georg Ludwig nicht vor dem Zugriff der jecken Wiever schützen, die ihm den Schlüssel entrissen.

Lindlar – Mit der Mischung aus List, frischen Soldaten und der „Schallwellen-Attacke“ aus der E-Gitarre müsste es funktionieren. Bürgermeister Dr. Georg Ludwig lacht siegessicher, lange bevor die ersten Weiber an der Borromäusstraße lauern. Viel hat sich im Rathaus getan, seit die Jecken ihm das letzte Mal den Schlüssel zur Kommandozentrale der Gemeinde entrissen. Geht es nach Ludwig, war es auch das letzte Mal.

Erstmals wird der Angriff der Karnevalisten zum Sitzungssaal im Erdgeschoss gelenkt. Verglichen mit dem Haupteingang ist dessen Pforte schmaler, was den Verteidigern natürlich entgegenkommt. Zudem gibt es gleich zwei neue Gesichter an Ludwigs Seite: Der Beigeordnete Michael Eyer tritt als Zirkusdirektor im Pfauenmantel auf. Wer täglich mit Löwen und Bären zu tun hat, muss jecke Weiber aus Lindlar kaum fürchten. Kämmerin Cordula Ahlers verspricht, den Schatz der Gemeinde mit weiblichem Charme, kölschem Hütchen und größter Entschlossenheit zu schützen.

Besonders tief in die Täuschungskiste hat der Bürgermeister mit seinem Kostüm gegriffen. Wer erwartet hinter der Dieter Bohlen-Fassade mit Glitzeranzug und Vokuhila-Tolle schon den ersten Bürger der Gemeinde. Um Punkt 11 Uhr blickt der falsche Bohlen noch gelassen zur Tür hinaus.

Zeitgleich tut sich am alten Krankenhaus einiges. Busse der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß fahren vor, das Kinderprinzenpaar mit Mathilda und Jan Luca nebst Schmölzchen trifft ein. Auch die Gegenseite hat aufgerüstet. Ausgesprochen viele Lindlarer Frauen versammeln sich und schunkeln als Quietscheenten, Giraffen und Paradiesvögel gen Rathaus. Julia Wolf ist in einen Raketenanzug geschlüpft und sorgt für die Schubkraft der bunten Truppe. Die Speerspitze bilden Sandra König, Rosi Dlusniewski, Sandra Pajak und Bianca Bahtiri.

Vor dem Sitzungssaal angekommen, fordert das Quartett lautstark Einlass. Der Bürgermeister lehnt ab, steckt seinen Kopf durch die Luke und macht dabei einen entscheidenden Fehler: Er streckt auch den Schlüssel nach draußen. Für die Weiber gibt es jetzt kein Halten mehr. Mit drei, vier schnellen Bewegungen zerren sie Ludwig an die frische Luft, der Glitzeranzug verschwindet im Getümmel. Passend stimmt der Musikverein Linde den Millowitsch-Klassiker „Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Englein fort“ an.

Prinz Wulf und Prinzessin Kristin nutzen die Gelegenheit, um im Namen aller Lindlarer Jecken nach der Macht zu greifen. Nicht vor Aschermittwoch, kündigen sie an, werden sie abdanken. Für die Jüngsten hat das Kinderprinzenpaar eine Botschaft im Gepäck: Keine Hausaufgaben am Wochenende und zeitgleich Pommes statt Pausenbrot.

Bürgermeister Ludwig ist inzwischen wieder im Saal, nimmt sein Schicksal an und hakt sich bei den Weibern unter. In Wahrheit freut er sich über die große Resonanz der Lindlarer. In diesem Jahr organisiert das Rathaus-Team um Birgit Bröhl erstmals ein richtiges Programm, unter anderem mit Besuchen der Sünger Butzen und einer Live-Band. Domenico Bertola greift schließlich als Thomas Anders zum Mikrofon. Sein Partner auf der Rathaus-Bühne: Ein Dieter Bohlen-Double, das gerade entmachtet worden ist.

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