Zukunft der Hansestadt WipperfürthStadt will mit sicheren Jobs punkten

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Das Rathaus ist einer der größten Arbeitgeber in Wipperfürth. Die Aufgaben sind vielfältig. Zum Beispiel als Sachbearbeiter im Homeoffice, wie hier Thorsten Stefer.

Das Rathaus ist einer der größten Arbeitgeber in Wipperfürth. Die Aufgaben sind vielfältig. Zum Beispiel als Sachbearbeiter im Homeoffice, wie hier Thorsten Stefer.

Wipperfürth – 267 Männer und Frauen sind bei der Hansestadt Wipperfürth beschäftigt, die Stadt zählt damit zu den größten Arbeitgebern. Zehn Prozent davon sind Beamte.

Doch es gibt noch einen wichtigen Unterschied im Vergleich zur freien Wirtschaft, wie Dagmar Rehkopp, Leiterin Personal und Organisation der Stadt Wipperfürth, erklärt. „Gefordert sind in der Verwaltung eher Generalisten, die breit aufgestellt sind und den Bürger mit seinen eigenen und persönlichen Anliegen im Blick haben. Kunden in der freien Wirtschaft haben dagegen oft fachspezifischere Wünsche.“

Im Rathaus gibt es nicht nur viele verschiedene Abteilungen, es sind auch sehr unterschiedliche Qualifikationen und Berufsbilder gefragt – von der Verwaltungsfachangestellten bis zum Gärtner, vom IT-Fachmann über Sozialpädagogen bis zur Erzieherin. Denn die Stadt ist ja auch Träger von zwei Kindertagesstätten in Dohrgaul und in der Neye-Siedlung.

Tarifrecht bindet die Stadt

Neue Stellen kann die Stadt intern und extern ausschreiben, mitunter geschieht dies auch parallel, so wie jetzt für die Leitung des Jugendamtes. Externe Ausschreibungen werden in verschiedenen Job-Datenbanken wie Interamt und berufe-nrw.de veröffentlicht, aktuell sind bei der Stadt elf offene Stellen zu besetzen.

Geeignete Bewerber zu finden, ist nicht immer leicht – mitunter sogar ausgesprochen schwierig, vor allem im boomenden Bausektor. „Der Markt für Architekten ist leer gefegt“, sagt Leslie Kamphuis, als Fachbereichsleiterin des Bürgermeisterbüros zugleich Verantwortliche für die Bereiche Personal und Organisation, Gebäudemanagement und IT im Rathaus. Beim Stellenplan ist die Verwaltung von der Politik abhängig. Zudem ist die Stadt an die Tarifstruktur des Öffentlichen Dienstes gebunden ist, auf dem freien Markt werden zum Teil höhere Gehälter gezahlt.

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Teilzeit und Homeoffice

„Das Tarifrecht bindet uns zwar, aber wir haben einen gewissen Spielraum“, sagt Kamphuis. „Und es ist nicht nur das Geld, das zählt.“

Gerade in Zeiten der Pandemie sei vielen Bewerbern ein sicherer Job sehr wichtig. Befristete Arbeitsverträge, in der freien Wirtschaft für Berufsanfänger vielfach üblich, sind bei der Stadtverwaltung eher eine Ausnahme. Wenn, dann zum Beispiel bei Elternzeitvertretungen und Förderprogrammen. Vor allem jüngere Bewerber würden großen Wert auf die „Work-Life-Balance“ legen, sagt Kamphuis. Und hier könne die Stadt richtig punkten, mit individuellen Teilzeit-Vereinbarungen und einer Gleitzeit zwischen 7 und 20 Uhr, mit Home Office und Telearbeit, soweit dies möglich sei. Das macht die Stadt gerade auch für junge Frauen mit kleineren Kindern zu einem attraktiven Arbeitgeber. Der höhere Frauenanteil spiegelt sich im Jahr 2022 auch in der Rathaus-Führungsebene wieder, er liegt aktuell bei 40 Prozent.

Prävention gegen Burnout

Die Stadt hat sich in den vergangenen Jahren neu aufgestellt, sie will sich als moderner und flexibler Arbeitgeber präsentieren. Das Bild vom städtischen Beamten mit Ärmelschonern, der nur seine Arbeitszeit absitzt – das stimme längst nicht mehr, sagt Tanja Reinhold, bei der Stadt für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Der Takt ist ziemlich eng, alle Mitarbeiter sind sehr gefordert.“ Zugleich sollen die Mitarbeiter aber auch vor Überlastung und Burnout geschützt werden, mit gezielten Gesundheitsmanagement, Yoga, bewegten Mittagspausen und einer Gefährdungsbeurteilung.

Ausbildung spielt eine wichtige Rolle

Die Gewinnung von Nachwuchs spielt bei der Personalplanung eine wichtige Rolle. Aktuell beschäftigt die Stadt 25 Praktikanten und zehn Azubis, darunter erstmals einen Straßenwärter. Denn im Bauhof wird bald eine Stelle frei, weil der Mitarbeiter in Rente geht. Um Nachwuchs zu gewinnen und zu binden, setzt die Stadt bei den eigenen Kindergärten zunehmend auf das „PIA“-Modell, eine praxisintegrierte, verkürzte Ausbildung, bei der von Anfang an ein Gehalt gezahlt wird. „Die Mannigfaltigkeit der vielen Möglichkeiten bei der Stadtverwaltung überrascht viele junge Leute“, hat Leslie Kamphuis festgestellt.

Assessment-Center für Führungskräfte

Einen neuen Weg geht man in Rathaus der Hansestadt auch bei der Besetzung von Führungsstellen. Sowohl der neue Kämmerer Martin Häck als auch Renate Brüning, die Leiterin des Gebäudemanagements, durchliefen ein „Assessment Center“ und mussten anhand von praktischen Aufgaben und Rollenspielen ihre fachliche Qualifikation und den Führungsstil unter Beweis stellen. „Die Stärken der Bewerber können wir so besser herausfinden“, sagt Dagmar Rehkopp. Sie ist selbst neu bei der Wipperfürther Stadtverwaltung und dort verantwortlich für Personal- und Führungskräfteentwicklung .

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