GroßwäschereiBei dem inklusiven Unternehmen WRS in Gummersbach steht Hygiene im Fokus

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Mehrere Männer stehen hinter einem Berg von bunten Wischbezügen.

In Windhagen werden Reinigungstextilien und Wischbezüge nach dem Waschen sortiert und versandfertig gemacht. Auch Betriebsleiter Dieter Dörr (2.v.l.) und WRS-Geschäftsführer Henrik Wargenau (2.v.r.) legen Hand an. Seit dem Jahr 2007 ist der Dienstleister WRS Pure in diesem Gummersbacher Gewerbegebiet ansässig.

In dem inklusiven Unternehmen WRS in Windhagen werden Reinigungstextilien und Wischbezüge gereinigt.

Wenn Dieter Dörr und sein Team die Waschmaschinen anwerfen, dann rauschen 60 Kilogramm Stoff im Zwei-Minuten-Takt durch die Reinigung. „Wir schaffen am Tag rund 30.000 Wischbezüge“, sagt der Betriebsleiter von WRS Pure. Das ist ein Dienstleister, der etwa für Unternehmen, die in Gebäuden saubermachen, und Kliniken in Nordrhein-Westfalen die Dreckwäsche macht – im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn was im Gewerbegebiet von Gummersbach-Windhagen – stets am späten Vormittag – ankommt, ist schmutzig, voller Keime und Bakterien, ist durchtränkt von Putz- und Reinigungschemie, voll mit Staub und allem anderen, was die Reinigungskräfte mit Wischern und eben den Tüchern aufnehmen.

Gründer sind unter anderem die oberbergischen Kreiskliniken

Gegründet worden ist die Großwäscherei 1995 als „Krankenhaus-Feuchtwischbezugs-Reinigung“ durch die Kreiskliniken Gummersbach-Waldbröl GmbH und die Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte. Heute sind unter dem Dach der gemeinnützigen Gesellschaft WRS – das stand früher für „Wäsche – Reinigung – Service“ – fünf Dienstleister vereint, unter den Namen „Pure“ zog die Wäscherei 2007 nach Windhagen. Sie ist sozusagen die Stammzelle dieses Firmenverbundes. Das Besondere: In allen Betrieben arbeiten Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammen – die meisten, nämlich 44, in der Wäscherei.

Von allen 125 Beschäftigten, sagt WRS-Geschäftsführer Henrik Wargenau, haben etwas mehr als die Hälfte zumeist psychische Einschränkungen. „Aber auch Menschen, die eine körperliche Behinderungen haben, oder die unter den Folgen einer Sucht leiden, finden bei uns einen Arbeitsplatz.“

Eine Frau wird durch ein Regalfach hindurch fotografiert, sie schaut lachend zur Seite. Im Regalfach liegen verpackte Wischbezüge.

Nach gut anderthalb Stunden des Waschens und des Trocknens werden die Hygiene-Textilien zuletzt einer gründlichen Qualitätsprüfung unterzogen und dann für die Auslieferung verpackt.

Dabei müssen sich die inklusiven Betriebe auf dem Markt behaupten wie jedes andere Unternehmen. Und das gelinge, betont der 42 Jahre alte Kölner: Machte die Wäscherei nach ihrer Gründung einen Umsatz von nicht mal einer Millionen D-Mark, so konnte der Geschäftsführer für das vergangene Jahr einen Umsatz von etwa 4,8 Millionen Euro an allen fünf Standorten verbuchen. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir unseren Umsatz mehr als verdoppelt.“

Hinter der WRS-Gruppe stehen etliche Kooperationspartner und Förderer, etwa der Landschaftsverband Rheinland und die Aktion Mensch. Mit einem Umsatz von rund zwei Millionen Euro ist WRS Pure nach Angaben von Henrik Wargenau zurzeit das erfolgreichste Unternehmen, soeben wurde der Gebäudekomplex an der Kirchhoffstraße energetisch auf Vordermann gebracht.

Kunden müssen ein Wäschepaket mit mindestens 200 Teilen buchen

„Zwischen 19 und 20 Uhr schicken wir die gereinigten Bezüge und Textilien an unsere Auftraggeber zurück“, führt dort der Marienheider Dieter Dörr aus. Der 48 Jahre alte Elektroniker und Fachmann für Wäschereitechnik hat viele Berufe ausgeübt, 2002 kam er zur WRS. Den Umgang mit Kolleginnen und Kollegen, die eben etwas anders sind, habe er mit viel Fingerspitzengefühl und vor allem durch Erfahrung gelernt. „Sie brauchen mehr Zuwendung und vor allem feste Strukturen im Arbeitstag.“

15 Waschkammern laufen in seinem Betrieb auf Hochtouren. Dörr: „Das Robert-Koch-Institut gibt für mindestens 15 Minuten eine Temperatur von 60 Grad Celsius vor – wir waschen bei 72 Grad, um immer auf der sicheren Seite zu sein.“ Am Ende der Waschstraße pressen Trockner auch den letzten Rest an Feuchtigkeit aus den Textilien, 600 Stück fertigt eine solche Maschine in einem Arbeitsgang ab. Infrarotsensoren tasten unterwegs die Oberfläche des Gereinigten ab und sorgen dafür, dass dessen Temperatur immer dieselbe ist. „Sonst würden die Baumwollfasern aufbrechen“, erklärt Dörr.

Was dann auf dem Laufband verpackt wird und nach links abbiegt, ist sauber und geht zurück an den Kunden. „Und was geradeaus weiterfährt, das hat die Maschine bei der Prüfung beanstandet und mit einem Mangeletikett versehen, es muss neugemacht werden.“ Gut anderthalb Stunden braucht eine Fuhre von der ersten Aufbereitung im Schmutzbereich bis zur Abfertigung für die Auslieferung.

Wer Kunde von WRF Pure werden möchte, der muss ein „Wäschepaket“ mit mindestens 200 Teilen buchen. „Diese erhalten dann einen Chip, sodass sie dem Auftraggeber zugeordnet werden können“, führt Betriebsleiter Dörr aus. „Die Logistik und die Planung der Fahrstrecken sind auch für uns die größte Herausforderung.“ Ein Strichcode macht zudem den Weg der Wäsche nachvollziehbar und sorgt dafür, dass ebenso viele Teile zum Kunden zurückkehren, wie dieser zuvor in die Reining geschickt hat. „So sollte nichts verschwinden“, betont Dieter Dörr zwinkernd. „Aber Schwund gibt es ja fast überall.“


Diese Unternehmen gehören außerdem zur WRS-Gruppe

WRS Go: Seit dem Jahr 2009 erledigt dieses in Gummersbach ansässige Unternehmen Transportleistungen für Einrichtungen vornehmlich im medizinischen Bereich. Dazu gehören etwa die Fahrten von Patientinnen und Patienten, die entweder liegend transportiert werden müssen oder sich nicht selbstständig fortbewegen können. Doch auch für soziale Institutionen fahren die WRS Go und ihre mehr als 30 Mitarbeitenden.

WRS Move: Auch in diesem Unternehmen dreht sich alles seit dem Gründungsjahr 2013 um die Logistik. Menschen aber werden nicht gefahren, dafür Waren und Güter aller Art. Standorte dieses Betriebs sind in Troisdorf-Spich (Rhein-Sieg-Kreis) und in Bergisch Gladbach. Dort starten die Lastwagen mit unterschiedlichen Größen zwischen 3,5 und 15 Tonnen zu Touren mit einem Radius von etwa 150 Kilometern.

Zwei WRS Go-Mitarbeitende stehen vor einem der Wagen, mit denen Patienten transportiert werden.

Die WRS Go mit Mitarbeitenden wie Sabrina Friedrichs und Sebastian Enders übernimmt unter anderem Patiententransporte.

WRS Food: In diesem Unternehmen werden seit 2014 zuvor zubereitete Speisen portioniert und angerichtet, dann für den Transport vorbereitet. Gekocht und zusammengestellt werden die Mahlzeiten vom Frühstück bis zum Abendessen in Bergisch Gladbach-Bensberg und dort in der Großküche des Partnerunternehmens Gourmet-Plan. Auch WRS Food ist in Bergisch Gladbach beheimatet.

WRS Scan: Diese Firma ist seit 1997 spezialisiert auf die Digitalisierung von Papierakten, die zumeist aus den Rathäusern und den Behörden in der Region kommen und auf diese Weise archiviert werden. Aber auch Patientenakten aus den Krankenhäusern und Unterlagen aus privatgeführten Unternehmen werden dort bearbeitet. Drei Hochleistungsscanner erfassen in Marienheide täglich bis zu 50.000 Aktenseiten. Im Internet unter www.wrs-ggmbh.de gibt es weitere Informationen zu dem Unternehmen. 

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