Trotz neuer GesetzeFitnessstudios in Wipperfürth und Lindlar verbuchen mehr Neuanmeldungen

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Ein Mann trainiert auf einem Laufband.

Ein Mann trainiert auf einem Laufband.

Zum Jahresbeginn ist die Zahl der Neuanmeldungen immer sehr hoch. Studiobesitzer in Wipperfürth und Lindlar ziehen jetzt schon positiv Bilanz.

Gute Vorsätze im neuen Jahr. Das bedeutet für viele Menschen: Mehr Sport. Und neben der Bewegung im Verein sind da vor allem die Fitnessstudios Anlaufpunkte für Bewegungswillige. Doch die Studios in Wipperfürth und Lindlar haben schwere Jahre in der Pandemie hinter sich. Seit einem Jahr gelten außerdem neue gesetzliche Vorgaben für die Verträge.

Kunden können einfacher kündigen

Wir haben bei den Studios der Region nachgefragt und erfahren, dass die Betreiber in Wipperfürth und Lindlar die Situation ziemlich unterschiedlich beurteilen. So starteten viele Wipperfürther mit Tatendrang, und viel Motivation in das neue Jahr – das zumindest berichten die Betreiber der beiden Fitnessstudios der Hansestadt.

Doris Strombach, die gemeinsam mit Georg Kappe das Sportstudio „Mobile“ an der Gaulstraße führt, ist zum Jahresbeginn positiv gestimmt: „Man merkt, dass die Menschen endlich wieder etwas für ihre Gesundheit tun möchten. Das freut uns sehr“.

Das spiegelt sich auch in den Neuanmeldungen wider, die erfahrungsgemäß auf Grund der guten Vorsätze im Januar immer besonders hoch sind. Obwohl der Monat noch nicht rum ist, zieht die Geschäftsführerin schon jetzt ein vielversprechende Zwischenbilanz: „Die aktuell Anmeldezahlen sind genauso – wenn nicht sogar höher – als in den Januarmonaten der Jahre vor der Pandemie“.

Hemmschwelle könnte durch Gesetz geringer werden

Nichtsdestotrotz habe das Fitnessstudio noch immer mit den Einbußen zu kämpfen, die während der neun Monate zustande kamen, in denen das Mobile geschlossen bleiben musste. Die gute Laune der Kundinnen und Kunden und die fröhliche Atmosphäre stimme die Geschäftsführung dennoch positiv für das Jahr 2023.


Recht

Seit einem Jahr gelten neue Regeln. Wen die Motivation für den Sport verließ, der hatte es in Vergangenheit oft schwer, aus dem Vertrag mit dem Fitnessstudio herauszukommen. Seit März 2022 sind neue Regelungen des sogenannten Gesetzes für faire Verbraucherverträge in Kraft getreten. Diese verbieten es den Sportstudios, Verträge nach einem Jahr automatisch um ein weiteres Jahr zu verlängern. Eine stillschweigende Verlängerung ist danach nur noch möglich, wenn der Vertrag danach ohne feste Laufzeit gilt und jederzeit mit einer Frist von höchstens einem Monat gekündigt werden kann. Außerdem darf die Erstlaufzeit des Vertrages maximal zwei Jahre betragen. Danach können die Mitglieder den Vertrag mit einmonatiger Frist zum Ende der Laufzeit kündigen.


Die Gesetzesänderung, die im März 2022 in Kraft trat und eine kürzere Kündigungsfrist mit sich brachte, habe bislang noch keine merklichen Auswirkung auf das Geschäft, so Strombach. Sie könne sich nicht vorstellen, dass dadurch mehr Kundinnen und Kunden ihren Vertrag kündigen. Vielleicht sei sogar die Hemmschwelle geringer, eine Mitgliedschaft abzuschließen, sagt die Geschäftsführerin.

Ähnlich schätzt Marco Milek, der das „Lifetime Fitness Zentrum“ am Stauweiher führt, die Lage ein. Bereits vor der neuen Regelung habe das Studio vergleichsweise kurze Laufzeiten von mindestens sechs Monaten angeboten, sodass sich für Kundinnen und Kunden nicht viel änderte.

Ketten in Großstädten im Nachteil

„Wir sind glücklicherweise mit einem blauen Auge durch die Corona-Pandemie gekommen. Das haben wir unseren zahlreichen Stammkunden zu verdanken, die uns auch in dieser schweren Zeit die Treue gehalten haben“, so Milek. Durch sie hätten Studios in ländlicheren Regionen einen deutlichen Vorteil im Gegensatz zu großen Ketten in Städten.

Corona habe sogar positive Auswirkungen gehabt: „Natürlich haben wir auch vorher schon großen Wert auf Hygiene gelegt. Aber durch die Pandemie hat sich das Bewusstsein bei den Kundinnen und Kunden dahingehend verstärkt“, berichtet Milek. Noch immer finden sich in seinem Studio zahlreiche Desinfektionsspender, die gut genutzt werden.

Was sich laut des Geschäftsführers noch nicht gänzlich erholt hat, ist der Zulauf im Kursgeschehen des Studios. Dieses werde bisher noch nicht so gut angenommen, wie vor der Pandemie. Währenddessen konzentriert sich das Training bei vielen eher auf die Freifläche und die Geräte. Dennoch ist Milek zuversichtlich, dass sich auch dies in den kommenden Monaten wieder einpendeln wird.

Branchenverband sieht 2023 als Schicksalsjahr für Studios

Etwas anders sieht die Lage beim Sportsclub-4 in Lindlar aus, eines von insgesamt elf Studios, das von der Linzenich-Gruppe geführt wird. Rund 25 Prozent seiner Mitglieder verlor das Unternehmen, so Geschäftsführer Ferdinand Linzenich. Mit den finanziellen Verlusten habe man noch immer zu kämpfen. Dennoch sei er zuversichtlich, dass die Linzenich-Gruppe „diese Delle“ in Zukunft wieder ausgleichen werde.

Für viele Fitnessbetreiber werde das Jahr 2023 nach Einschätzung des Branchenverbandes allerdings schicksalhaft. Man rechne mit gut 20 Prozent Insolvenzen. Die Neuanmeldungen im Januar seinen bei der Linzenich-Gruppe ebenso nicht vergleichbar mit den Jahren vor der Pandemie. Dies führt der Geschäftsführer darauf zurück, dass durch die vielen Vertragskündigungen in den vergangenen zwei Jahren auch ein Teil der „Mundpropaganda“ wegfiel, welche das wichtigste Vertriebsinstrument des Unternehmens sei.

Aufbruchstimmung in Wipperfürth

Sowohl in Lindlar, als auch an seinem Standort in Meinerzhagen habe der Sportpalast mit den Auswirkungen der Pandemie deutlich zu kämpfen, wie Uygar Özcelik, Inhaber und Geschäftsführer, beschreibt. Einige der Kundinnen und Kunden, die über die vergangenen zwei Jahre kündigten, kehren nach und nach in das Studio an der Schlosserstraße zurück.

Durch verschiedene Werbeaktionen mit günstigen Preisen und kurzen Laufzeiten konnte man zudem mittlerweile wieder einige Neukunden gewinnen. „Viele freuen sich, dass sie sich endlich wieder sportlich betätigen können. Die Stimmung im Studio spiegelt das wider“, so Özcelik. Andere hätten jedoch in der Corona-Zeit auch kostenlose Online-Kurse auf Plattformen wie YouTube für sich entdeckt. Insgesamt blicke er aber positiv in die Zukunft. Langsam aber sicher kehre das „normale Leben“ in den Studio-Alltag zurück – Corona spiele keine große Rolle mehr.

Was von der Pandemie im Sportpalast jedoch geblieben sei, sind die Hygienemaßnahmen: „Die Sicherheit unserer Kundinnen und Kunden steht für uns immer noch an erster Stelle“. Besonders freue es ihn, dass mit der Zeit wieder die „familiäre Atmosphäre“ in die beiden Studios einkehre, die vor der Pandemie von Mitarbeitenden und dem Kundenstamm geschätzt wurde. (Lisa Höller)

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