Zehn Euro pro StückEltern in Lindlar empört über drastischen Preisanstieg bei Windelsäcken

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Ein kleines Mädchen, nur bekleidet mit einer Windel, läuft über eine Löwenzahnwiese.

Um gebrauchte Windeln zu entsorgen, müssen Bürgerinnen und Bürger von Lindlar ab dem kommenden Jahr pro Sack zehn Euro bezahlen. (Symbolfoto: 28. April 2012)

Ab dem 1. Januar 2023 müssen Bürgerinnen und Bürger von Lindlar für einen Windelsack tief in die Tasche greifen. Eltern zeigen sich empört über den drastischen Preisanstieg.

Viele Eltern mit kleinen Kindern sind aktuell sauer, einige machen ihrem Ärger in den sozialen Netzwerken Luft. Der Grund: Die Windelsäcke in der Gemeinde werden ab 1. Januar 2023 deutlich teurer. Sie kosten dann zehn Euro – pro Stück.

Kein Wunder, dass der Andrang bei der Gemeinde aktuell groß ist, und sich zahlreiche Familien aktuell noch mit Windelsäcken eindecken, noch für zwei Euro das Stück. Bislang war eine Rolle für die Familien kostenlos, wer mehr Säcke benötigte, musste dann zwei Euro pro Stück zahlen.

Lindlar: Preiserhöhung für Windelsäcke wurde nicht kommuniziert

Betroffen von der Preiserhöhung ist auch Oliver Baldsiefen aus Hartegasse. Seine Tochter ist zweieinhalb Jahre alt und noch ist er auf die Windelsäcke angewiesen. Er habe ja Verständnis dafür, dass alles teurer werde und die Gemeinde den kostenlosen Service nicht mehr anbieten könne. Aber eine solche Erhöhung sei schon erheblich.

Was ihn und viele andere Eltern aber vor allem ärgert, ist, dass die Gemeinde nicht im Vorfeld darauf hingewiesen habe, dass die Windeln ab 1. Januar entsprechend teurer würden. Und vor allem auch warum.

Für die Familien seien das rund 120 Euro im Jahr, denn einen Windelsack im Monat benötige man schon, weiß Baldsiefen aus Erfahrung. Aber es bleibe nicht bei den 120 Euro, denn auch die Kindergärten benötigten die Windelsäcke und würden sich das Geld dann sicher bei den Eltern wiederholen.

Auch Senioren- und Pflegeeinrichtungen und manche Pflegebedürftige benötigen die Windeln. Sie vor das Rathaus zu schmeißen, wie einige Eltern in den sozialen Netzwerken drohen, sei keine Option. Aber es sei zu befürchten, dass Windeln künftig öfter nicht ordnungsgemäß entsorgt würden. Familienfreundlich sei diese Erhöhung nicht.

Die Kosten für die Windelsäcke sind Teil der Gebührensatzung für den Abfall, über die der Gemeinderat in seiner Dezembersitzung entschieden hatte. Beraten wurde die Satzung in der Sondersitzung des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung am 24. November. Auch dort stieß die Erhöhung auf Unverständnis.

Preiserhöhung: Kritik auch seitens CDU und SPD

Zehn Euro pro Sack sei schon ein Hammer, sagte etwa Willi Schmitz von der CDU. Und auch Wolfgang Mettgenberg von der SPD forderte, das Thema noch einmal zu diskutieren. Die Satzung sei ohnehin so spät eingestellt worden, dass eine Beratung in der Fraktion nicht möglich gewesen sei. Deshalb werde sich die SPD bei der Abstimmung auch enthalten. Mettgenberg plädierte dafür, eine Lösung für das Problem zu finden.

Kämmerin Cordula Ahlers erläuterte die Rechtslage, nach der bei der Gebührensatzung eine Querfinanzierung der Windelsäcke durch die allgemeinen Müllgebühren nicht erlaubt sei. Die Kosten für die Entsorgung müssten ermittelt und erhoben werden. Es gelte das Verursacherprinzip, so die Grünen. Auch Beigeordneter Michael Eyer machte in der Diskussion deutlich, dass eine Finanzierung der Windelsäcke über die Abfallgebühren nicht möglich sei.

Bei Enthaltung der SPD votierte der Ausschuss einstimmig für die neuen Abfallgebühren. Danach werden für die 80-Liter-Restmülltonne 127 Euro fällig, die 120-Liter-Tonne kostet 159,60 Euro, bei der 180-Liter-Variante sind es 207,60 und bei 240 Litern sind 254,40 Euro pro Jahr zu zahlen.

Eine größere Restmülltonne ist somit deutlich preiswerter als 120 Euro pro Jahr für zwölf Windelsäcke zu bezahlen. Er könne sich gut vorstellen, dass einige Familien eine größere Restmülltonne ordern würden, um darin die Windeln zu entsorgen, so Baldsiefen.

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