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Vergleich eines Online-PortalsWipperfürths Finanzamt bearbeitet die Steuererklärungen sehr schnell

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Das Finanzamt Gebäude

Das Wipperfürther Finanzamt am Stauweiher.

In einem bundesweiten Ranking landet die Hansestadt auf Platz 6 beim Tempo im Bearbeiten von Lohnsteuererklärungen. Finanzbehörden kritisieren den Vergleich allerdings.

Kaum ein anderes Finanzamt in Deutschland bearbeitet Lohnsteuererklärungen so schnell wie das Wipperfürther Finanzamt am Stauweiher. So lautet das Ergebnis einer bundesweiten Untersuchung des Online-Portals „Lohnsteuer Kompakt“ mit Sitz in Berlin. Als Datenbasis wurden nach Angaben von Lohnsteuer Kompakt bundesweit circa 400.000 Steuererklärungen anonym erhoben. Pro Finanzamt wurden mindestens 50 Steuererklärungen eingereicht.

Das Finanzamt Dortmund-Ost zeigt das schlechteste Ergebnis in NRW

Für die Bearbeitung eines Steuerbescheids brauchen die Finanzbeamten in der Hansestadt im Durchschnitt 31,3 Tage. Im bundesweiten Vergleich bedeutet das Platz sechs. Am besten schneidet das Finanzamt in Olpe/Sauerland ab (23,6 Tage), Potsdam landet mit 105,2 Tagen auf dem 479. und damit letzten Platz. Im NRW-weiten Vergleich belegt das Wipperfürther Finanzamt, das auch für Lindlar, Hückeswagen und Radevormwald zuständig ist, damit den vierten von 104 Plätzen. Schneller waren nur die Ämter in Olpe, Solingen und Brilon. Letzter in NRW wird das Finanzamt Dortmund-Ost (67,4 Tage).

Schlecht schneidet auch Köln-Nord ab (Platz 90, 56,0 Tage). Das Gummersbacher Finanzamt, zuständig auch für Bergneustadt, Engelskirchen, Marienheide, Morsbach, Nümbrecht, Reichshof, Waldbröl und Wiehl, landet im Mittelfeld (Platz 53; 47,1 Tage), ebenso wie Bergisch Gladbach (Platz 61; 47,7 Tage). Relativ schnell arbeitet in der Region außerdem das Finanzamt Leverkusen (Platz 12 in NRW, 33,7 Tage). Im Ranking der Bundesländer belegt NRW Platz drei, hinter Berlin und Hamburg. Auf dem hinteren Plätzen rangieren Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen ist Schlusslicht.

Die Bearbeitungszeit ist insgesamt langsamener geworden

„Insgesamt ist die Bearbeitungszeit der Finanzämter langsamer geworden“, sagt Felix Bodeewes, Geschäftsführer von Lohnsteuer kompakt. Der bundesweite Schnitt lag 2022 bei einer Bearbeitungszeit von 53,6 Tagen, fast 4,6 Tage mehr als im Vorjahr. Das bedeutet eine Bearbeitungszeit von fast zwei Monaten. Florian Köbler ist Chef der Deutschen Steuer-Gewerkschaft. Für das Jahr 2023 rechnet er damit, dass sich die Bearbeitungszeit der Steuererklärungen „dramatisch“ erhöhen werde, so Köbler in einem Bericht der Wochenzeitung „Welt am Sonntag“.

Die Millionen von Grundsteuererklärungen, die von den Finanzämtern bearbeitet werden müssten, würden dazu beitragen. Beim Finanzamt in Wipperfürth hält man sich zu dem guten Abschneiden bei der Untersuchung von „Lohnsteuer Kompakt“ bedeckt. Stattdessen hat die Oberfinanzdirektion in Münster auf unsere Anfrage hin geantwortet. „Vergleiche von Bearbeitungszeiten einzelner Finanzämter– wie Lohnsteuer Kompakt sie vorgenommen hat – sind nicht aussagekräftig, weil sich die Finanzämter nicht oder nur schwer miteinander vergleichen lassen“, kritisiert Philip Stromberg, stellvertretender Pressesprecher der Oberfinanzdirektion, die Analyse der Berliner.

Finanzbehörde kritisiert die Studie

Bei derartigen Auswertungen gelte es immer zu bedenken, dass die Fall- und Organisationsstrukturen der Finanzämter in NRW und bundesweit sehr unterschiedlich seien und die Bearbeitungszeiten unter anderem aufgrund der Verteilung der eingehenden Steuererklärungen schwanken würden. Vor Ablauf von Abgabefristen könnten sich Bearbeitungszeiten verlängern, wenn mehr Steuererklärungen eingereicht würden. „Zudem sind manche Finanzämter ,arbeitnehmerlastiger’, haben weniger steuerlich beratene Fälle und können die in der Regel weniger komplexen Steuererklärungen deswegen schneller bearbeiten“, so Stromberg.

Andere Finanzämter würden mehr Unternehmen führen, hätten mehr steuerlich beratene Fälle mit anderen und längeren Abgabefristen, deren Bearbeitung aufgrund der Komplexität der Steuererklärungen tendenziell länger dauere. Die Finanzämter in Nordrhein-Westfalen betreuen rund 7 Millionen Einkommensteuerfälle. Nach Angaben der Oberfinanzdirektion werden innerhalb von zwei Wochen bis vier Monaten nahezu 95 Prozent aller Einkommensteuererklärungen bearbeitet. Die Dauer hänge im Einzelfall davon ab, ob Rückfragen erforderlich seien oder Belege beigebracht werden müssten. In Einzelfällen könne die Bearbeitung der Steuererklärung mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Die Dauerzeit hängt von unterschiedlichen Faktoren ab

Auf der anderen Seite würden zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ihre Steuerbescheide wesentlich schneller erhalten. Die Kritik der Oberfinanzdirektion am methodischen Vorgehen der Untersuchung will man bei „Lohnsteuer Kompakt“ so nicht stehen lassen. „Unsere Auswertung ist aufgrund der Stichprobengröße von rund 400 000 Steuererklärungen repräsentativ. Durchschnittlich wurden in 2022 eine hohe dreistellige Anzahl pro Finanzamt berücksichtigt“, sagt Geschäftsführer Felix Bodeewes. Dies bestätige auch das positive Feedback von zahlreichen Finanzämtern, die die Zahlen ergänzend für Vergleiche mit anderen Standorten nutzen würden.

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