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Hämisches Grinsen: Das Trollface gehört zu den bekanntesten Wutcomics, die derzeit im Internet kursieren.

Hämisches Grinsen: Das Trollface gehört zu den bekanntesten Wutcomics, die derzeit im Internet kursieren.

Köln – Plötzlich waren sie da. Seit einigen Monaten begegnen Facebook-Nutzern immer öfter eigenartige Zeichnungen. Krakelig gemalte Comicbilder mit übertriebener Mimik, meist werden Alltagssituationen dargestellt. Trotz ihrer Einfachheit - oder wahrscheinlich genau deshalb - wurden diese Comic-Strips schnell zum Kult. "Memes" wird dieser Internettrend genannt. "Meme" ist allerdings auch der Begriff für Bild- und Tondateien, die sich schnell im Netz verbreiten - also ein Überbegriff für Internet-Phänomene an sich.

Wie die Webcomics entstanden sind, ist nicht genau bekannt. Erstmals wurden sie 2008 auf der Website 4chan veröffentlicht, einem bekannten Internetbildportal, auf dem vor allem Bilddateien ausgetauscht und diskutiert werden. Über ähnliche Internetseiten wie Reddit oder die Spaß-Seite 9gag erlangten die Bilder eine große Popularität.

Oft werden die Bilder auch Rage Comics genannt. Der Name rührt von der allerersten Figur her, der in einer Geschichte ständig ein Missgeschick passierte. Das Ergebnis war ein Wutausbruch vom Feinsten: Rote Adern in den Augen, ein überdimensionaler Mund, zum Schrei geöffnet. Im Hintergrund steht in roten Buchstaben "Fuuuuuuuuuuuuu". Was letzteres bedeutet, da gehen die Meinungen auseinander. Wie so oft im Internet griffen andere Nutzer diese Comic-Idee auf, zeichneten humoristische Alltagssituationen nach und erfanden immer wieder neue Charaktere.

Zwischen Nerd und Alltagshelden

Einer der bekanntesten dürfte das "Trollface" sein. Ein hämisch grinsender Typ mit kahlem Schädel, der die Stirn verschmitzt in Falten legt. Der Name leitet sich von einem Internet-Slang-Begriff ab: "Trolling" bedeutet soviel wie sinnlose Beiträge in Foren zu schreiben, nur um das Gespräch zu stören oder um zu provozieren. Und genau das tut dieser Charakter in den Rage Comics. Weitere bekannte Comic-Figuren sind der "Forever-Alone-Guy" ("Für-immer-alleine-Kerl"), der immer dann auftritt, wenn Menschen zusammenkommen, er aber abseits steht. Sein Charakter schwankt zwischen Nerd und tragischem Alltagshelden. Ein drittes Beispiel für berühmte Wutcomic-Figuren ist der "Me gusta-Guy". "Me gusta" ist spanisch und bedeutet "gefällt mir". Allerdings gefällt diesem Kerl immer nur das, was andere ärgert.

Mittlerweile haben die Rage Comics so großen Kultstatus, dass auch Prominente wie Barack Obama und der chinesische Basketballspieler Yao Ming ein ihnen nachempfundenes Rage Face im Internet erhalten haben. Online gibt es außerdem Datenbanken, in denen die Comics gesammelt und die verschiedenen Charaktere erläutert den Internetnutzern werden. Merchandising wie T-Shirts, Taschen oder Socken gibt es natürlich mittlerweile auch schon. Selbst für Hunde wurden bereits schöne Troll-Face-Leibchen entworfen.

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