Abo

„Jecke Ecke“So verläuft die Session 2022/2023 im Rheinisch-Bergischen Kreis

Lesezeit 38 Minuten
Das Bergisch Gladbacher Dreigestirn steht im Konfettiregen auf der Bühne.

Endlich am Ziel: Das Bergisch Gladbacher Dreigestirn auf der Prinzenproklamation.

In unserer „jecken Ecke“ finden Sie chronologisch sortiert einen Überblick über Jeckes im Rheinisch Bergisch Kreis.

Der lange Weg des Bergisch Gladbacher Dreigestirns

Das Bergisch Gladbacher Dreigestirn hat in mehr als zwei Jahren ein wahrliches Auf und Ab erlebt. Gestartet mit Vorfreude auf die Sessions 2022/2021 dauerte es bis zum Januar 2023, bis die drei endlich proklamiert wurden. Corona eben. Wir haben die drei Jecken während der gesamten Zeit begleitet. Hier erhalten Sie einen Einblick hinter die Kulissen darüber, wie das Bergisch Gladbacher Dreigestirn diese Zeit erlebt hat.


Unterwegs auf Papppferden: Neue Leiterin für Bensberger Amazonen

Die Amazonen der Großen Bensberger KG waren vor 17 Jahren als Reitercorps gegründet worden. Auf echten Tieren reiten die Damen inzwischen nicht mehr, stattdessen gehen sie mit Papppferden auf dem Karnevalszug mit. Ein Wechsel vollzog sich auch an der Amazonen-Spitze. Angela Wallraf hat die Leitung an Nina von Lom weitergegeben.


Bergisch Gladbach: 1800 Euro beim Gläserverkauf gesammelt

Stolze 1800 Euro für den Verein „Bürger für uns Pänz“ hat das Bergisch Gladbacher Dreigestirn mit dem Verkauf von speziell gestalteten Gläsern gesammelt. Die Jecken haben uns dabei vor Ort mal erzählt, was sie so von ihrem Trifolium halten.


Proklamation im Konfettiregen

Mit ganz viel Anlauf haben sie es geschafft. Zweimal hatte Corona das Bergisch Gladbacher Dreigestirn ausgebremst. Im Januar 2023 konnten das Trifolium dann endlich proklamiert werden.

Ganz ohne Komplikationen verläuft so eine Session auch auf der Bühne nicht immer. Das musste der Bauer Andreas auf der DRK-Karnevalsparty feststellen. Der tanzte so wild, dass auf der Bühne sein Dreschflegel brach.


Bergisch Gladbach: KG-Präsident schwer verletzt

Das Jahr 2023 startete für den Bergisch Gladbacher KG-Präsidenten Alexander Pfister denkbar schlecht. Er verletzte sich schwer, die Hintergründe dazu lesen Sie hier. Das hielt den Gladbacher Karnevalisten aber nicht davon ab, Geheimaktionen vom Krankenbett aus zu planen. Und von der Bühne hielt die Verletzung Pfister auch nicht ab. Auf Krücken gestützt konnte er sogar Herrensitzung feiern.


Sessionsstart in Rhein-Berg 2022/2023

Endlich wieder eine halbwegs normale Session. Die Jecken in Rhein-Berg konnten sich im Herbst 2022 wieder auf die Eröffnung der fünften Jahreszeit freuen. Hier lesen Sie, wie Bergisch Gladbach in die Session gestartet ist.


Bergisch Gladbach: Jubiläum des „Tatütata-Dreigestirns“

Das legendäre „Tatütata-Dreigestirn“ hatte eingeladen – und alle waren sie zum Elfjährigen in den „Postillon“ gekommen: frühere Prinzen, Bauern und Jungfrauen, der damalige Dreigestirnsfahrer Jochen Menck, Hoffotograf Robert Grünwald und jede Menge weitere jecke Weggefährten von Prinz Uwe I. (Wirges), Bauer Roland (Theißen) und Jungfrau Angelika (Knechtel).

2011 von der KG Löstige Stänedräjer vun d’r Polizei Bergisch Gladbach aufgestellt, hatten der beruflich als Polizeibeamter tätige Prinz und seine Trifoliumsmitstreiter rasch den Tatütata-Spitznamen weg gehabt. Kein Wunder, hieß es doch auch in einem der Lieder der drei: „Tatütata, der Prinz ist da.“ Vom Vorstellungsfoto am Streifenwagen mal ganz abgesehen . . .

Zum Elfjährigen waren aber weder Polizeibeamte in der Überzahl noch Prinzen oder Bauern, sondern Dreigestirns-Jungfrauen, wie Uwe Wirges in seiner Begrüßung anerkennend feststellte. Mit dabei war auch Cornelius Dederichs, Gladbachs ältester noch lebender Prinz, der das höchste Jeckenamt in der Kreisstadt vor 70 Jahren bekleidete. Von der Brauchtumsvereinigung gratulierte Martin Gerstlauer dem Jubel-Dreigestirn. Musikalisch heizten die „Flöckchen“ den Feiernden ein.

Bergisch Gladbach: Präsentation des Kinderdreigestirns

Es ist schon gute Tradition, dass diese Überraschungsgäste auf dem Grillfest der Großen Bensberger KG stets schon sehnlichst erwartet: Und auch diesmal strahlten die drei Ehrengäste mit der Sonne um die Wette. Auf einem Spielplatzkarussell. Ein Vorzeichen darauf, dass es bei den dreien rundgeht in der nächsten fünften Jahreszeit? Auf jedem Fall! Schließlich wollen Felix Breuer, Tom Knauthe und Sofie Winter in der nächsten Session das Kinderdreigestirn von Bergisch Gladbach werden. Der Präsident der Großen Bensberger KG, Rainer Furth-Quernheim, begrüßte die drei beim Grillfest am Naturfreundehaus bereits als designiertes Kinderdreigestirn der Kreisstadt.

Der künftige Prinz Felix II. (Breuer), der designierte Bauer Tom (Knauthe) und die nächste Jungfrau Sofie (Winter) waren mit ihren Eltern und Geschwistern gekommen, um sich ihrem närrischen Volk vorzustellen. „Bevor sie in der vor uns liegenden Session in den Sälen und auf den Straßen unserer Stadt ordentlich mit uns feiern und – hoffentlich – Corona die rote Karte zeigen“, drückte der Pressesprecher der Großen Bensberger, Manfred Habrunner, seine Hoffnung und den großen Wunsch für die drei jungen Jecken aus. „Wir wünschen diesem wunderbaren designierten Kinderdreigestirn und uns allen mit ihnen eine tolle Session 2022/2023.“

Das Dreigestirn

Zu den Personen

Jungfrau Sofie (Winter) ist in Bergisch Gladbach geboren und zehn Jahre alt. Ihre Schwester Emelie ist zwölf Jahre alt und ihr großer Bruder Tim ist schon 18. In der Schule mag sie am liebsten Kunst, Musik und Freiarbeit, sie isst gerne Sushi und Pannekuchen und nennt als ihre Hobbys Schwimmen, Karate, Reiten, Basteln und die Pfadfinder. Jungfrau (in spe) Sofie ist kreativ und kann, wie sie selbst sagt, Ungerechtigkeit nicht leiden.

Prinz Felix II. (Breuer) wurde in Köln geboren, ist neun Jahre alt und hat eine fünfjährige Schwester (Nele). Als begeisterter Fußballer spielt er für den FC Bensberg und liebt Minecraft und Pokémon. In der Schule findet er Kunst gut und liebt Lasagne. Der Prinz in Lauerstellung redet gern viel – da gibt es sicher schlechtere Eigenschaften für einen kommenden Prinzen – und kann es nicht ausstehen, wenn Freunde sich streiten.

Bauer Tom (Knauthe) ist neun Jahre alt und ein echter Bensberger Jung. Er hat eine fünfjährige Schwester (Mona) und spielt Fußball. Mit seiner Trompete wird es ihm sicherlich gelingen, dem Dreigestirn bei den Auftritten Aufmerksamkeit zu verschaffen. Seine Lieblingsfächer sind Mathe und Deutsch und als Lieblingsessen nennt er Pizza Margherita und Pfannkuchen. Er mag definitiv keine Pilze und verabscheut Streit. (wg)

Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen gab es dann bei den Bensberger Jecken von „Rut Wiess“ „jet ze müffele und jet ze süffele“, viel Klaaf, moderate karnevalistische Klänge und – noch hinter vorgehaltener Hand – erste vorsichtige „Alaafs“, wie aus verlässlicher Quelle zu erfahren war.

Bergisch Gladbach: 70 Jahre Narrenzunft

Die vergangene Session hat Narrenzunftpräsident Udo Güldenberg mit Paragraf 9 des Kölschen Grundgesetzes schnell beschrieben: „Wat soll dä Quatsch?“ Sich deshalb aber die Lust am Feiern, noch dazu des eigenen 70-jährigen Bestehens verderben zu lassen, ist die Sache der KG Narrenzunft Bergisch Gladbach nicht – wenngleich die Pandemie auch an der Narrenzunft nicht spurlos vorbeigegangen ist, wie Präsident Güldenberg jetzt in seiner Rede zur Feier des 70 (+1)-Jährigen bilanzierte.

Der gesellschaftliche Zusammenhalt habe auf vielen Ebenen gelitten, sagte Güldenberg bei der Feier hoch über den Dächern der Kreisstadt, vor dem Penthouse des Bergischen Löwen. Die KG Narrenzunft, die sich gerade als Familiengesellschaft neu erfunden hatte, hielt mit Kräften dagegen. Vom Mini-Zoch fürs Kinderdreigestirn bis zur Wagenschau an Karnevalssamstag reichten die corona-konformen Aktionen, die die KG-Spitze ins Leben rief. Die Resonanz bestätigte die Verantwortlichen. Güldenberg: „Die KG Narrenzunft kann nur mit einer Familiengesellschaft in die Zukunft gehen“, auch wenn einige der zahlreichen neu gewonnenen Mitglieder in der Pandemie wieder ausgetreten seien. Aber: „Für mich ist das Glas immer halb voll, und nicht halb leer.“

Gladbach: Rückblick in die 50er

In seinem Rückblick erinnerte Güldenberg an jenen Abend des 18. März 1951, als sich 15 Männer im Gasthaus Zum Horn trafen, um die Narrenzunft ins Leben zu rufen. Erster Vorsitzender wurde Hubert Reif, erster Präsident Otto Mewes. Als Patengesellschaft fungierte damals die Große Gladbacher KG und die KG Fidele Böschjonge stand ebenfalls mit Pate. 1953 gründete sich ein eigener Senat, der seit dem Jahr 2000 von Willi Mangels als Senatspräsident geleitet wird.

Die Narrenzunft heute

Die Spitze der Narrenzunft bilden heute Präsident Udo Güldenberg, 1. Vorsitzender Volker Beuthert, 2. Vorsitzender Holger Ernst, Senatspräsident Willi Mangels, Geschäftsführer Jens Breuner, Schatzmeister Gerwin Ernst und Literat Uwe Wirges.

Seit 1985 sind Senat und Aktive gleichgestellt. „Es wuchs etwas zusammen, was zusammen gehörte“, so der 1. Vorsitzende der KG Narrenzunft, Volker Beuthert, in seiner Begrüßungsrede. In der ließt Beuthert auch Revue passieren, dass Udo Güldenberg bereits 1996 das Präsidentenamt übernahm und er entsprechend im vergangenen Jahr bereits sein 25-jähriges Amtsjubiläum feierte.

Gladbacher Jecke stellten mehrfach das Dreigestirn

Auch Senatspräsident Willi Mangels sei heute eine Institution, würdigte Beuthert den Einsatz der beiden Vollblutkarnevalisten, die nicht nur 2006 ein Dreigestirn (mit Güldenberg als Prinz, Martin Schmidt als Bauer und Beate Schmidt-Gläser als Jungfrau) an den Start brachten, sondern ab 2007 auch den Närrischen Löwen rockten und 2009 Marlene Löffelsend, die Ehrenpräsidentin des Damenkomitees der KG Narrenzunft, zum Ehrenmitglied machten. 2017 stellte die KG bereits zum zweiten Mal das Dreigestirn, mit Volker Beuthert als Prinz, Bauer Alfred de Martin und Jungfrau Silke Hermann.

Alles andere als leicht war 2017 die KG-interne Auseinandersetzung über die Zukunft des Senats. „Der Bruch nach 32 Jahren konnte verhindert werden“, so Beuthert. Und auch wenn der Rücktritt von fünf der sieben Vorstandsmitglieder „erstmal weh“ getan habe, sei gerade das doch der „Beginn für diese frohe Runde hier“, so Beuthert mit Blick auf Vorstandskollegen.

Neben Werner Herpolsheimer von den Böschjonge, Hildegard und Helmut Häck von den Steinenbrücker Schiffermädchen und Ehrenmitglied Marlene Löffelsend feierten zahlreiche weitere Gäste und Honoratioren in enger Verbundenheit mit der Narrenzunft. Als Symbol für den Zusammenhalt passte es prima, dass sich Udo Güldenberg von den Flöckchen „In unserem Veedel“ wünschte und lautstark mitsang, bevor die Youngster aus den eigenen Reihen noch für mächtig weitere Stimmung sorgten.

Comeback, Schirme und ein singender Bauer

Das Eröffnungslied der „Flöckchen“ im strahlenden Sonnenschein hätte wohl jede und jeder der Anwesenden unterschreiben können: „Schön dat de do bess“. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause fand es am Wochenende wieder statt, das Sommerfest der Vereinigung zur Erhaltung und Pflege heimatlichen Brauchtums – und zeigte zugleich, wo und wie sich der Karneval verändert hat . . .

Einig waren sich die versammelten Jecken mit dem Vorsitzenden der Vereinigung, Martin Gerstlauer, dass sie „endlich mal mit dem Dreigestirn in ewiger Lauerstellung“ eine Session auch feiern möchten, wie Gerstlauer bei der Begrüßung von Prinz in spe Frank III. (Haag) und Bauer Andreas (Rossa) bemerkte. Die designierte Jungfrau Melanie (Pfister), die ebenfalls aus den Reihen der Großen Gladbacher KG stammt, deren Mitglieder beim Sommerfest der Vereinigung Grill- und Thekendienste übernommen hatten, befand sich noch im Trainingslager mit den Strunde-Pänz.

„Running Rossis“ Gastauftritt

Bauer Andreas hielt unterdessen beim Auftritt der Flöckchen nichts mehr auf den Plätzen: Als die Stimmungsmacher auf dem Festplatz vor der Horst-Neuhäuser-Festwagenhalle „Pütze Hein“ anstimmten, war er am Mikrofon und sang begeisternd mit.

„Pütze Hein von Running Rossi“, würdigte Flöckchen Uwe Kraus den Gastbeitrag des auch als Marathonläufer ambitionierten Bauern.

„Ich hoffe nur, dass wir auch wieder gemeinsam feiern können und uns nicht wieder im Dezember der Boden unter den Füßen weggezogen wird“, erinnerte Kraus an die vergangene Session, bevor sein Flöckchen-Kollege und amtierender Schützenkönig von der Hand, Markus Kierdorf, zur „Kaffeebud“ der Bläck Fööss ansetzte.

Brauchtumschef lobt „Premium-Auftritt“

Der dritte im Bunde, Frank Müller, tat ein Übriges dazu, dass das Sommerfest zu einem fulminanten Vorgeschmack auf die nächste Session wurde, die dann – so hofft die Karnevalsgemeinde – ohne erneutes Ausbremsen durchstarten kann. „Ein Premium-Auftritt“, lobte Gerstlauer und versprach ein Wiedersehen in der Session.

Und er konnte sich gleich weiterfreuen: Denn Zugleiter Helmut Kraus und René Karla überreichten den Erlös aus dem Verkauf ihrer Mottoschirme zugunsten des Brauchtums. Fast 2000 Euro sind durch den Verkauf der selbst entworfenen und gestalteten Schirme zusammengekommen, die sich – so zeigte das Sommerfest – auch prima als Sonnenschutz nutzen lassen. Letzte Restexemplare gibt’s zum Preis von 25 Euro übrigens noch im Internet: www.jeckalaaf.de

Mit der Schirmspende soll der Neustart des Karnevals nach der Pandemie mit angeschoben werden.

Also eigentlich alles bestens. Nicht ganz: Am Rande der Veranstaltung kündigte der stellvertretende Geschäftsführer der Brauchtumsvereinigung, Dietmar Köster, an, sich künftig nicht mehr um die Organisation des Sommerfestes kümmern zu wollen. Er fand seinen Einsatz, der allein beim Sommerfest mehr als 20 Stunden vom Tische aufbauen bis zur Musik umfasse, nicht hinreichend gewürdigt und kündigte im Gespräch mit dieser Zeitung an, dass sich künftig andere darum kümmern müssten. Sie dürften dann auch feststellen, wie viel Arbeit in solche einem Fest stecke.

Gladbacher Dreigestirn in Lauerstellung plaudert beim „Mensch ärgere Dich nicht“-Spiel

Zweimal durch die Pandemie ausgebremst, nehmen Frank Haag (Prinz), Andreas Rossa (Bauer) und Melanie Pfister (Jungfrau) nun zum dritten Mal Anlauf, Dreigestirn von Bergisch Gladbach zu werden.

Bei einer Partie „Mensch ärgere Dich nicht“ hat Guido Wagner mit ihnen gesprochen. Das Interhiew gibt's hier zu lesen.

„Nadepri“ feiert 40 Jahre – 35.000 Euro gespendet

Wenn alles vorbei zu sein scheint, dann geht’s im Bergisch Gladbacher Karneval nochmal richtig rund. Und das auch noch für den guten Zweck. Und sogar dann, wenn davor nahezu alle anderen Veranstaltungen wie in der vergangenen Session ausgefallen sind.

Aber der Reihe nach: Eigentlich markiert das „Prinzenessen“ an Karnevalsdienstag mit seiner Nachlese der zurückliegenden und dem Ausblick auf die neue Session den offiziellen Abschluss einer solchen in der Kreisstadt. Eine Handvoll Karnevalisten aus verschiedenen Bergisch Gladbacher Vereinen und Gesellschaften wollten danach aber 1983 nicht mehr einfach sang- und klanglos auseinandergehen.

„Strafgeld“ von mehr als 35.000 Euro gespendet

Kurzerhand beschlossen sie, sich nach jedem künftigen Prinzenessen noch im Wirtshaus am Bock zu treffen – als konspirative Initiative „Nach dem Prinzenessen“, kurz: Nadepri. Gesagt, getan – und das nicht nur zum eigenen Wohl. Denn natürlich sollte auch beim Sessionsausklang die Etikette gewahrt werden. Daher wurden selbst kleinste Verfehlungen mit empfindlichen Finanzstrafen belegt.

Mit dem eingenommenen Strafgeld wurden im Laufe der Jahre zahlreiche Institutionen wie Kindertanzgruppen, Kindergärten, Schulen und Seniorenheime unterstützt. Dass dabei mehr als 35.000 Euro gespendet wurden, zeigt unterdessen weniger die Schwere der Verfehlungen, sondern vielmehr die Großzügigkeit der Karnevalisten.

„Das war und ist Brauchtum vom Feinsten“

Und: „Das Gerücht, dass die Nadepri-Mitglieder immer »mächtig einen heben«, entspricht also auch nicht ganz der Wahrheit“, sagt Ingrid Mischker, deren im vergangenen Jahr verstorbener Mann Karlheinz zu den Nadepri-Gründern gehörte und die seit Jahren die Berichte über die Initiative für die Sessionshefte der Großen Gladbacher KG verfasst. Viele Jahre lang war Dieter Gier der Nadepri-Präsident und Peter Esser der Schatzmeister, heute verwaltet Gisbert Schweizer die Finanzen.

„Grundgedanke war und ist, etwas für die Allgemeinheit zu tun“, sagt Robert Grünwald, der die Nadepri-Aktivitäten seit Jahren mit der Kamera begleitet. „Das war und ist Brauchtum vom Feinsten.“

Auch ohne Prinzenessen getroffen

Um sich auch das übrige Jahr nicht aus den Augen zu verlieren, hatten die aktiven Karnevalisten schon früh begonnen, auch außerhalb der Session Touren zu organisierten. Mit Partnern ging es beispielsweise in einer kombinierten Bus- und Schiffsfahrt nach Löf an der Mosel und zum Weingut Weytt in Winningen oder zur Burg Longuich und nach Trier, zur Vulkanbrauerei in Mendig und zum Geysir nach Andernach, um nur einige der Ziele zu nennen.

In den Zeiten dazwischen gab es Sommerfeste. Zu einem solche Treffen haben jüngst auch Gisbert Schweizer und Robert Grünwald in den Alten Lindenhof nach Gierath eingeladen. Zu aller Überraschung und Freude stifteten Grünwald und Helmut Kraus einen neuen Wimpel, nachdem der vorherige, von Marlene Löffelsend handgefertigt, nicht mehr aufzufinden war.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Wir wollten bei dem Treffen natürlich auch schonmal auf das 40-Jährige der Nadepri anstoßen, das ja in der nächsten Session gefeiert wird“, sagt Grünwald, „aber wer weiß schon, wie die diesmal gefeiert werden kann.“ Dass es nicht viel Bedarf, um zu feiern, und Gutes zu tun, haben die Nadepri-Aktiven unterdessen auch in der Pandemie-Zeit gezeigt. Obwohl vergangene Session das Prinzenessen ausfiel, da die Karnevalisten bekanntlich freiwillig alle Veranstaltungen abgesagt hatten, fand das „Nach dem Prinzenessen“-Treffen statt – wenn das mal kein Ausdruck von Lebensfreude und Beständigkeit ist...

Bergisch Gladbachs Motto für die Session 2022/2023 steht fest

Nach der Session ist vor der Session – und an Aschermittwoch ist längst nicht alles vorbei. Die Ideenschmiede mancher Jecken für die nächste Session läuft dann sogar schon an.

So steht natürlich auch bereits ein gesamtstädtisches Sessionsmotto für 2022/2023 fest, auf das sich die Vereinigung zur Erhaltung und Pflege heimatlichen Brauchtums und das Festkomitee Bensberger Karneval verständigt haben.

„Su wie fröher – nu noch schöner!“ lautet das Motto, mit dem am nächsten Elften im Elften dann endlich in eine neue Session nach Überwindung der Corona-Pandemie gestartet werden soll. „Das neue Sessionsmotto soll die Sehnsucht aller Jecken nach einem karnevalistischen Neustart nach zwei aufgrund der Pandemie ausgefallenen Sessionen versinnbildlichen“, erläuterte Martin Gerstlauer von der Vereinigung.

Karnevalsgesellschaften und -initiativen könnten sich damit beispielsweise in Mottowagen und Kostümen auf „Dinge von früher beziehen, die man wieder aufleben lässt und noch schöner gestaltet“.

Open-Air-Sitzung mit „Bergische Jung“ und Schweigeminute

Alle Wege führen nach Neschen: Dort lud das Prinzenpaar Thomas I. und Tamara I. (Renken) zur allerersten Open-Air-Familiensitzung vor der Grundschule ein und begeisterte rund 350 Jecken. Die Dorfgemeinschaft, Vereine und Gönner genossen die Zeit, die ihnen der Pandemiegott zukommen ließ. Vom Karnevalsgott gab es Kaiserwetter obendrauf.

Thomas und Tamara fuhren mittags standesgemäß im Cabrio auf den Schulhof, ihr Gefolge, die „Dom Dancer“, stand Spalier. Die Musik zum Aufmarsch: „Ich will danze!“ Kaum auf der Bühne, wirbelte Tamara im Minirock. Damit war es viel einfacher, eine kesse Sohle aufs Parkett zu legen. Ein bisschen mulmig war es den Karnevalisten im Festkomitee der Karnevalsfreunde Oberodenthal (FKO) ja schon, ob es richtig ist, in Kriegszeiten zu feiern. Sie entschieden sich einstimmig dafür, denn für die Menschen in Övver Ohnder steht der Karneval für Freiheit, Solidarität und Vielfalt, was die meisten Gäste durch ans Kostüm angebrachte Details in den Farben der ukrainischen Flagge verdeutlichten.

Auch Willibert Pauels, der „Bergische Jung“, bat um eine Schweigeminute. „Die Rheinländer stehen gerade in der Kritik, dabei ist Karneval auch Ventil und Protest: Feiern gegen die Dunkelheit in der Welt“, sagt er. Damit wirklich alle auf ihre Kosten kommen, hatte der Vorstand des FKO alles aufgebaut, die Landjugend sorgte für die Bewirtung, sodass wirklich alle anderen sich auf das Feiern konzentrieren konnten. Schnell kam die Party in Fahrt, dafür sorgten musikalisch die Rumtreiber, Mr. Tottler, Stadtrand und Mennekrather. Tänzerisch begeisterten die Zunftfüchse aus Voiswinkel. Alle Blicke zogen später die Dorftorpedos auf sich, die Männer tanzten im YMCA-Style. Schon ihr Einzug war stürmisch und endlich flogen Kamelle.

Dazwischen mischte sich das Prinzenpaar unters jecke Volk, nutze die Zeit für Gespräche, Tanzeinlagen und verteilte Pins an Jugendliche. „Die sollen sich auch mit dem Brauchtum verknüpft fühlen“, so Thomas I. Für seine Frau und ihn war die Veranstaltung nur ein Höhepunkt der etwas anderen Session. „Es war so ein intensiver Kontakt zu den Gruppen, es gab viele Gänsehaut- und Herzmomente. Wir durften so viel Freude bereiten. Es war einfach die schönste Session, die wir jemals erlebt haben.“ Was am Dienstag noch ansteht, ist die Auskleidung in der Hofburg „Hotel Wißkirchen“. (Alexandra Burger)

KG Narrenzunft feiert Richtfest mit Kinderdreigestirn

Blau-Gelb – die Farben der KG Narrenzunft Bergisch Gladbach sind schon immer Programm: für eine aufstrebende Familiengesellschaft und jetzt auch für die Solidarität mit der Ukraine nach der Kriegseröffnung durch Russlands Präsident Wladimir Putin. „Wir haben überlegt, ob wir unsere Aktion vor dem Hammer-Fachmarkt trotzdem machen sollten, haben uns dann aber wegen der Kinder doch dafür entschieden“, sagt Narrenzunft-Vorsitzender Volker Beuthert.

Auch das Kinderdreigestirn der Kreisstadt war zum Richtfest des Narrenzunft-Festwagens gekommen. „Der ist um eine große Familienzone erweitert worden und hat nun statt sieben 15 Plätze“, erläutert Beuthert. Trotz der Pandemie habe die KG noch Mitglieder hinzugewonnen, zähle nun mehr als 90 Köpfe. „So viel hatte die Narrenzunft seit Jahrzehnten nicht mehr“, so Beuthert. Mit dabei war auch die KG Gläbbische Musketiere, die aus einer bereits seit elf Jahren aktiven Zoch-Gruppe hervorgegangen ist. Dazu sammelte die Narrenzunft erneut Spenden, die künftigen Kinderdreigestirnen zugute kommen sollen. 

Bensberger KG mit Schärpen in Farben der Ukraine

Eigentlich sind ihre Farben Rot-Weiß. An diesem Morgen aber ziehen viele Mitstreiter der Großen Bensberger Karnevalsgesellschaft blau-gelbe Schärpen über ihre Uniformen. „Karneval war immer schon auch in Kriegszeiten eine friedliche Form des Protests“, sagt David Zenz, der die Aktion der Karnevalisten in der Bensberger Schloßstraße zusammen mit seinem Mitstreiter Martin Lucke vom Herrenreitercorps der KG vorbereitet hat. „Wir wollen ein kleines stilles Zeichen setzen“, sagt Martin Lucke und schneidet weitere Schärpen zu: „Ein Zeichen für das Brauchtum und gegen den Überfall Putins auf die Ukraine.“

Ursprünglich wollten die Karnevalisten am Samstag an den abermals wegen der Corona-Pandemie abgesagten Karnevalszug erinnern, jetzt verteilen sie die Strüßjer für die Großen und Süßigkeiten für die Kinder auch als „Zeichen des Friedens“ in einer Welt, die angesichts des Kriegs in der Ukraine kaum einen anderen Gedanken fassen lässt.

Mit dabei ist auch das Kinderdreigestirn, das – nachdem die Proklamation mehrfach verschoben wurde – wenige Tage nach dem Amtsantritt erneut vor drängende Nöte der Welt gestellt ist. Doch Prinz Mika I., Bauer Zion und Jungfrau Isabel sind mit großem Engagement bei der Sache – auch wenn ihr Amt wahrlich kein leichtes ist.

Friedensmarsch in Dürscheid mit Prinzenpaar

Es ist Musik des ukrainischen Komponisten Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski, die das Blasorchester Dürscheid mit „Ich bete an die Macht der Liebe“ als Statement an den Anfang des kleinen Platzkonzertes stellte, in das am Samstag ein außergewöhnlicher Zug der KG Dürscheder Mellsäck durch den Kirchort mündete. Eigentlich hatte es ein Zoch durch den Ort sein sollen, um zu zeigen „Wir sind noch da“ – jetzt ist es auch ein Friedensmarsch gegen den russischen Angriff auf die Ukraine. An der Metzgerei Molitor wird der Zug mit Erbsensuppe empfangen, beim Platzkonzert auf dem Parkplatz des Edeka-Markts Hetzenegger sorgen Bernhard und sein Sohn Moritz Hetzenegger für die Verpflegung der Karnevalisten, denen sich auch einige Menschen vom Straßenrand angeschlossen haben.

„Wenn man das so sieht, geht einem schon das Herz auf“, sagt Prinzenführerin Andrea Klever, während das Prinzenpaar in spe, Prinz Peter II. und Prinzessin Monika (Thul), süßen Nachschub für die Kinder und Orden für die Unterstützer holt. „Karneval ist auch ein Hoffnungsträger“, sagt „Mellsack“ Wolfgang Pankow. Auch in der Kriegszeit habe er den Menschen ein Stück Hoffnung gegeben – „und war zugleich ein Zeichen der Aufmüpfigkeit“, so Pankow.

„Wir sind ein Verein, um den Menschen Hoffnung zu bringen“, sagt Präsident Wilfried Fischer, „und auch Freude in schweren Zeiten“. Dafür sorgte am Samstag neben dem Dürscheider Blasorchester unter Leitung von Christian Wiedemann auch die jüngste Formation der Dürscheder Mellsäck, die Mellsäckchen. Sie zeigten mehrere Tänze – und genossen sichtlich, endlich einmal wieder auftreten zu können.

Kinderdreigestirn übernimmt Rathausschlüssel

Bürgermeister Frank Stein wird in den kommenden Tagen etwas mehr „Luft“ haben, denn wie sonst üblich hat an Weiberfastnacht das Dreigestirn, diesmal das Kinderdreigestirn als einziges proklamiertes, die Macht in der Stadt übernommen und regiert bis Aschermittwoch das jecke Volk.

Im zweiten Corona-Jahr ist  zwar – wie schon 2021 – der Rathaussturm als Brauchtumsveranstaltung ausgefallen, aber trotzdem ist der Bürgermeister den Stadtschlüssel los. Das Kinderdreigestirn, Prinz Mika I., Bauer Zion und Jungfrau Isabel, übernahm damit symbolisch die Regentschaft für den Straßenkarneval vom bis Veilchendienstag, 1. März 2022.

Video wurde vorab gedreht

Das Video dazu wurde, und darauf weist die Stadtverwaltung hin, bereits am vergangenen Wochenende und damit vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine gedreht.

„Das Mitgefühl und die Sorge gelten den Menschen in der Ukraine, vor allem der Zivilbevölkerung“, sagt Bürgermeister Frank Stein. „Dennoch geht auch das gesellschaftliche Leben in den verschiedenen Facetten in der Region weiter. Vor allem das Engagement des Kinderdreigestirns darf nicht aufgrund des Aggressors Wladimir Putin geschmälert werden. Die drei Kinder haben sich auf ihr Amt und ihre Aufgabe lange vorbereitet und sind mit Herz und Begeisterung für ihre Heimatstadt Bergisch Gladbach dabei, das möchten wir unbedingt in den Vordergrund stellen.“ Aus diesem Grund sei die Stadtverwaltung auch dabei geblieben, das Video zu veröffentlichen.

„Passt bitte gut darauf auf, habt viel Spaß und gebt mir den Schlüssel bitte an Aschermittwoch wieder zurück“, bittet Frank Stein im Video, mit Lappen-Frack kostümiert. Bei der kleinen Zeremonie im Rathaus Bensberg wurde natürlich auch getanzt und gesungen. Das Trifolium sang sein Sessionslied „Jeck op Karneval“.

KG verleiht Orden an Hilfskräfte

Was tun, wenn alles schon vorbereitet ist, und dann wird die Session doch abrupt ausgebremst? Einmal an die denken, ohne die Karneval auch sonst nicht möglich wäre! Und an die, für die Karneval gerade jetzt eine besondere Bedeutung hat. Fast 300 Sessionsorden, die wegen der abgesagten Veranstaltungen nicht zum Einsatz kamen, hat die Große Gladbacher KG, die in dieser Session das Gladbacher Dreigestirn gestellt hätte, an Polizei, Deutsches Rotes Kreuz, Feuerwehr sowie Mitarbeitende und Bewohner der Hospize an Evangelischem Krankenhaus und Vinzenz-Pallotti-Hospital verteilt.

„Manchen Orden im Hospiz habe ich Menschen auch im Liegen übergeben“, sagt Präsident Alexander Pfister beeindruckt, nachdem er mit dem designierten Dreigestirn aus den Hospizen zurückgekehrt ist. „Die Menschen dort hatten sich fast alle verkleidet, und wir haben mit Maske ein Lied gesungen. Die Freude der Menschen dort werde ich niemals vergessen.“ Nicht vergessen wollten die Karnevalisten auch die stillen Helfer, die für die Sicherheit sorgen, wenn andere feiern. „Die setzen jeden Tag oft auch ihr Leben ein.“

Nach einem Bericht in dieser Zeitung über die Ordenskisten, die sich in Pfisters Flur stapelten, erhielt der Präsident viele Rückmeldungen. Eine sogar von einem Musiker, der 1983 in einer Kapelle auf der Sitzung der Großen Gladbacher gespielt hatte und heute in Unna wohnt. Auch er erhielt einen Orden – per Post. Mit einem Alaaf aus Gläbbisch.

Karnevalistische Brauchtumsmessen in Bechen und Dürscheid

Die Farben waren am Sonntagmorgen gesetzt: Mellsäck-Gelb und Karnevalsfreunde-Rot. In der Corona-Karnevalssession 2021/22 ist auch bei den bergischen Karnevalsgesellschaften alles anders: keine Karnevalssitzungen und keine Umzüge. Eines dann aber doch: die Karnevalsmessen. Am Sonntag hatten die Dürscheder Mellsäck in ihre heimische St. Nikolaus-Kirche eingeladen, die Karnevalsfreunde Bechen in ihre Kirche St. Antonius Eremitus.

Pastor Harald Fischer zelebrierte  beide Messen, im Abstand von eineinviertel Stunden, er ist gebürtig aus dem Overather Sülztal und kennt die Gepflogenheit des bergischen Brauchtums. In den Kirchenbänken waren die Vorstände, designierten Tollitäten und Mitglieder der Gesellschaften sehr gut erkennbar:  Gesellschaftsjacken, Litewkas und Schiffchen dominierten. Die meisten Besucher kamen mit Ansteckern oder Schals, und ausnahmsweise feierte der Pastor die heilige Messe mit Karnevalsmütze. Bei den Mellsäck ist Harald Fischer Mitglied, beide Messen haben große Tradition. 

Kinderdreigestirn zieht durch Fußgängerzone

Der große Sonntagszug wird in diesem Jahr nicht durch die Gladbacher Stadtmitte ziehen, einen klitzekleinen Zug gab es aber am Samstag doch. Spontan initiiert von der KG Narrenzunft für das am Vorabend proklamierte Kinderdreigestirn der Kreisstadt.

„Wir wollten den Kindern auch etwas geben“, sagte Narrenzunft-Präsident Udo Güldenberg und führte den kleinen Zug durch die Fußgängerzone, in der Prinz Mika (Juzwik), Bauer Zion (Neftah) und Jungfrau Isabel (Rudel) Bonbons und Autogrammkarten verteilten. Viele der unverhofft Beschenkten strahlten: Das hatten sie an diesem Samstagmorgen beim Einkaufen mit Mama oder Papa nicht erwartet.

Die frisch proklamierten Kindertollitäten mussten sich an die neue Rolle unterdessen noch ein bisschen gewöhnen. „Ein bisschen peinlich ist es schon“, bekannte Zion. „Vor allem wenn die Kinder genauso alt sind wie wir“, ergänzte Jungfrau Isabel. „Aber schön ist es trotzdem, wenn wir so Freude machen können“, setzte Prinz Mika hinzu und griff beherzt erneut in die Bonbon-Tüte. Narrenzunft-Vorsitzender Volker Beuthert sorgte für Musik und Literat Uwe Wirges sammelte mit der Spendendose für künftige Kinderdreigestirne. Ein jecker Zoch, der auch in der Rhein-Berg-Galerie gebührend empfangen wurde.

Overather Mütter, Mädels und Kontaktpersonen op Jöck

Overather Mütter, Mädels und Kontaktpersonen op Jöck, kurz MMK op Jöck haben die Organisatorinnen des Overather Mütterkaffees im Cyriax ihre diesjährige Video-Ausgabe der stets mit viel Lokalkolorit versehenen Karnevalsveranstaltung genannt.

Begleitet von Kameramann Florian Werner treffen die jecken Moderatorinnen  Heike Mahr und Ilona Mitzschke unter anderem den „Tuppes vum Land“ Jörg Runge zu einem Auftritt auf Gut Eichthal oder Sängerin Christel Wendeler vom Jungen Chor Overath an der Haustür. Dazu gibt's jede Menge Video-Spaß aus diesem und früheren Jahren.

So jeck kann ein Patronatsfest in der Kirche sein

In den Karnevalssälen erklingt derzeit kein kölsches „Halleluja“, in der Kirche auf der Hand in Bergisch Gladbach dafür aber eine kölsche Reimrede beim Patronatsfest der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft. Mit Besuch des designierten Bergisch Gladbacher Dreigestirns und der Prinzengarde.

Das hat Tradition in St. Konrad Hand. Seit 1985, wie Pastor Wilhelm Darscheid der zu guten Teilen Rot-Weiß und Schwarz-Grün tragenden Gemeinde erläutert und dazu aufruft: „Loss mer fiere, nit lamentiere.“

Sogar eine Ordensübergabe gab's bei dem etwas anderen Patronatsfest der Hander Schützen, die gezeigt haben, dass Frohsinn auch in der Corona-Zeit durchaus erlaubt, ja sogar umso wichtiger ist.

Norbert Wielpütz trifft mit neuem Song den Nerv zum Fest

Dieses Geschenk ist unbezahlbar und mit seinem Song darüber hat der Bergisch Gladbacher Musiker, Texter, Komponist  und Songwriter Norbert Wielpütz (Pütz & Bänd) offenbar genau den Nerv getroffen. In der aktuellen Corona-Zeit, aber auch weit darüber hinaus.

Eins der größten Geschenke im Leben ist, sich Zeit zu schenken. Und das ist einer der Kernmomente im ganz elementar anrührenden Song  „Ich wünsch’ mir dich“. Produziert hat  ihn  Wielpütz’ kongenialer Gitarrist, Freund und Gladbacher Tonstudiobetreiber Ralf Hahn.  Wielpütz’ Sohn Linus Wielpütz, der bei „Pütz & Bänd“ an den Drums sitzt, hat  zudem ein einfühlsames Video zum neuen Song geschaffen.

Das ist gerade vom Kölner Musik- und Lebensart-Blog „Bands. Koeln“ zum Video des Monats gekürt worden: „Wir haben lange nach einem schönen, weihnachtlichen Kölsch-Song gesucht und diesen gefunden“, schreibt „Bands.Koeln“-Betreiber Gerd Böttcher. „Liebe und Zeit gibt es in keinem Supermarkt zu kaufen. Das ist ein Geschenk des Lebens. Und dieses Geschenk, Zeit miteinander zu verbringen, kostet auch nichts“, würdigt Böttcher Wielpütz’ Text.

„Die Zick verschenkt in Joldpapier, dat es dat jrößte Jlöck“, hört sich das bei Norbert Wielpütz im neuen Song an – ein großartiges Stück. Zu hören über die Internetseite der Band und auf ihrem Youtube-Kanal.

„Absage falsches Signal“

Wenig Verständnis für die Entscheidung in der Nachbarstadt Leverkusen, den nächsten Karnevalszug bereits jetzt abzusagen, zeigen rheinisch-bergische Karnevalisten. „Meines Erachtens ist eine Entscheidung jetzt verfrüht“, sagt Frank Reiländer, Vorsitzender des Festkomitees Bensberger Karneval (FBK).

Für den Bensberger Zug am Karnevalssamstag (26. Februar 2022) habe man gerade den offiziellen Antrag gestellt. „Die Vereine wollen und wir planen“, sagt Reiländer. Für Zugteilnehmer gelte die Regel 2G+, Besucher würden nach jetzigem Stand stichprobenartig kontrolliert. Eine Entscheidung wie in Düsseldorf, wo der Karnevalszug auf den 8. Mai verschoben wurde, wäre für Reiländer auch denkbar. „Die Entscheidung kann man aber ja immer noch treffen.“

Prinz: Erstmal darauf hinwirken, Welle zu brechen

„Wir werden nicht mehr lange zuwarten können“, sagt unterdessen Martin Gerstlauer von der Vereinigung zur Erhaltung und Pflege heimatlichen Brauchtums. Er spricht sich für eine Entscheidung bis Mitte Dezember aus, „auch damit die Gruppen planen können“. Die Zugteilnehmer könnten unter 2G+ laufen, „die Frage aber ist: Was ist mit den Zuschauern? Wer kontrolliert die?“ Das müsse man noch besprechen.

Skeptisch zeigte sich Gerstlauer bezüglich einer Verschiebung. „Das hatten wir ja 2020 schon mal wegen der Sturmwarnung, ob das alle nochmal so mitgehen, weiß ich nicht.“ Mit großem Interesse verfolgt die Entwicklung Frank Haag, Vorsitzender der Großen Gladbacher KG und designierter Prinz: „Jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt, das zu entscheiden. Wir sollten jetzt eher darauf hinwirken, die Welle zu brechen.“

Nicht alle Karnevalisten wollen 2G+ mittragen

Ob eigene Impfaktionen, 3G+, 2G oder sogar 2G+ (geimpft oder genesen plus negativer Corona-Test) – bei den Corona-Schutzmaßnahmen waren Rhein-Bergs Karnevalsgesellschaften und -vereine schon früh weit vorne mit dabei. Seit dem Sessionsauftakt und den rasant steigenden Infektionszahlen aber mischt sich trotz aller Vorsicht Sorge in die Diskussion unter den Verantwortlichen, wie Karneval in der kommenden fünften Jahreszeit gefeiert werden kann.

Während sich die meisten Karnevalisten in Rhein-Berg auch mit der von der Landesregierrung avisierten Regel 2G+ für Karnevalsveranstaltungen anfreunden können, hat der Präsident des Regionalverbands Rhein-Berg im Bund Deutscher Karneval (BDK), Rolf Woschei aus Bergisch Gladbach, bereits angekündigt, solche Veranstaltungen dann nicht mehr zu besuchen. Beim Schlachtefest der KG Schlader Botze an diesem Samstag wird das gleich zur Nagelprobe führen. Denn die Jecken in Orange haben vorbildlich die Regel 2G+ bereits umgesetzt und bislang positive Resonanz erhalten, wie sie berichten.

Dreigestirn im Jubiläumsjahr

# bigimage

Nach einem erst wegen einer Sturmwarnung, dann beim geplanten Nachholtermin wegen Corona ausgefallenen Karnevalssonntagszoch 2020 und einer ausgefallenen Session Anfang dieses Jahres geht’s nun mit Vollgas wieder los. Die designierten Tollitäten, Prinz Frank III. (Haag), Bauer Andreas (Rossa) und Jungfrau Melanie (Pfister) haben ihr Amt übernommen und feiern mit ihrer Muttergesellschaft in das 70-Jährige ihres Senats, das 55-Jährige ihrer Prinzengarde und das Elfjährige der Strunde-Pänz nach.

Machen Sie mit!

Was ist Ihre lustigste Karnevalsgeschichte, Ihre jecke Erinnerung, die Sie auf die Zeitungsbühne und unsere digitalen Portale bringen möchten? Schicken Sie sie uns oder melden Sie sich unter (0 22 02) 93 78 56 10, E-Mail: redaktion.rhein-berg@ksta-kr.de

Über die vergangenen Monate, Enttäuschungen und Hoffnungen für die kommende Session hat Guido Wagner mit Frank Haag, Melanie Pfister und Andreas Rossa gesprochen.

Karneval und Kirche in Mehrgenerationenmesse verbunden

Wegen der großen Nachfrage hat die Refrather Pfarrei St. Johann Baptist am Sonntag gleich zwei Mehrgenerationenmessen gefeiert, wo bei der erste Gottesdienst um 10 Uhr zudem live im Internet übertragen wurde.

„Beide Karnevalsmessen wurden musikalisch von Mike Müller, dem amtierenden Prinzen des Räfeder Dreigestirns, und dem Orchester Markus Quodt mit vielen bekannten Karnevalsliedern begleitet“, freute sich Kaplan Kai Amelung, der die Messen mit der Gemeinde feierte. Auch in seinem Familien- und Jugendmesskreis waren die Teilnehmer sofort bereit gewesen, die „Karnevalsmesse“ zweimal hintereinander zu feiern.

Neben den meisten Gottesdienstteilnehmern kamen auch der Familien- und Jugendmesskreis sowie die Messdienerinnen und Messdiener kostümiert in die Kirche. 1500 Zugriffe verzeichnete zudem die Live-Übertragung auf dem Youtube-Kanal der Kirchengemeinde. „Es ist allen Akteuren mehr als nur gelungen, eine gute Verbindung von Kirche und Karneval herzustellen“, freute sich Kaplan Amelung darüber dass es gelungen sei, den Menschen ein „Stück Lebensfreude und Fröhlichkeit für den Augenblick zurückzubringen, aber zugleich auch die Gegenwart und Nähe des liebenden Gottes unter den Menschen zu bezeugen“. (wg)

Statt Prinzenessen beim Zahnarzt gelegen: Selfies des Gladbacher Dreigestirns

Echt Jeck Eigentlich hätte gestern bereits ihr Abschied angestanden, beim traditionellen Prinzenessen. Doch tatsächlich geht es für Frank Haag als Prinz, Andreas Rossa als Bauer und Melanie Pfister als Jungfrau im Bergisch Gladbacher Dreigestirn erst noch los. Für die drei ist der heutige Aschermittwoch noch keine traurige Angelegenheit, sondern erst der Anlauf für die in die nächste Session verschobene närrische Amtszeit.

So gab’s an Veilchendienstag auch noch kein gemeinsames Prinzenessen mit großem Gefolge, sondern coronakonformes Mittagessen in den eigenen vier Wänden. Zumindest bei der designierten Jungfrau und dem Bauern in spe.

Der künftige Prinz konnte beim mittäglichen Überraschungsanruf der Lokalredaktion erst gar nicht ans Telefon gehen. „Bin beim Zahnarzt, melde mich später“, schickte Frank Haag eine Kurznachricht aus dem Behandlungsstuhl. Die Frage nach dem Mittagessen fand er gut. Aber: „Ich weiß noch gar nicht, wann ich wieder etwas essen darf.“ Da dürfte die Vorfreude auf das Prinzenessen im nächsten, hoffentlich coronafreien Jahr sicher noch mal so groß sein. Während der Prinz noch den Mund aufsperrte, ohne zu essen, gab’s bei Melanie Pfister „schnelles Essen aus dem Thermomix“: Spinat, Kartoffelbrei und Spiegelei. „Da Marie und Magdalena Homeschooling haben, essen wir heute zu dritt“, so die designierte Jungfrau. Bauer Andreas spachtelte derweil Salat mit Falafel. Die Vorfreude auf die nächste Session war ihm anzusehen.

Und der Prinz? Der schickte schließlich ein Selfie – mit seiner Zahnärztin Sylvia Weyl-Schmeling – strahlend. „Operation“ gelungen, Patient wohlauf. Jetzt muss „nur noch“ das Coronavirus in den Griff bekommen werden, dann steht einem gemeinsamen Prinzenessen im nächsten Jahr hoffentlich nichts mehr im Weg.

Konvois und  Lego-Ideen statt Karnevalszüge

In Rhein-Berg sind bereits am Wochenende durch verschiedene Orte Auto- oder Traktorenkonvois entlang der sonst von Karnevalszügen genutzten Routen gerollt. So rollten an Karnevalssonntag um 10.11 Uhr Traktoren durch den Bergisch Gladbacher Stadtteil Sand, ebenso wie ein Autokonvoi durch den Stadtteil Gronau oder eine bunt geschmückte Autokolonne durch Overath-Heiligenhaus. Die Große Gladbacher KG sendete anstelle des Sonntagszugs, der alljährlich rund 100.000 Jecke in die Bergisch Gladbacher Stadtmitte lockt,

Einen knapp siebenstündigen Livestream via Internet.

In Interviews kamen Vertreter lokaler Vereine ebenso zu Wort wie in Bergisch Gladbach lebende und arbeitende Künstler von Redner Martin Schopps bis hin zu Musikern wie Frank Reudenbach von den Küngelköpp oder Dominik Schönenborn von Cat Ballou. Mehrere Vereine stellten auch Videos von Karnevalszügen aus den vergangenen Jahren in Internet wie etwa in Oberodenthal, oder kreierten aktuelle Züge aus Lego und Spielzeugfahrzeugen wie in Bergisch Gladbach-Sand. Was den Sitzungskarneval anbelangt, so haben mehrere Karnevalsgesellschaft digitale Formate mit eigener Moderation mit dem Online-Portal Jeckstream erstellt.

Gemeinsame Sitzung

Dazu schlossen sich beispielsweise in Bergisch Gladbach drei Vereine und Gesellschaften zusammen und erstellten eine gemeinsame Sitzung, die zu einem gemeinsamen Termin mehr als 3000 Zuschauer an die Bildschirme lockte, die sich dann teils über einen gemeinsamen Chat noch über ihre Feiern in den eigenen vier Wänden austauschten. Die Große Rösrather KG erstellte eine Sitzung, die wie auch die Puppensitzung des Kölner Hänneschen, noch bis Karnevalsdienstag auf dem Streaming-Portal Jeckstream abzurufen ist.

Weiberfastnacht ohne Rathaussturm

Weiberfastnacht in Gladbach: Es meldet sich der Rathauschef persönlich, via Videobotschaft. „Ich bin hoffentlich der erste und letzte Bürgermeister in der Stadtgeschichte, der seinen Rathausschlüssel nicht los wird“, sagt er und ködert die Jecken schon fürs nächste Jahr. Da werde er die Schlüssel herausgeben. Aber: „Nur nach einem entsprechenden Kampf!“ Vorerst macht der Rathauschef allerdings nur einem eine lange Nase: dem Virus. Mit einer Pappnas. Und darin sind sich wohl Rathausbesatzung und die diesmal zu Hause geblieben Angreifer tatsächlich einmal einig.

(Lesen Sie hier unsere Reportage von Weiberfastnacht 2021: Diesmal ist fast ganz Bensberg von Jecken verlassen?

5 Fragen von Guido Wagner an Rathausverteidiger Frank Stein 

Es ist Weiberfastnacht und das Rathaus wird nicht gestürmt. Sind Sie froh, dass Sie ihren Dienstsitz knapp vier Monate nach Ihrer Wahl zum Bürgermeister nicht gleich wieder verteidigen müssen?

Frank Stein: Im Gegenteil: Das wäre eine wahres Highlight gewesen, auf das ich nur sehr ungern verzichte. Und unserer Stadt hätte eine jecke Regentschaft nach all den Unbilden des letzten Jahres sehr gut getan.

Wie nutzen Sie die Schonfrist an diesem in dieser Form nie dagewesenen Weiberfastnachtstag?

Meine Kolleginnen und Kollegen haben meinen Kalender erbarmungslos mit Terminen gefüllt – im wesentlichen Videokonferenzen. Nicht-Rheinländer werden sich vielleicht über meine rote Clownsnase wundern, die ich ihnen online präsentieren werde . . .

Wie halten Sie die Rathausmannschaft fit, um dann im nächsten Jahr den Ansturm der Jecken abzuwenden?

Nach dem Ende des Lockdowns dürfte ein Trainingslager angebracht sein, um wieder in Feier-Form zu kommen. Da haben wir viel nachzuholen!

Feiern Sie in diesem Jahr Karneval in den eigenen vier Wänden?

Online haben wir schon am vergangenen Samstag mit der Großen Bensberger, den Schlader Botze und dem Förderverein Refrather Karneval gefeiert. Und am Sonntag geht es mit der Großen Gladbacher weiter.

Was wünschen Sie den Jecken mit Außenfeiersperre in diesem Jahr?

Ejal wie et uch kütt: Blievt jeck un jesund!

Familie Königs Mottowagen rollt durch den Garten in Bechen

Sonst ist der Karnevalszug in Kürten-Bechen an Weiberfastnacht einer der ersten, der durch die Straßen von Rhein-Berg zieht. In diesem Jahr fällt auch er aus. Obwohl: Nicht ganz. In der örtlichen katholischen Kita gibt es eine Initiative, einen Zug im Miniaturformat zu zeigen. In den Schaufenstern der Geschäfte in Bechen.

Mit fantasievollen Wagen. Große Schiffe, ein Zoo-Wagen, ein Krankenhaus, eine Burg und bunt und fantasievoll geschmückte Wagen bastelten Kinder und Eltern. Eine Familie, die mitgebastelt hat, ist Familie König. Die Eltern Martina und Thomas König bauten mit ihren Kindern Anton (8) und Lia (4) einen kompletten Motto-Wagen, auf dem eine große Weltkugel dem Coronavirus mit einer Impfspritze zu Leibe rückt.

„Die Idee zum Motto-Wagen stammt von meiner Frau Martina und gemeinsam mit dem kreativen Bastel-Ehrgeiz unserer Kinder konnten wir unseren Mottowagen passend dem Kölner Zoch-Motto „Nur Zesamme sin mer Fastelovend“ fertigstellen“, erzählt Thomas König, der selbst in der Gladbacher Prinzengarde aktiv ist.

„Wer hätte letztes Jahr gedacht das dieses Motto so interpretiert werden könnte (muss)?“, fragt der Vater und bleibt doch optimistisch: „Auch wenn wir dieses Jahr schon wieder ohne Zoch in Bergisch Gladbach auskommen müssen, so geht uns der Spass an der Freud nicht verloren. Trotz allem bleibt nur zu sagen: Hey, mer han Corona satt, Zesamme mache mer dä Virus platt!“.

Digitale Sitzung von KG Schlader Botze,  Große Bensberger KG und dem Förderverein Refrather Karneval als Stream

Dreifach Jeck: In „normalen“ Jahren lassen es die KG Schlader Botze, die Große Bensberger KG und der Förderverein Refrather Karneval in „ihren“ Bergisch Gladbacher Stadtteilen separat mit jecken Veranstaltungen krachen – in der Corona-Session sind sie gemeinsam am Start mit einer digitalen Sitzung im Internet. Stadtteilübergreifend gibt es am Samstag, 6. Februar, ab 19.30 Uhr, eine Online-Sitzung für alle Mitglieder und alle interessierten Jecken per Livestream zu sehen.

Brings, Höhner und zahlreiche andere Karnevalsgrößen kommen dabei direkt zu den Karnevalisten ins Wohnzimmer. Die Moderation der gemeinsam mit der Online-Plattform Jeckstream geplanten Veranstaltung übernehmen die Präsidenten der drei Gesellschaften. Mit der etwa zweistündigen Sitzung wollen sie nicht nur ein Stück Brauchtum coronakonform zu den Jecken nach Hause bringen, sondern auch die Künstler unterstützen, deren Auftrittsmöglichkeiten ja ebenfalls nahezu vollständig entfallen sind. Tickets gibt es für 10,91 Euro inklusive Gebühren im Internet hier.

Live-Radioshow am Karnevalssonntag

Statt Zoch durch die Gladbacher Stadtmitte wird es in diesem Jahr an Karnevalssonntag eine Live-Radioshow geben. „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Ideen und Konzepte“, sagt Frank Haag von der Großen Gladbacher KG, die die Live-Radiosendung (alle Infos hier) auf den Weg gebracht hat.

In dieser sollen die Zuhörer nicht nur anrufen, sondern parallel auch Bilder in einem Live-Chat dazu posten können, wie sie das Karnevalswochenende im kleinsten Kreis zu Hause verbringen.

Labbese:  „Bleck noh vürre“

Ein Lockdown bringt vieles zum Stillstand, ganze Berufszweige in die Zwangspause, nicht wenige in echte Existenznöte. Aber er schärft auch den Blick für das, was sonst als „normal“ gilt. Und er fördert vielfach noch Kreativität. So wie bei Labbese-Gitarrist Sebastian Kierdorf.

Der jüngste Musiker in der Bergisch Gladbacher Band hat den Blick nach vorne gerichtet – und ein Lied mit diesem Titel geschrieben, ohne platte Vertröstung, aber mit einer Menge Mut. Mit „Bleck noh vürre“ zieht er textlich Bilanz, plädiert dafür nicht mit allem nur zu warten („Loss mer nit waade op dä eine Moment“).

Denn viel zu oft verliere man auf diese Weise nicht nur manchen Traum, sondern auch manchen Mensch aus den Augen. „Bleck noh vürre“ ist ein Plädoyer dafür, das zu leben und zu verwirklichen, was einen glücklich werden lässt. „Denn wer weiß, wat morje kütt“, heißt es in dem auch musikalisch reduzierten und doch äußert eingängigen Song, der unter anderem durch klare Akkordeonpassagen, eindrucksvolle Gitarren-Licks und ein Mundharmonika-Solo besticht.

Entstanden ist der von Labbese-Bassist Andreas Pater produzierte Titel nahezu komplett im „Homeoffice“ beziehungsweise Heimstudio der Musiker und dann digital zusammengesetzt worden.

„Denn auch das Treffen im Probenkeller ist natürlich im Moment nicht drin“, sagt Schlagzeuger Bernd Kierdorf, Mit seinen Musikerkollegen setzt er jetzt schon auf die nächste Session – um dann hoffentlich endlich auch wieder live auftreten zu können. Erhältlich ist der neue Song der Labbese zum Herunterladen im Internet auf den gängigen Portalen wie Spotify oder Amazon. (wg)

Botschaft des Gladbacher Dreigestirns

Vor einem Jahr konnte sich kein Jeck vorstellen, dass Bergischer Löwe, Wirtshaus am Bock und Co. geschlossen, Proklamationen, Sitzungen und Co. ebenso ausfallen würden wie Kneipen- und Straßenkarneval. Vor einem Jahr waren auch noch Philipp Schäfer, Jenny Klein und Markus Schäfer die angehenden stolzen Tollitäten der Kreisstadt, die eine Menge Stimmung machten und tolle Momente erlebten.

Daran erinnern sie in einem Musikvideo, das sie am Freitag in den sozialen Netzwerken des Internets veröffentlichten. „Mir sin für üch do“ lautet die zentrale Botschaft des Textes, den sie mit Genehmigung der Band Kasalla auf die Melodie von deren Song „Immer noch do“ getextet und im Studio von und mit Andreas Melzer produziert haben. Neben Bildern und Videosequenzen besonderer Momente der vergangenen Session haben Philipp, Jenny und Markus neue Videopassagen dazwischengeschnitten, in denen sie zeigen, wie verwaist jecke Brennpunkte wie der Bergische Löwe ein Jahr danach sind.

In Gedanken bei den Jecken

Sie nehmen die Zuschauer mit, wenn sie ihr Wurfmaterial vom 2020 wegen einer Sturmwarnung ausgefallenen Sonntagszug durch die Stadtmitte an Unterstützer und Helfer verschenken. Sie zeigen, wie sie in der Wagenhalle an ihren Festwagen stehen, die beim großen Finale nicht mehr zum Einsatz kamen, und geben Einblicke, wie sie selbst jetzt zu Hause bleiben. In Gedanken sind sie freilich bei den Jecken, die sie im vergangenen Jahr durch die Session getragen haben, und versichern „Mir sin für üch do“. Schon ihr Dreigestirnsmotto lautete schließlich „Zesamme sin mer eins“. 

Video: Für eine jecke Überraschung ist Jörg Runge immer gut

Der Familienvater, der im Hauptberuf bei der Bergisch Gladbacher Agentur für Arbeit seine Brötchen verdient, ist als „Tuppes vum Land“ derzeit einer der angesagtesten Redner im Kölner Karneval, wo er – wenn nicht gerade Corona-Lockdown ist – mit seinen Reimreden begeistert. Aber: Er kann auch singen. Kostprobe gefällig? Hier das Video zu seinem Lied „Flip-Flop-Jupp vum Aqualand“.

Der Sessionsstart am 11.11. in der Jecken Ecke

Keine Karnevalspartys, große Sitzungen und kein Aufgalopp zum Sessionsstart am Elften im Elften. Deshalb aber frustriert den Kopf in den Sand zu stecken – das ist nicht die Art des Rheinländers. Deshalb haben auch viele Karnevalisten in den vergangenen Monaten der Zwangspause mit viel Kreativität Alternativen entwickelt, vom Konzert auf der Waldbühne bei Pütz-Roth bis zum Karnevalskulturprogramm für kleine Bühnen.

Was fehlt und warum wir dennoch kein Trübsal blasen

Auch diese Zeitung will in dieser fünften Jahreszeit wieder eine solche Bühne sein. Wenn sie auch all denen hinter und neben den Bühnen, den Veranstaltungstechnikern, Musikern und anderen Aktiven, ohne die es den Karneval nicht gäbe, keine neue Arbeit geben kann, so kann sie doch zeigen, was fehlt, wer alles zu diesem Lebensgefühl dazugehört und warum es sich lohnt, gerade jetzt nicht Trübsal zu blasen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Denn: Lachen ist auch im Corona-Karneval keineswegs verboten.

Wie sagt noch gleich „Dä Tuppes vum Land“ alias Jörg Runge, der übrigens heute erstmals seit Jahren allein seinem Job als Berater in der Gladbacher Agentur für Arbeit nachgeht: „Einigen wir uns darauf: Wir sagen nicht mehr: »Die Session ist abgesagt«, sondern »Wir nehmen einfach ein bisschen länger Anlauf, um die nächste Session richtig zu feiern.«

Und dann liebe Freunde der Nacht, lassen wir die Kuh vom Eis fliegen.“

Alle Witze und noch einiges mehr gibt’s als Videos der Karnevalisten auf unserer Youtube-Playlist (hier klicken).

Hier finden Sie die einzelnen Videos:

Willibert Pauels

Ne Bergische Jung

Der Diakon und Humorist liefert den Beweis, warum die DDR uns schon immer voraus war.

Melanie Pfister

Jungfrau in spe im Gladbacher Dreigestirn und Trainerin der Strunde-Pänz

Die künftige Jungfrau im Bergisch Gladbacher Dreigestirn erzählt ihren Lieblingswitz aus dem Alltag

Wolfgang Bosbach

Bundestagsabgeordneter a.D.

Der langjährige Bundestagsabgeordnete erzählt von unfreiwillig-lustigen Beiträgen aus dem Deutschen Bundestag.

Angela Wallraf Chefin der Amazonen der Großen Bensberger KG

Die Oberjeckin der Bensberger Amazonen weiß, warum Frauen mehr reden als Männer.

Thomas Cüpper

Et Klimpermännche

„Et Klimpermännche“ Thomas Cüpper aus Bergisch Gladbach-Sand hat eigentlich ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Schwiegermutter. Eigentlich!

Jörg Runge

Dä Tuppes vum Land

Der Mann, der tagsüber Berater bei der Gladbacher Agentur für Arbeit ist und abends in der Session normalerweise auf der Bühne steht, erklärt, warum Verschwendung keineswegs Sünde ist.

Norbert Wielpütz

Sänger, Komponist und Kopf von „Pütz & Bänd“

Der Musiker Norbert Wielpütz erzählt von einem Leben als Hund.

Update am 11.11.

So jeck ist Rhein Berg!

Hilde Braun, Journalistin und Musikerin

Unsere Leserin ist dem Aufruf gefolgt und hat uns ein Video mir ihrem Song geschickt.

Die Idee zu „Fastelovend“ sei ihr schon zu Beginn der Corona-Pandemie gekommen, als sich abgezeichnet habe, dass es einen „normalen“ Karneval erstmal nicht geben könne, erzählt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Schön und traurig ist es anzusehen, wie die Komponistin und Interpretin im Video durch das nächtliche Köln geht, wir sehen, was fehlt, aber auch, wie man weiter jeck vleiben kann. Auch in Corona-Zeiten.

KStA abonnieren