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„Leute, bitte bleibt zu Hause“Tagesausflügler werden zum Problem im Bergischen Land

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Die Seitenstreifen an der Straße neben dem Wanderparkplatz Hutsherweg in Kürten sind zugestellt.

Die Seitenstreifen an der Straße neben dem Wanderparkplatz Hutsherweg in Kürten sind zugestellt.

Rhein-Berg – „Frühling lässt sein Absperrband flattern bunt am Straßenrand“ könnte sich der Besucher Altenbergs frei nach Mörike zusammenreimen. In Coronazeiten braucht es kein Osterfest, damit das touristische Highlight des Rheinisch-Bergischen Kreises am Wochenende überlaufen ist. Rot-weiße Bänder auf dem Grünstreifen an der Landstraße signalisierten schon vor Wochen, dass parkende Fahrzeuge hier unerwünscht sind. Sogar an normalen Werktagen ist der Parkplatz Schöllerhof zuweilen überfüllt, strahlt der „Reisegarten“ das Flair einer Raststätte aus.

Der große Zulauf sorgt für Probleme

Andreas Halfmann, Geschäftsbereichsleiter für Bürgerdienste in Odenthal, bestätigt: „Als Odenthaler ist man an einem Sonntag in Altenberg die Ausnahme.“ Weil die Urlaubsmöglichkeiten durch die Pandemie eingeschränkt sind, „quetscht sich alles dahin, wo man noch hinkann.“ Die meisten Leute kommen aus den umliegenden Großstädten, aus Köln, Leverkusen, Solingen oder Remscheid, sagt Halfmann.

Der viele Zulauf sorge für Kapazitätsprobleme und das bringe Begleiterscheinungen mit sich. „Die Parkplätze sind überfüllt, auf den Wegen und im Wald liegt Müll und die Leute halten den Abstand nicht ein.“ Besonders viele Menschen knubbeln sich auf den ausgewiesenen Zielen und Wanderwegen. „Wenn man fünf Kilometer weiter ins Bergische fährt oder einfach auf einem der Nebenwege geht, hat man dann wieder seine Ruhe.“

An den Odenthaler Bürgerinnen und Bürgern gehe der Ansturm nicht spurlos vorbei, sagt Halfmann. Es gebe viele Beschwerden beim Ordnungsamt – auch wegen des Mülls auf den Wegen. „Das überfordert so eine kleine Gemeinde.“ Kontrolliert wird daher auch an den Ostertagen. Für die Menschenmengen, die an diesen Tagen wieder in die Gemeinde mit gut 15 000 Einwohnern strömen werden, hat Halfmann eine Nachricht: „Leute, bitte bleibt zuhause.“

Kein Platz mehr zum Golf spielen

Sabina Henrich-Bandis hat alles versucht. Auf den Schildern am Parkplatz steht „Parken nur für Mitglieder“, rund um den Golfplatz steht „Lebensgefahr“ darauf. Gebracht hat das bisher noch nichts, sagt die Geschäftsführerin des Golfplatzes auf dem Lüderich in Overath. „Ich kann ja verstehen, dass die Leute nach draußen wollen, aber hier auf dem Gelände führt das zu Problemen.“

So blockieren Wanderer bei gutem Wetter die Parkplätze, die zum Golfplatz gehören. „Das können mal so hundert Autos am Wochenende sein“, sagt Henrich-Bandis. Dann finden die Menschen, die dort Golf spielen wollen, keinen Platz mehr. „Das ist besonders ärgerlich, weil die uns in den letzten Monaten so die Treue gehalten haben.“

Doch es geht noch weiter: Der Golfplatz ist nicht eingezäunt, Menschen können problemlos das Gelände betreten. Und das tun sie. Mal, um zu spazieren, mal um sich bei der Gastronomie einen Kaffee zum Mitnehmen zu holen. „Das ist beides problematisch“, sagt Henrich-Bandis. Der Golfplatz ist nach der Corona-Schutzverordnung eine Sportstätte. Hier dürfen sich nur zwei Personen gemeinsam aufhalten. „Die Wanderer sind aber manchmal mit bis zu zehn Leuten unterwegs“, sagt Henrich-Bandis. Das sei offiziell nicht erlaubt. Wie sie das am Osterwochenende handhaben wird? „Ich fahre über den Platz und kontrolliere, spreche die Menschen an.“

Kontrollen auch am Osterwochenende

In Kürten sind Wanderer, die die Wege zuparken, auch schon länger ein Problem. Deswegen hat die Verwaltung dort auf den Wunsch der Anlieger an der B506 am Wanderparkplatz im Ort Hutsherweg reagiert. Ab sofort gilt auf der Häuserseite ein einseitiges Halteverbot. Damit soll verhindert werden, dass Ausflügler bei überfülltem Parkplatz ihre Autos auf dem Seitenstreifen abstellen.

Alternative Wege

Wer an den Feiertagen in die Natur hinaus, aber nicht in der Masse abtauchen will, muss nach dem Ei des Kolumbus suchen. Manchmal hilft da schon ein Blick über den Tellerrand. Die Natur in Altenberg ist schön, aber in Dabringhausen auch – und nur einen Hasensprung entfernt. Der Wermelskirchener Stadtteil bietet (ebenso wie Kürten) zahlreiche Gelegenheiten, die Dhünntalsperre an Stellen zu erkunden, die nicht so überlaufen sind. Auch in Leverkusen findet man, an der Stadtgrenze zu Odenthal, Wanderwege mit Weitblick, die sich für einen Familienausflug eignen, ebenso wie zwischen Burscheid, Witzhelden und Leichlingen.

Und damit die Fahrt dahin nicht langweilig wird, können die Mitfahrer unterwegs nach ungewöhnlichen Ortsnamen Ausschau halten, denn die gibt es reichlich. So findet man zwischen Witzhelden und Leichlingen bei jedem Wetter Sonne am Straßenrand, Zeit und Trompete, in Richtung Dabringhausen Hoffnung und Habenichts, und hinter Hückeswagen Kaffeekanne. Zu Ostern machen sich auch Eipringhausen, Bockhacken oder Fettehenne gut. Und wer möchte, kann zum Abschluss des Ausflugs gemeinsam mit den Kindern eine Geschichte schreiben, in der skurrile Ortsnamen eine Rolle spielen. Die würde dann, fährt man an Altenberg vorbei, vermutlich in Bremen beginnen. (kme)

Im Ausschuss Klima-Umwelt-Zukunft informierte Bürgermeister Willi Heider (parteilos), dass der Rheinisch-Bergische Kreis weiterhin die Ausbaupläne des Parkplatzes prüfe, insbesondere wegen des Naturschutzes. Ratsherr Stephan Boecker (Freie Wähler) appellierte an die Verwaltung, auf dem Randstreifen abgestellte Pkw-Anhänger zu kontrollieren. Auch am Osterwochenende soll es dort Kontrollen geben. „Aber das ist momentan eigentlich jedes Wochenende so“, berichtet eine Sprecherin der Gemeinde. Neu sei nur das Parkverbot. „Ich hoffe, dass die Leute sich daran halten.“

Auch andernorts wird es am Wochenende Kontrollen durch das Ordnungsamt geben. Katinka Hanatschek, Abteilungsleiterin für Sicherheit und Soziales für Overath: „Natürlich kontrollieren wir, aber in Overath direkt gibt es ja keine klassischen Ausflugsziele. Hier ist es überall schön.“ Im Park von Schloss Eulenbroich in Rösrath ist ebenfalls mit Kontrollen zu rechnen. Zwar sind Kultureinrichtung und Café dort geschlossen, Schlossmanagerin Lisa-Ann Borgmann rechnet trotzdem mit vielen Besuchern. „Das Gelände ist ja weiterhin offen und frei begehbar.“ Deswegen seien Polizei und Ordnungsamt ohnehin dort im Einsatz.

Das gelte auch für das restliche Stadtgebiet, teilt Bürgermeisterin Bondina Schulze mit. „Zu unterschiedlichen Zeiten und bis in die Abendstunden sind die Mitarbeiter vom Außendienst unterwegs und überprüfen, ob die Menschen sich an die Abstandsregeln halten.“ Vor allem an öffentlichen Plätzen, wo sich Jugendliche treffen oder auf Spielplätzen seien Kontrollen öfter notwendig. Einen großen Besucheransturm erwartet Schulze zu Ostern aber nicht.

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Das gilt auch für Bergisch Gladbach. „Die Ordnungsbehörden rechnen nicht mit einem riesigen Ansturm auf das Stadtgebiet“, sagt Martin Rölen, Pressesprecher der Stadt. „Das betrifft dann eher die Bereich Saaler Mühle oder Diepeschrather Mühle.“ Diese Bereiche werden deswegen besonders im Auge behalten.

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