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Abwassersystem überlastet?Bergisch Gladbach gibt 140.000 Euro für Studie aus

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Der Blick von oben auf die Kläranlage der Firma Zanders.

  • Bergisch Gladbach geht von wachsender Bevölkerung in den kommenden Jahren aus. Würden auf dem alten Zandersgelände Wohnungen entstehen, hätte das auch Auswirkungen auf das Abwassersystem.
  • Ob das Netz dafür gewappnet ist, soll eine 140.000 Euro teure Studie herausfinden. Welche Optionen hat die Stadt?

Bergisch Gladbach – Wie es in zehn Jahren auf dem Zanders-Gelände aussieht, weiß heute kein Mensch. Schon die Vorhersage für die nächsten Monate ist wackelig. Was feststeht: Die Stadt ist Eigentümerin der Immobilie und und hat eine strategische Gesellschaft gegründet.

Bergisch Gladbach macht sich Gedanken über die Zukunft der Stadt

Seit August 2018 schon sind die Zanders-Flächen ein Projekt im C-Status der Regionale 2025: Konversion Zanders-Gelände, südliche Innenstadt Bergisch Gladbach. Konversion meint Umnutzung. Damit es realisiert werden kann, muss das Projekt von C über B auf A gestuft werden.

Gedankenspiele bei der Stadt kreisen seit einiger Zeit schon um die Situation des Kanalnetzes. Würde eine Wohnsiedlung auf dem riesigen Areal irgendwann kommen, müsste auch die Infrastruktur passen beziehungsweise passend gemacht werden für Hunderte Neubürger.

140.000 Euro für Studie zur Untersuchung des Kanalnetzes

Zusätzlich ist mit einer wachsenden Bevölkerungszahl durch weitere Neubaugebiete zu rechnen. Der Flächennutzungsplan benennt zahlreiche mögliche Bauflächen an den Randlagen. Überall muss die städtische Infrastruktur mitwachsen, nicht nur beim Verkehr.

Als erstes Projekt nimmt die Stadt jetzt 140.000 Euro in die Hand, um das Kanalnetz zu untersuchen, insgesamt – aber auch mit besonderem Blick auf Zanders. Zusätzlich soll es um die bestehende Kläranlage Beningsfeld in Refrath gehen, zentral für die Entsorgung im Stadtgebiet.

Zanders kann nicht komplett auf Entsorgung „menschlicher“ Bedürfnisse umgestellt werden

Eine entsprechende Untersuchung hatte der Fachausschuss schon im Dezember 2016 beauftragen sollen. Seinerzeit zog die Verwaltung die Entscheidung zurück. Ganz aktuell hat sie der Gladbacher Umweltausschuss getroffen, einstimmig bei einer Enthaltung. Diskussionen um den Nutzen der Studie gab es keine.

Was nach den Ausführungen des Leiters des Abwasserwerks, Martin Wagner, feststeht, ist folgendes: Die vorhandene Kläranlage, die Zanders auf seinem Firmengelände für die Abwässer des Produktionsprozesses vorhält, kann nicht eins zu eins auf die Entsorgung „menschlicher“ Bedürfnisse umgestellt werden. Reste des Papierbreis seien keine Fäkalien.

Vielleicht muss ein neues Klärwerk gebaut werden

Durchblicken ließ Wagner, dass die Stadt dann gegebenenfalls etwas Neues bauen müsste. In der Verwaltungsvorlage findet sich das Wort „Abwasserbeseitigungspflicht“. Diese könnte auf die Stadt übergehen, irgendwann später.

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Der Zuzug von Neubürgern wird auch Auswirkungen auf die Kläranlage am Beningsfeld haben. Hier werden alle Abwässer der Gladbacher Haushalte vollbiologisch gereinigt an den Kölner Randkanal abgegeben. Das Klärwerk entstand in den Jahren 1974 und 1977, damals hatte die Stadt rund 100 000 Einwohner.

Wachsende Einwohnerzahlen werden erwartet

Aktuell sind es etwa 112 000. In 20 Jahren könnten es wohl noch mehrere Tausend Bürger mehr sein. Die Einflüsse auf die Kläranlage, die ein Anschwellen der „Schmutzfracht“ (Wortschöpfung der Stadt) haben könnten, sollen von der Untersuchung genauestens untersucht werden. Seit Inbetriebnahme ist der Standort regelmäßig mit Millionenaufwand modernisiert und den neuesten technischen Erfordernissen angepasst worden bei Schlammbehandlung, Filteranlage, mechanischer und biologischer Reinigungsstufe.

Auswirkungen auf die beiden Faulbehälter und auf das Blockheizkraftwerk sind ebenfalls zu prüfen. Für die Neubürger müsste das Kanalnetz mit seinen derzeit 672 unterirdischen Kilometern weiter wachsen, schließlich müssten die Abwässer zunächst Richtung Beningsfeld transportiert werden. Wie dies alles angepasst werden könnte, soll die Studie mittels Modellberechnungen aufzeigen. Ergebnisse sollen in einem Jahr vorliegen.

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