Anwohner filmt ÜberfallDrei Männer sprengen Geldautomat in Dürscheider Supermarkt

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Schwer beschädigt wurde auch die Fassade des Edeka-Markts Hetzenegger durch die Automatensprengung im Vorraum in der Nacht zu Mittwoch.

Schwer beschädigt wurde auch die Fassade des Edeka-Markts Hetzenegger durch die Automatensprengung im Vorraum in der Nacht zu Mittwoch.

Kürten – Rauch quillt aus dem geborstenen Fenster des Supermarkts, eine Alarmanlage jault. Deutlich zu sehen auf dem Video: Zwei Gestalten, die in den hell erleuchteten Raum hinter der geborstenen Scheibe gehen. Geduckt, offenbar mit Stirnleuchten auf dem Kopf. Auf einem Video hat ein Anwohner die Minuten unmittelbar nach der Detonation festgehalten, die in der Nacht zu Mittwoch die Bewohner von Kürten-Dürscheid und Umgebung aus dem Schlaf gerissen hat.

Laut Polizei ist gegen 3 Uhr der Geldautomat im Dürscheider Edeka-Markt Hetzenegger an der Wipperfürther Straße am Ortsausgang Richtung Biesfeld von Unbekannten gesprengt worden. „Die Sicherheitszentrale des Supermarktes hatte ebenso wie Anwohner, die die Detonation gehört hatten, die Polizei alarmiert“, berichtet Polizeisprecher Christian Tholl. Auf dem Video des Anwohners ist zu sehen, wie ein Auto mit Abblendlicht vom Unteren Teil des Supermarktparkplatzes, auf dem der Fahrer offenbar die Explosion abgewartet hat, zum Eingang fährt. Daneben: eine geborstene Glasscheibe, hinter der sich der gesprengte Geldautomat in einem Vorraum des Supermarkts befindet.

Verqualmten Vorraum am Tatort vorgefunden

Der Fahrer des Wagens steuert schon Richtung Wipperfürther Straße und setzt dann noch einmal zurück in Richtung der zertrümmerten Glasscheibe – offenbar, um die Komplizen aufzunehmen und dann gleich vorwärts flüchten zu können.„Umgehend haben sich mehrere Streifenwagenbesatzungen und die Feuerwehr zur Tatörtlichkeit begeben“, berichtet Polizeisprecher Christian Tholl von den Vorgängen unmittelbar nach den eingegangenen Notrufen. Am Tatort hätten die Kollegen „einen verqualmten Vorraum vorgefunden“, so Polizeisprecher Tholl.

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Wie Zeugen der Polizei später berichten, flüchteten nach insgesamt zwei aufeinander gefolgten Detonationen die drei Täter in einem dunkelblauen Audi RS 6 in Richtung Dürscheid. An dem Wagen waren Kennzeichen mit der Ortskennung WW angebracht, was für den Westerwaldkreis steht. In der Regel stehlen Automatenaufbrecher allerdings vor Taten Kennzeichen und häufig auch Fluchtautos. Das Fluchtfahrzeug von der Dürscheider Automatensprengung begegnete – wie jüngst auch der Fluchtwagen nach einer versuchten Automatensprengung in Rösrath – auf der Flucht sogar noch einem Streifenwagen.

Sichtkontakt auf A4 bei Untereschbach abgebrochen

Auf der Dr.-Müller-Frank-Straße in Herkenrath sei der Wagen mit hoher Geschwindigkeit Richtung A4 gefahren und an der Anschlussstelle Bensberg (früher: Moitzfeld) auf die A4 in Fahrtrichtung Olpe gerast, so Polizeisprecher Tholl. Auf der A4 bei Untereschbach sei der Sichtkontakt dann abgebrochen. Zur Höhe der Beute können laut Polizei bisher keine Angaben gemacht werden. Wie Augenzeugen im Gespräch mit dieser Zeitung berichteten, lagen aber nach der Flucht der Täter noch einzelne Geldscheine auf dem Boden verstreut. Ein Entschärfer des Landeskriminalamts (LKA) sei angefordert worden, um mögliche Sprengstoffreste zu sichern. „Der betroffene Bereich wurde vorsichtshalber für mehrere Stunden abgesperrt“, so Polizeisprecher Tholl.

Ermittler der Kriminalpolizei sowie Mitarbeiter des Erkennungsdienstes wurden verständigt, um vor Ort Spuren zu sichern und Hinweisen zu folgen. Für das betroffene Supermarktgebäude bestehe laut einem beauftragten Statiker keine Einsturzgefahr, so Polizeisprecher Tholl. „Das komplette Dach ist durch die Wucht der Explosion angehoben worden“, berichtet Supermarktbetreiber Markus Hetzenegger auf Anfrage. Die sprengsichere Wand zum Markt hin habe zwar standgehalten, unter der Decke verbaute Gipskartonplatten seien jedoch geborsten, so Hetzenegger im Gespräch mit dieser Zeitung. Ergebnis: In der an den Markt angeschlossenen Poststelle sowie der Bäckerei gab es teils erhebliche Schäden.

Feuerwehr war mit Großaufgebot vor Ort

„Die Sprengstoffexperten sind auch erstmal mit einem Roboter rein um zu sehen, ob vielleicht noch mehr Sprengstoff am Automaten war“, berichtet Hetzenegger, der wie sein Neffe Moritz Hetzenegger und sein Bruder Bernhard Hetzenegger in der Nacht umgehend nach Dürscheid gefahren war. Auch die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot schnell zur Stelle. „Im Geschäft haben wir großes Glück gehabt“, sagt Markus Hetzenegger und kündigt an, dass man in jedem Fall die Abtrennung zum Geldautomatenraum nun nochmals stärker absichern wolle.

Wegen der Polizeiermittlungen, Aufräum- und Reinigungsarbeiten blieb der Markt gestern geschlossen, öffnet aber am heutigen Donnerstag wieder. Zeugen, die weitere Hinweise zur Tat, möglicherweise verdächtige Beobachtungen im Vorfeld oder zur Flucht der Täter machen können, werden gebeten, sich bei der Polizei unter (0 22 02) 20 50 zu melden.

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Im Mai vergangenen Jahres hatte ein Unbekannter schon einmal versucht, an das Geld des Geldautomaten im Edeka-Suppermarkt in Kürten-Dürscheid zu gelangen. Damals hatte der Unbekannte an einem Sonntagabend gegen 21.50 Uhr den Automaten in der SB-Filiale am Supermarkt aufgebrochen. Auch damals war die Tat auf von der Überwachungskamera aufgezeichnet worden. Der Fall sei aber ungeklärt geblieben, so Polizeisprecher Tholl auf Nachfrage. Die Ermittler sähen allerdings auch keinen Zusammenhang zur aktuellen Geldautomatensprengung.

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