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Beliebt auf Pferdehöfen in Rhein-BergWarum bestimmte Insektenfallen illegal sind

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Insektenschutz Rhein-Berg

Mit diesen kugelförmigen Behältern sollen auf Pferdekoppeln vor allem lästige Bremsen gefangen werden. Auch andere Insekten werden angelockt.

  • Insektenfallen sind im Rhein-Berg-Kreis vor allem auf Pferdehöfen beliebt.
  • Grundsätzlich sind diese nicht verboten,es gibt aber Einschränkungen.
  • Das Umweltamt im Kreis kontrolliert verstärkt. Denn der Artenschutz hat Vorrang.

Rhein-Berg-Kreis – Besonders oft werden sie auf Pferdekoppeln gesichtet. Ein kugelförmiger Behälter über dem ein weißes Netz gespannt ist – eine Insektenfalle, nur eine Nummer größer als Zuhause. Das Prinzip ist das gleiche: Mit Hilfe von Gerüchen oder optischen Täuschungen werden Insekten angelockt, um sie dann in dem Behälter zu fangen oder zu töten.

Die Fallen auf den Pferdekoppeln sollen eigentlich nur die Pferde von lästigen Bremsen schützen. Doch in der kugelförmigen Falle verenden nicht nur Bremsen, sondern auch viele andere Insektenarten. Bei solchen Fallen gäbe es immer „Beifang“, meint Tobias Mika von der Biologischen Station Rhein Berg. Er kenne keine selektive Falle, die nur eine einzelne Insektenart fängt. Vor allem bedrohte Arten sind durch Insektenfallen betroffen und dadurch leide die biologische Vielfalt, so Mika.

Tier- oder Artenschutz? Was ist wichtiger? Laut Paragraf 39 Abschnitt 1 des Bundesnaturschutzgesetzes ist es verboten, „wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzten oder zu töten.“ Es stellt sich die Frage, ob der Schutz der Pferde vor Bremsenbissen ein vernünftiger Grund für das Aufstellen von Insektenfallen ist.

Verbot gegen Insektenfallen nicht generell möglich

Nach Auskunft des Landesumweltministeriums ist es nicht möglich, ein Verbot gegen diese bestimmten Insektenfallen zu beschließen. Denn das Gesetz greife nur, wenn geschützte Arten wie zum Beispiel Wildbienen oder Hornissen gefährdet sind. Es ist also jedem gestattet, eine Insektenfalle aufzustellen. Verirren sich jedoch geschützte Arten in diese und verenden, so ist dies eine Straftat und kann mit einem Bußgeld bestraft werden. Eine genaue gesetzliche Regelung wann, wo und was für eine Falle aufgestellt werden darf, gibt es also nicht.

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Dem Rheinisch-Bergischen Kreis liegen schon einige Hinweise zu solchen Insektenfallen vor. Hannah Weisgerber, Pressesprecherin der Kreisverwaltung, betont, wie bedeutend das Thema Insektensterben global und ebenso lokal sei. Und somit sei auch die Diskussion um die Insektenfallen wichtig. Aktiv mit Überprüfungen habe das Amt für Umweltschutz bislang jedoch nicht durchgegriffen.

Wenn der Kreisverwaltung eine Falle gemeldet wird, suche das Amt zunächst das Gespräch mit den betroffenen Personen oder Betrieben. „Es ist wichtig, über das Thema aufzuklären und die Leute zu sensibilisieren“, sagt Hannah Weißgerber. Deshalb appelliere das Amt, andere Möglichkeiten zu nutzen, wie zum Beispiel Schutznetze, um Insekten von den sensiblen Körperregionen der Pferde fernzuhalten.

Artenschutz geht vor

Befindet sich ein Grundstück in einer Region mit einem hohen Aufkommen von geschützten Insektenarten, so wird davon abgeraten, dort eine Falle zu platzieren, da die Wahrscheinlichkeit, ein geschütztes Insekt zu töten und damit eine Straftat zu begehen, sehr hoch sei. Laut Umweltamt wurden die Gespräche von den gemeldeten Personen meist positiv aufgenommen und sie haben Änderungen zugesagt. Erneut kontrolliert werde das jedoch nicht.

Tobias Mika wünscht sich ein Umdenken der Pferdehöfe. Durch die Ansiedlung von natürlichen Feinden der Bremsen und Mücken, wie zum Beispiel Schwalben, brauche man kommerzielle Insektenfallen nicht mehr. Höfe, auf denen viele Schwalben nisten, haben häufig weniger Probleme mit Insekten. Er rät dazu Nistmöglichkeiten für die Vögel zu schaffen.

Gut geeignet seien unter anderem Ställe mit Einflugmöglichkeiten, um Nistplätze zu sichern. Auch Lehmpfützen für den Nestbau wären wichtig. Dafür dürften die Höfe nicht komplett asphaltiert sein. Wen der Dreck durch die Vögel stört, dem rät Mika, Holzbretter unter die Nistplätze anzubringen, um den Schmutz aufzufangen. Reitern, die sich von Bremsen gestört fühlen, rät Mika, ätherischen Öle zu benutzen, diese würden Bremsen auch fernhalten.

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