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„Russland-Düse“ gefundenBesitzer von Fröling-Heizgeräten können doch umrüsten

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Martin Sahler an seinem Fröling-Heizkessel. Das benötigte Einbauteil kann eine Gladbacher Firma liefern. 

  • Wer mit einem Fröling-Gaskessel heizt, der hatte bis jetzt ein Problem. Die Umrüstung für H-Erdgas aus Russland war nicht möglich.
  • Für die Umrüstung fehlte eine Düse, denn die Firma Fröling ist 2005 insolvent gegangen. Einzige Alternative: den Heizkessel für viel Geld austauschen lassen.
  • So stellte es zumindest der Energieversorger dar. Eine Installationsfirma aus Bergisch Gladbach besteht aber fast komplett aus ehemaligen Fröling-Mitarbeitern. Und sie führen auch die gesuchte Düse.

Bergisch Gladbach – Auf die „Russland-Düse“ ist Martin Sahler nicht gut zu sprechen. Der Refrather braucht so eine für seinen 23 Jahre alten Gaskessel „Fröling Rendanova“. Ab Januar 2020 strömt bei Sahler das neue H-Erdgas aus Russland durch die Leitungen, und ohne Düsen-Einbau kann der Fröling-Kessel nach der Erdgas-Umstellung nicht weiterarbeiten.

„Ich sollte meinen Heizkessel austauschen und für viel Geld einen neuen installieren“, zeigt Sahler eine Mitteilung der Rheinischen Netzgesellschaft, zuständig für die Gas-Umstellung. Fast hätte er es gemacht, und für mehrere tausend Euro eine neue Kesselanlage installieren lassen.

Ohne neue Düse kein H-Gas: Der Energieversorger hätte ansonsten die Leitung gekappt. In dem Brief des Unternehmens werde so getan, als gebe es keine Möglichkeit zum Nachrüsten, ärgert sich Sahler. Problem sei, dass es die Firma Fröling nicht mehr gebe. 2005 ist der Overather Hersteller insolvent geworden.

Keine Alternative?

Betroffen von der „Russland-Düse“ ist auch Johannes Bernhauser im Stadtteil Herrenstrunden. Sein Fröling-Gaskessel ist 15 Jahre alt und läuft einwandfrei. Er erhielt dieselbe Aufforderung von der „Erdgas-Umstellung“: Kesselaustausch, und zwar bis März. Andernfalls stoppe das Energieunternehmen die Belieferung. Alternativen: keine.

Die Geschichte von Fröling

Nach 124 Jahren endete 2005 die Firmengeschichte von Fröling in Overath-Untereschbach. Es war innerhalb von zwei Jahren die zweite Pleite, die Fröling traf. 150 Mitarbeiter beschäftigte das Unternehmen damals. 2003 hatten die Beschäftigten gehofft, mit Gründung der Fröling Heiz- und Trinkwassersysteme die finanziellen Schwierigkeiten überwunden zu haben. Wegen der prekären Lage hatten die Mitarbeiter mit erheblichen Abstrichen bei der Lohnzahlung das Unternehmen retten wollen – ohne Erfolg. Nach einigen Jahren Leerstand wird die Produktionsstätte seit 2009 wieder als Gewerbestandort genutzt. (cbt)

Diese plötzliche Belastung, für mehrere tausend Euro eine neue Anlage installieren zu lassen, könne von vielen Betroffenen nicht getragen werden, meint er. Die kleine Düse hebelt auf den ersten Blick die alten Fröling-Kessel aus. In der bundesweiten Umrüst-Kartei, erklärt ein Sprecher der „Erdgas-Umstellung“, werde der alte Fröling-Kessel nicht geführt.

Jeder Betroffene erhalte den Hinweis, sich an ein Vertragsunternehmen zu wenden, welches eventuell helfen könne mit einer H-Düse. „Dieses Unternehmen kann die Heizung austauschen oder dabei helfen, eine passende Düse zu finden.“

Düse gefunden

Martin Sahler hat intensiv recherchiert seitdem. „Und er ist auf die Installationsfirma HS Service Team aus Bergisch Gladbach gestoßen. Deren Geschäftsführer Wolfgang Steinhausen ist der ehemalige Kundendienstleiter von Fröling, nahezu die gesamte Belegschaft war früher bei Fröling beschäftigt. Und die Düse gibt es hier auch.

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Die Fröling-Nachfolger sind die Retter in der Not. „Wir werden von Anfragen überschwemmt“, heißt es dort. HS bietet Kundendienst und Reparaturservice für die alten Fröling-Kessel an und besorgt Ersatzteile. „Die alten Hündchen sind ja auch fast unkaputtbar“, heißt es im Unternehmen. Weil man gute Kontakte zu den ehemaligen Lieferanten von Fröling in Italien habe, könne man helfen.

Bis auf vier Kessel, die 30 Jahre und älter seien, könne HS die „Russland-Düsen“ liefern und zertifiziert einbauen. Bei der Netzgesellschaft ist das Problem mit den Düsen für die Fröling-Geräte bereits bekannt, bestätigt Pressesprecher Martin Borré. Mit dem Gladbacher Fröling-Spezialisten bestehe Kontakt, „um den Kunden eine weitere Möglichkeit zur Anpassung zu eröffnen“.

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