500 Werke in einem BuchMuseum Villa Zanders gibt Bestandskatalog heraus

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Museum Zanders Buchkatalog 140721

Autorinnen und Herausgeberinnen: Sabine Elsa Müller, Dr. Petra Oelschlägel, Pia Simon, daneben Gestalter und Fotograf Michael Wittassek.

Bergisch Gladbach – „Aus Papier!“ ist das neue Buch des Kunstmuseums Villa Zanders. Na, aus was denn sonst? Aber dass man mit solch simplen Erklärungen bei der Publikation der Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler nicht weiterkommt, ist wohl klar. Selbstverständlich ist der Titel doppelbödig. Denn aus Papier sind die Kunstwerke der auf mittlerweile rund 500 Arbeiten angewachsenen Städtischen Sammlung allesamt. Es ist schon eine eindrucksvolle Kollektion, die in ihrer ganzen Vielfalt jetzt im großen Bestandskatalog präsentiert werden kann.

255 Seiten dick ist das auf hochwertigem Papier gedruckte Kompendium. „Wir wollten kein klassisches Sammlungsverzeichnis,“ sagt Museumsdirektorin Dr. Petra Oelschlägel. „Wir wollten ein richtig schönes Buch zum Schmökern, eine Art Album, in dem man blättern und stöbern kann.“

Von Gladbacher Künstler maßgeblich gestaltet

Was ist eigentlich Kunst aus Papier? Welche Techniken benutzen die Künstler und welche Genres können mit dem Medium bespielt werden? Was ist das: reißen, schneiden, schichten, knüllen, schneiden und so weiter? Jeder Technik ist ein Kapitel gewidmet, das anhand von Werken aus der Sammlung gut verständlich erklärt, wie sie funktioniert und welche Bedeutung die Technik im Gesamtkontext der Kunstgeschichte hat.

Gestaltet wurde das Buch maßgeblich vom Bergisch Gladbacher Künstler Michael Wittassek, der die Sammlung seit Jahrzehnten fotografiert und aus dem Effeff kennt. „Das kam mir natürlich zugute,“ sagt Wittassek. „Trotzdem konnten wir auf den Fotobestand kaum zurückgreifen, ich musste bestimmt zwei Drittel der Aufnahmen neu machen.“

„Wer Spaß am Surfen hat, kommt auf seine Kosten“

Wie sich die Qualität der Fototechnik in den Jahren weiterentwickelt hat – „das wird einem bei solchen Gelegenheiten noch einmal richtig bewusst“, sagt Wittassek. Die Typografie und das Layout folgen der Charakteristik der künstlerischen Arbeiten; man spürt, dass hier ein Team am Werk war, das sich ganz tief eingefuchst hat in die Materie. Sogar die Auswahl des Papiers war ein Thema, der Geruch, die Haptik.

In den einzelnen Kapiteln gibt es Querverweise zu anderen Kapiteln, ebenfalls zwischen den Namen der Künstler. Schön, dass auch die temporären Leihgaben dokumentiert sind, der Papierhaufen Rainer Ruthenbecks, Installationen von Tina Haase, Ignacio Uriante, Jonathan Callan, Gabriele Grzymala oder Simon Schubert. „Wer Spaß am Surfen hat, kommt auf seine Kosten,“ verspricht Petra Oelschlägel.

Unterstützung aus der Bürgerschaft für Veröffentlichung

„Ich glaube, dass das Buch in ein Vakuum stößt. Denn es ist auch für Leser gemacht, die einfach aus Spaß und Interesse in diese besondere Kunstform eintauchen möchten. Deshalb ist es toll, dass man das Buch auch im Handel bekommt.“ Dem Verständnis hilft ein Glossar am Ende, in dem die Fachbegriffe erläutert werden. Nicht zuletzt ist ein Kapitel der umfangreichen Vermittlungsarbeit gewidmet, mit der das Museum von Kindern über die Eltern mit Baby bis zu den Senioren alle Altersklassen mit zugeschnittenen Führungen und Mitmachlabors erreicht.

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Für die Statistiker gibt es natürlich am Ende den wissenschaftlichen Bestandskatalog, der in der Coronazeit vom Team unter Leitung von Sabine Elsa Müller und Pia Simon erstellt worden ist. Um das zu finanzieren, habe es eine „breite Unterstützung aus der Bürgerschaft“ gegeben, lobt Petra Oelschlägel. Allein 23 einzelne Personen haben für das Katalogprojekt gespendet, Papierhersteller und Verlag sich großzügig gezeigt. Bei der Präsentation in der Villa Zanders trafen sie alle zusammen – erstmals live und vor Ort. „Ein wunderbares Gefühl,“ war man sich einig.

Das Buch „Aus Papier!“ ist erschienen im Kettler Verlag und kostet im Museum 35 Euro, in Buchhandel 42 Euro. Parallel ist bis 8. August die Ausstellung „Neu aufgestellt“ zu sehen, die ausgewählte Objekt aus der Sammlung zeigt, geöffnet Di/Fr 14-18 Uhr, Mi/Sa 10-18 Uhr, Do 14-20 Uhr, So 11-18 Uhr.

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