Alle Fichten müssen gefällt werdenBorkenkäfer befällt Wald an Saaler Mühle

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Er frisst und frisst und frisst: Wenn der Borkenkäfer zuschlägt, hinterlässt er tote Bäume. Forstunternehmer Franc Godler begutachtet ein Stück abgefallene Rinde.

Er frisst und frisst und frisst: Wenn der Borkenkäfer zuschlägt, hinterlässt er tote Bäume. Forstunternehmer Franc Godler begutachtet ein Stück abgefallene Rinde.

Bergisch Gladbach – Borkenkäfer-Alarm im Wald an der Saaler Mühle: Der Schädling ist jetzt auch im Stadtzentrum angekommen. Alle Fichten müssen raus aus der Freizeitanlage.

Das Fauchen der Säge ist schon von weitem zu hören. 25 Meter hohe und 90 Jahre alte Fichten gehen in zwei Minuten zu Boden. Beim Aufprall bebt der Untergrund. „Es ist zum Weinen. Aber da ist nichts zu machen“, bedauert Forstunternehmer Franc Godler. Gerade hat sein Mitarbeiter Wolfgang Meier die achte Fichte gefällt.

Schlagabfälle und Sägemehl

Der Boden ist übersät mit Schlagabfällen, vermischt mit Sägemehl. Die Baumstämme liegen kreuz und quer, als hätten Riesen Mikado gespielt. „Untrügliches Zeichen dafür, dass ein Baum befallen ist, ist das rotbraune Bohrmehl, das beim Eindringen des Käfers entsteht und sich unten am Fuß des Stammes sammelt“, sagt Godler. Er hält ein Stück Rinde hoch: Zu sehen sind winzige Löcher.

Das sind die „Haustüren“, die die vier bis fünf Millimeter großen Schädlinge mit ihren winzigen Zähnen gebohrt haben. „Aus einem Borkenkäfer können leicht bis zu 100 000 neue entstehen“, sagt Godler. Wegen des zundertrockenen Sommers 2018 und des anschließenden viel zu warmen Winters hatten die Borkenkäfer ideale Bedingungen, sich zu vermehren.

Die Bäume konnten die Attacken nicht abwehren: Ihr Abwehrmechanismus gegen die Käfer, die Bildung von Harztröpfchen, funktioniert bei diesen klimatischen Bedingungen nicht gut.

Größte Katastrophe seit 1947

„Es ist die größte Katastrophe seit 1947“, sagt Förster Wolfgang Blass vom Regionalforstamt Bergisches Land, der sich im Auftrag der Stadt Bergisch Gladbach auch um den Wald an der Saaler Mühle kümmert, „am Ende wird es im gesamten Stadtgebiet keine einzige Fichte mehr geben.“ Das sei erschreckend, aber so sei die Natur. In Romaney, im Königsforst, in Nußbaum und weiteren Stadtteilen werden zurzeit geschädigte Bäume gefällt „Mit dem Abräumen der Stämme kommen wir gar nicht hinterher. Es gibt nicht genug Fuhrunternehmen“, berichtet Blass.

Die Arbeiten an der Saaler Mühle seien jedoch besonders aufwendig: „Hier sind sehr viele Leute unterwegs, auch Kinder aus dem Waldkindergarten.“ Absperrungen und Warnschilder müssen aufgebaut werden. Blass rät auch Hausbesitzern, befallene Exemplare im Privatgarten möglichst innerhalb eines halben bis dreiviertel Jahres zu entfernen. Die toten Bäume verlören ihre Standfestigkeit und könnten vor allem bei Stürmen leicht umkippen.

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Weil die hiesigen Märkte das Überangebot an Nadelholz nicht mehr verarbeiten können, verkaufen die Waldbesitzer ihr Holz nach China, berichtet Blass. Dort werden die Fichten aus Bergisch Gladbach zu Bauholz verarbeitet.

Seine Strategie für die Zukunft: „Nichtstun“, sagt Blass. „Kahle Stellen bieten eine Chance für junge Pflanzen, Hirsche haben mehr Freiraum und stoßen sich nicht das Geweih.“ Sprieße erst wieder frisches Grün, sehe alles halb so schlimm aus. Der Einsatz von Gift komme nicht infrage, stellt Blass klar, der Schaden für die umgebene Natur sei zu groß. Bei Neupflanzungen will das Forstamt künftig auf Baumarten umsteigen, die Wärme besser vertragen können: Lärchen, Douglasien oder Esskastanien kommen da infrage.

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