Bergisch Gladbach„Maskenpflicht an Schulen fällt zu früh“

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Die Corona-Fälle an Schulen im Rhein-Sieg-Kreis steigen wieder deutlich.

Die Corona-Fälle an Schulen im Rhein-Sieg-Kreis steigen wieder deutlich.

Bergisch Gladbach – Seit Montag ist es so weit: Die Maskenpflicht im Unterricht ist weggefallen. Doch die neue Freiheit wird sehr unterschiedlich wahrgenommen und eingeordnet. Vielen Eltern und Lehrern kommt die Freigabe zu früh – angesichts der hohen Inzidenzen und so kurz vor den Ferien.

Zum Schulbeginn am Montagmorgen hat der überwiegende Teil der Kinder in den acht Klassen der Gemeinschaftsgrundschule Katterbach die Nasen-Mund-Bedeckung freiwillig auf – obwohl es doch der erste Tag ist, an dem die Maskenpflicht im Unterricht offiziell aufgehoben ist, dies berichtet Schulleiterin Heike Bahr-Müller.

Lehrerkollegium trägt freiwillig vorerst weiter die Masken 

Viele Eltern hätten angesichts des Zeitpunktes, eine Woche vor Ferienbeginn, geradezu entsetzt auf die neue Verordnung reagiert. Denn der Schulbesuch bedeute nun ein erhöhtes Risiko an Corona zu erkranken und somit die Gefahr, etwa eine Reise absagen zu müssen. „Da können wir lüften wie die Weltmeister. Sitzt ein Kind in der Klasse, das krank ist, können sich andere anstecken“, sagt Heike Bahr-Müller.

Diese Gefahr sieht auch Elternpflegschaftsvorsitzende Stephanie Müller. Deshalb hat sie ihre zehnjährige Tochter morgens gebeten, die Maske nicht abzulegen. „Einerseits freue ich mich ja, dass die Kinder zur Normalität zurückkommen können. Andererseits ist da die Sorge um die Gesundheit.“ Das Lehrerkollegium der GGS Katterbach hat sich geschlossen dafür entschieden, den Mund-Nasenschutz vorerst weiterzutragen: „Um ein Statement und ein Vorbild abzugeben“, sagt Heike Bahr-Müller. Aus der Pause sind später einige Kinder ohne Maske zurückgekommen. „Das kann man gut verstehen. Wichtig ist uns, dass das nicht bewertet wird. Beides ist okay“, betont die Schulleiterin.

GEW kritisiert, dass Luftfilter nur unter bestimmten Voraussetzungen gefördert werden

„Klar, schränken die Masken die verbale und nicht-verbale Kommunikation ein“, sagt Jana Koch vom Vorstand der Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Oberberg (GEW), „aber wir halten den Zeitpunkt für verfrüht.“ Die Masken seien ein einfacher und wirksamer Schutz. Koch kritisiert, dass die Landesregierung NRW es den Schulen untersagt habe, zumindest bis zu den Ferien abhängig vom Infektionsgeschehen, selbst zu entscheiden, ob die Masken weiter getragen werden: Etwa wenn in einer Klasse das Infektionsgeschehen explodiere. Jana Koch kritisiert auch, dass das Land Luftfilter in Schulen nur unter sehr engen Voraussetzungen finanziere, während öffentliche Gebäude wie der Landtag schon seit Langem von diesen Geräten profitierten.

Infektionsschutz

Sechs Schulen sind mit Luftfiltern versorgt

Sechs Schulen konnten inzwischen mit Luftfiltern versorgt werden. Die Lieferung erfolgte laut Stadtverwaltung Ende März, mit etwa einmonatiger Verzögerung gegenüber der ursprünglichen Zeitplanung, was Corona und dem Mangel an Bauteilen geschuldet gewesen sei: GGS Hand, KGS Hand, SZ Kleefeld, GGS Herkenrath, SZ Herkenrath, KGS Sand. Drei weitere Schulen sollen im April mit Raumluftfiltern versorgt werden: GGS Kippekausen, KGS Frankenforst und GGS Moitzfeld. Im August 2021 hatte die Politik per Dringlichkeitsbeschluss entschieden, Luftfilteranlagen für 20 Grundschulen und zwölf weiterführenden Schulen zu kaufen. (ub)

Rolf Faymonville, Leiter des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Bensberg, hält den Zeitpunkt für falsch gewählt: „Die Abiturienten schreiben direkt nach den Osterferien ihre Abi-Klausuren. Viele haben die Sorge, sich noch anzustecken“, berichtet Faymonville. Auch wenn die Infektion bei jungen Menschen oft mild verlaufe: „Wir hatten auch schon Fälle mit Schüttelfrost und Fieber und dann kann man sich nicht optimal vorbereiten.“

Gar keine Vorgaben seitens des Ministeriums gebe es, was zu tun sei, wenn sich ein Kind mit Maske weigere neben einem ohne zu sitzen. „Über die Sitzordnung lässt sich das wohl kaum regeln“, betont Faymonville. Dass die einen auf der einen und die anderen auf der anderen Seite sitzen, sei keine sinnvolle pädagogische Vorgehensweise.

Schule empfiehlt Mund-Nasen-Schutz freiwillig zu tragen

Angelika Wollny, Leiterin der Integrierten Gesamtschule Paffrath, hält es für schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen. „Ich bin hin- und hergerissen. Irgendwann muss der Punkt da sein, dass die Kinder wieder ohne Masken lernen.“ Das Miteinander fehle. „Es gibt Kollegen, aber auch Schüler, die ich noch nie ohne Maske gesehen habe.“ Die Schulleitung habe in Abstimmung mit Schüler- und Elternvertretung allen Schülern und Lehrern empfohlen, weiterhin freiwillig Masken zu tragen. Die Sorge vor der Ansteckung überwiege also noch.

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Der Wegfall der Tests nach Osterferien ist ebenfalls ein Grund zur Sorge, dies zeigt der Rundruf bei den vier Schulen. „Dann haben wir gar keinen Überblick mehr über das Infektionsgeschehen“, befürchtet Susann Meurer, stellvertretende Leiterin der Realschule Herkenrath,„fehlt die Maske dann noch, nimmt uns das dann erst recht viel Sicherheit.“

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