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Bergisch Gladbach13 Zanders-Gebäude stehen offiziell unter Denkmalschutz

Lesezeit 4 Minuten
Steht nun auch unter Denkmalschutz: Das 1888 vom Architekten Gustav Börstinghaus entworfene Gebäude, in dem der Kalandersaal untergebracht war.

Steht nun auch unter Denkmalschutz: Das 1888 vom Architekten Gustav Börstinghaus entworfene Gebäude, in dem der Kalandersaal untergebracht war.

Bergisch Gladbach – Seit Ende Oktober ist es amtlich: Die als denkmalwürdig eingestuften 13 Bauten auf dem Areal der Papierfabrik Zanders An der Gohrsmühle sind in die Denkmalliste der Stadt eingetragen worden. Damit unterstehen sie nun dem Schutz, den das Denkmalgesetz des Landes NRW bietet und sind vor größeren baulichen Eingriffen oder gar Abriss geschützt. Damit findet eine jahrelange Auseinandersetzung um Denkmalwert und Denkmalschutz der Industriebauten von Zanders ein Ende, die 2012 begonnen hatte und erst mit einem Ministerialentscheid sein Ende fand.

2012 hatte der Rheinische Verein für Denkmalpflege das Gelände mit seinen Bauten aus verschieden Epochen der Industriegeschichte zum Denkmal des Monats gekürt und damit erstmals darauf aufmerksam gemacht, dass kein einziges der Gebäude zum damaligen Zeitpunkt denkmalgeschützt war.

Eigentümerwechsel führen oft zur Vernichtung historischer Objekte

Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden wirtschaftlichen Schieflage des Papierunternehmens, für das aktuell sogar ein Insolvenzverfahren läuft, hatten Denkmalschützer immer stärker auf die Eintragung der Objekte gedrängt. Denn Krisen und Eigentümerwechsel, das wissen Denkmalschützer aus bitterer Erfahrung, führen nicht selten zur Vernichtung historischer Objekte. Im Sommer 2018 wurde zunächst nur das Verwaltungsgebäude, 1904 von dem namhaften Architekten Otto March konzipiert, samt Pförtnerhaus unter Denkmalschutz gestellt, zudem die auf dem Firmengelände stehende historische Dampflokomotive. Jetzt folgten auch die weiteren Gebäude, die im 300 Seiten starken Gutachten des Architekturbüros Vogt-Werling als denkmalwürdig eingestuft worden waren.

Dazu gehören das Kraftwerk, mit dem der Kirchenbaumeister Dominikus Böhm seinen einzigen Industriebau schuf, der samt den dazugehörigen Schornsteinen in die Denkmalliste eingetragen wurde, das alte Maschinenhaus, die Bleicherei und der Holländersaal, in dem sich noch ursprüngliche Ausstattungsdetails finden lassen. Zudem Teile der Zentralwerkstatt, der Kalandersaal, in dem früher große Walzen zur Papierverdichtung und - glättung standen, der Sortiersaal und das große Lagerhochhaus mit der markanten Dachhaube. Nicht aufgenommen (weil auch nicht vorgeschlagen) wurde indes die Lagerwand am Driescher Kreisverkehr mit dem auffallenden Schriftzug „Gohrsmühle“ aus den Fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Wichtigsten Objekte unter Schutz

Mit den nun endlich erfolgten Eintragungen zeigte sich Gutachter und Denkmalpfleger Michael Werling zufrieden. „Damit stehen die wichtigsten Objekte unter Schutz, die noch über genügend historische Bausubstanz verfügen“, sagte er mit Blick auf einige der insgesamt 31 von ihm begutachteten Gebäude, die zu stark verändert worden seien, um noch als denkmalwürdig eingestuft zu werden. Mit dieser Einschätzung befindet sich Werling im Widerspruch zur Einschätzung des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege, das gefordert hatte, das gesamte Firmenareal als Denkmal der Industriegeschichte zu schützen, mit dieser Sicht allerdings letztlich unterlegen war. 

Die nun geschützten Objekte „sind alles Bauten, aus denen man etwas machen kann“, schwärmte Werling und denkt an eine harmonische Verbindung von Alt und Neu in der Stadtmitte. „Architekten haben Visionen“, meinte er und kann sich eine restaurierte historische „Urzelle Gohrsmühle“ vorstellen, die mit modernen Bauten ergänzt wird, um neue Funktionen zu erfüllen.

Werling will keine „Käseglocke“ über die Gebäude stülpen, sondern das für die Stadt so wichtige Areal im historischen Kontext weiterentwickeln – das ist sein Credo. Denkbar sei eine „tolle Mischung“ aus sozialem Wohnungsbau und hochwertigeren Immobilien, auch als Standort für Verwaltungsgebäude sei das Areal geeignet, für einen bunten Mix, der das Gelände mit Leben fülle, rund um eine freigelegte Strunde – alles großformatige Zukunftspläne, die – das weiß auch Werling – in Gänze nur nach der Ära Zanders umzusetzen wären.

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So weit will die Stadt allerdings noch nicht denken. Sie hat gerade beschlossen, die Immobilien auf dem Gelände für einen mehrstelligen Millionenbetrag zu erwerben und hofft, das Papierunternehmen mit dieser Finanzspritze wieder flott zu machen. Die Stadt hatte von Anfang an die Linie verfolgt, Denkmalschutz mit den Anforderungen eines noch produzierenden Unternehmens in Einklang zu bringen.

„Die Papierfabrik Zanders ist mit der Geschichte der Stadt Bergisch Gladbach auf ganz besondere Weise verbunden“, so Bürgermeister Lutz Urbach. Daher sei es folgerichtig, die herausragenden Gebäude auf dem Gelände denkmalrechtlich zu schützen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang aber auch stets gewesen, die Firmenleitung in die Entscheidung der Unterschutzstellung einzubeziehen. Urbach: „Dadurch gehen wir sicher, dass sowohl das Unternehmen Zanders als auch die Stadt als zukünftige Eigentümerin gut damit leben können.“

Chronik der Geschichte eines Denkmals

Der Rheinische Verein für Denkmalpflege hatte 2012 die historischen Gebäude auf dem Gelände der Papierfabrik Zanders aufmerksam gemacht. Die Fachbehörde beim Landschaftsverband Rheinland wollte nach Begutachtung das Areal als Beispiel der Industriegeschichte im Rheinland großflächig unter Denkmalschutz stellen; die Stadt Bergisch Gladbach antwortete mit einem Gegengutachten, das nur 13 ausgewählte Gebäude als denkmalwürdig einstufte. Weil man keine Einigung erzielen konnte, wurde das zuständige Ministerium angerufen, das sich im März 2018 der Sicht der Stadt anschloss. Ende Oktober 2018 waren alle 13 der benannten Gebäude in die städtische Denkmalliste eingetragen. (spe)

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