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Bergisch GladbachEvangelische Kirche Zum Frieden Gottes steht unter Denkmalschutz

Lesezeit 3 Minuten
Die Kirche Zum Frieden Gottes ist Glaubensheimat für die evangelischen Christen im Stadtteil Heidkamp. Sie entstand in den Jahren 1963 und 1964.

Die Kirche Zum Frieden Gottes ist Glaubensheimat für die evangelischen Christen im Stadtteil Heidkamp. Sie entstand in den Jahren 1963 und 1964.

Bergisch Gladbach – Schlicht, funktional, reduziert und doch in ihrer Licht- und Raumwirkung am Taufbecken fast mystisch: Die Kirche zum Frieden Gottes in Heidkamp mit ihrem markanten Glockenturm – zwischen 1961 und 1964 nach Plänen des Hannoveraner Architekturbüros Hübotter, Ledeboer und Busch errichtet – ist ein beeindruckender Bau, dessen Bedeutung nun auch offiziell gewürdigt wurde.

Die Kirche, ihr äußeres Erscheinungsbild und der Innenraum, das integrierte Gemeindezentrum, Pfarrwohnung und Turm sind von der Stadt Bergisch Gladbach unter Denkmalschutz gestellt worden. Damit nimmt sie Platz 215 der derzeit insgesamt 216 Objekte umfassenden Liste ein und ist dabei in guter Gesellschaft: Hier sind unter anderem auch die sakralen Bauten von Gottfried Böhm oder die evangelische Gnadenkirche zu finden. Die Kirche sei bedeutend für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen, befanden die Gutachter vom Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland.

Kirche zum Frieden Gottes

1958 Gründung eines Kirchbauvereins

1960 Genehmigung für eine weitere Pfarrstelle in Bergisch Gladbach und ein Ideenwettbewerb für ein Gemeindezentrum

1961 Auftragsvergabe an das Architektenbüro Hübotter/Ledeboer/Busch aus Hannover

1962 Einreichung des Bauantrags für Kirche, Turm, Jugendfreizeitheim und Pfarrhaus. Angegebene Kosten: 503000 DM

September 1962 Erster Spatenstich

1963 Grundsteinlegung

1964 Kirchweihe

An Erhalt und Nutzung der evangelischen Pfarrkirche bestehe aus architekturhistorischen, kirchengeschichtlichen und städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Grundsätzlich rückten die Bauten der 1950er und 1960er Jahre immer stärker in der Fokus der Denkmalschützer, bestätigte Karl Stabenow, Leiter der Unteren Denkmalbehörde.

Exemplarisch zeigt der Ortsteil Heidkamp die Entwicklung vieler Stadtbezirke der Nachkriegszeit. Früher dünn besiedelt, entstanden hier nach 1945 etliche Siedlungen, die unter anderem Menschen eine neue Heimat geben sollten, die durch Flucht und Vertreibung nach Bergisch Gladbach gekommen waren. So entstand ab 1950 beispielsweise die sogenannte Märchensiedlung, oder wenig später Siedlungsbauten an der Richard-Zanders-Straße und Scheidtbachstraße. Viele der neu Zugezogenen waren evangelisch. 1958 war ihre Zahl in Heidkamp auf 3000 Menschen angewachsen, die zunächst nur in provisorischen Räumen Gottesdienst feiern konnten.

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Überall im Land entstanden daher in dieser Zeit neue Kirchen, evangelische wie katholische, die auch in ihrer Formensprache neue Wege gehen sollten. In Heidkamp schufen die Architekten, die ihren Arbeitsschwerpunkt eigentlich im Einfamilienhaus- und Siedlungsbau hatten, aber auch insgesamt 17 Kirchen entwarfen, einen Bau, der die Gemeinde als Gemeinschaft der Getauften ins Zentrum stellen sollte. Anders als zuvor sind Kirchen nun „primär Innenraum; der Außenbau wird zur bloßen Umhüllung des Innern“, erklären die Wissenschaftler des Denkmalamtes in ihrer Expertise. Einfache, klare Formen und Materialien dienen diesem Zweck, dem Prinzip „Adel der Armut“ verpflichtet.

Die Kirche füge sich harmonisch in das städtebauliche Umfeld ein und entfalte durch seinen weithin sichtbaren Glockenturm mit seiner expressiven Form dennoch eine markante städtebauliche Wirkung, so die Denkmalschützer. Besonders atmosphärisch die Gestaltung der Taufkapelle: „Als ich das erste Mal diese Kirche betrat, war ich absolut begeistert von der tieferliegenden und vor dem eigentlichen Kirchenraum angeordneten Taufe“, erinnert sich der Architekt und Architekturhistoriker Prof. Michael Werling: „Absolut gut inszeniert. Eben gute Architektur!“.

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