Bergisch GladbachFür Planungen des Stadthauses gibt es einen eigenen Ausschuss

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Die Stadthäuser am Konrad-Adenauer-Platz sind marode.

Die Stadthäuser am Konrad-Adenauer-Platz sind marode.

Bergisch Gladbach – Am Donnerstag in einer Woche, am 4. Februar, ist es soweit: Die Diskussion um das neue Stadthaus kehrt zurück. Ein eigener Ausschuss ist für dieses Thema gegründet worden. Und gleich bei der ersten Sitzung geht es um dem grundsätzlichen Kurs. Im Juni vergangenen Jahres waren alle Planungen gestoppt worden.

Zuvor war ein vernichtender Bericht des städtischen Rechnungsprüfungsamtes bekannt geworden. Die gesamte bisherige Projektsteuerung wurde darin als fehlerhaft und unzureichend bezeichnet. Außerdem wurde die fehlende Kostenobergrenze kritisiert. Dabei gab es eine beschlossene Obergrenze von 46 Millionen Euro. Sie wurde beim Architekten-Wettbewerb schlicht vergessen. Völlig begeistert von dem Entwurf des renommierten Architekturbüro Auer Weber spielte Geld scheinbar keine Rolle.

Neue Projektsteuerung

Zur Erinnerung: Als das Stadthaus 2016 startete, sollte es 33 Millionen Euro kosten. Im Oktober 2017 waren es 52,5 Millionen Euro und im November 2019 62,6 Millionen Euro. Und ein Ende war nicht abzusehen. In dieser Situation zog der Rat die Reißleine und stoppte alle Planungen.

Mehrere Gutachten wurden in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen nur vor. Sie sollen allesamt im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung besprochen werden. Daher kennt diese Gutachten derzeit auch nur kleiner Teil der Ratsmitglieder.

Die Nicht-Öffentlichkeit und die geforderte Verschwiegenheit hat einen einfachen Grund: Die Stadt befindet sich in einer verhandlungstechnisch äußerst schwierigen Situation. Es hat den Architekten-Wettbewerb gegeben, es gibt einen Siegerentwurf – an dem kommt die Stadt nicht vorbei. Und so werden die Ausschussmitglieder in einem eigenen Punkt über die Rechtsrisiken informiert. Was es also kostet, wenn die Stadt nicht den Entwurf von Auer Weber weiterverfolgen will. Zuletzt wurde die Zahl von eine Million Euro genannt, die Auer Weber in Rechnung stellen könnte.

Nach Informationen dieser Zeitung kommt ein Gutachten zu dem Ergebnis, dass ein Zweckbau auf dem Zanders-Gelände nur sieben Millionen Euro preiswerter sein soll als der Entwurf von Auer Weber. Der „große Wurf“ ist also gar nicht so viel teurer als der Zweckbau. Wasser auf die Mühlen von all jenen, die unbedingt am Siegerentwurf festhalten wollen. Insbesondere die Grünen wollen mit dem neuen Stadthaus auch ein ökologisches Zeichen setzen. Und schauen dabei weniger aufs Geld. Ganz anders der Koalitionspartner FDP. Deren Fraktionsvorsitzender Jörg Krell war einer der schärfsten Kritiker der Kostenentwicklung.

Die Stuttgarter Architekten haben nach Informationen dieser Zeitung der Stadt bereits ihre grundsätzliche Verhandlungsbereitschaft signalisiert. In diesen Gesprächen sei auch erwähnt worden, dass man über die mangelnden Projektsteuerung in der Vergangenheit irritiert gewesen sei. In diesem Punkt herrscht bei der Stadt schon lange Einigkeit: Es wird eine neue Projektleitung geben mit externen Beratern.

Ein Verwaltungsmitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will: „Aber all das ändert nichts daran, dass die Verhandlungsposition der Stadt gegenüber Auer Weber sehr schwach ist.“ Praktisch laufe alles darauf hinaus, dass an der Zusammenarbeit mit Auer Weber festgehalten wird. Dann entscheide Auer Weber letztlich, welche Modifikationen mit seinem Siegerentwurf zu vereinbaren seien und welche nicht. Daran ändere auch keine noch so gute Projektleitung etwas.

Neben dem Versuch, die Kosten senken, gibt es auch inhaltliche Veränderungswünsche. Durch Corona sei, so heißt es in der Gladbacher Verwaltung, noch einmal deutlich geworden, dass die Arbeitsplätze den digitalen Ansprüchen genügen müssten.

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Und wäre das nicht alles schon schwierig und kompliziert genug, kommt auch noch Zeitdruck hinzu. Die Mitarbeiter in den alten Stadthäusern – eine Sanierung scheidet offenbar endgültig aus – drängen auf einen raschen Umzug. Schließlich arbeiten sie schon sehr lange in einem vielfach unzumutbaren Umfeld. Und auch die neuen Brandschutzverordnungen sind in den alten Gemäuern nicht umgesetzt.

Grüne, SPD und FDP suchen nach einem gemeinsamen Weg. Bürgermeister Frank Stein hat angekündigt, während der Sitzung einen Vorschlag zur weiteren Vorgehensweise zu präsentieren.

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