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Bergisch GladbachKann Zanders doch noch gerettet werden?

Lesezeit 3 Minuten
Ob die Papierfabrik Zanders wirtschaftlich noch gerettet werden kann, soll durch Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft festgestellt werden.

Ob die Papierfabrik Zanders wirtschaftlich noch gerettet werden kann, soll durch Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft festgestellt werden.

  • Das Gladbacher Unternehmen Zanders hat seit Jahren mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen.
  • Nun soll ein Gutachten klären, ob die Papierfabrik doch noch eine Zukunft haben kann.
  • Kurios: Gerade das Sterben vieler Papierfabriken in Europa könnte zum Vorteil werden.

Bergisch Gladbach – Die Abkürzung BDO ist für Zanders derzeit ein Kürzel, ein Chiffre für eine bessere Zukunft. BDO ist eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit Sitz in Hamburg. Sie soll beauftragt werden, die wirtschaftliche Lage der Papierfabrik zu überprüfen.

Und mit diesem Papier, so die Hoffnung, könnten dann auch Banken überzeugt werden, zu investieren. Am 21. will der Zanders-Betriebsrat die Kollegen Abteilungsweise über die neue Entwicklung informieren. Ein entsprechendes Schreiben zirkulierte gestern im Werk.

Positive Nachrichten

Der Betriebsrat spricht von einem „Licht am Ende des Tunnels“ und von einem großen Erfolg des Runden Tisches. Nach Informationen dieser Zeitung steht auch eine Einigung über das umstrittene Mietverhältnis zwischen der Stadt und dem Zanders-Eigentümer, einer Finanzgruppe um den Norweger Terje Haglund, kurz vor dem Abschluss.

Danach werden insbesondere die Anforderungen des Brandschutzes erfüllt. Auch beim Mietpreis – inoffiziell wurde immer wieder die Summe von rund einer Million Euro pro Jahr genannt – scheint eine Einigung möglich.

Verschiedenen Parteien zusammengebracht

Der Runde Tisch findet unter Leitung von Ingo Wolf statt. Der FDP-Politiker und frühere NRW-Innenminister hat es nach Angaben von verschiedenen Teilnehmern des Runden Tisches geschafft, die verschiedenen Parteien zusammenzubringen. So gesehen auch ein Erfolg des Betriebsrates, der von einer „Stagnation“ gesprochen und den Runden Tisch initiiert hatte. Wolf stand bislang für eine Stellungnahmen nicht zur Verfügung.

Trotz der guten Nachrichten vom Runden Tisch, bleiben viele Fragen offen. So ist zum Beispiel auch strittig, wer für den Kauf der CO2-Zertifikate verantwortlich ist und zahlen muss: ein Millionenposten.

Engagement von Haglund fraglich

Über all den Detailfragen kreist immer wieder die grundsätzliche Frage: Wie stark kann und will sich der norwegische Eigentümer Haglund engagieren? Von den Teilnehmern des Runden Tisches wird ein Betriebskonzept gefordert.

Womit sich der Kreis zur Hamburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO schließt. Denn dieses Konzept muss dann von BDO auf Herz und Nieren überprüft werden. Aus dem Werk wird seit Wochen darauf verwiesen, dass sich die Rahmenbedingungen für die Papierproduktion verbessert haben.

Sterben der Papierfabriken als Vorteil

Wurde die Insolvenz von Zanders zum Beispiel noch damit begründet, dass die Zellstoffpreise buchstäblich explodierten, sinken die Zellstoffpreise seit Monaten. Und das Sterben der Papierfabriken in Europa geht weiter. Was sich zunächst wie eine schlechte Nachricht für Zanders anhört, kann auch als gute Nachricht interpretiert werden.

Denn jede geschlossene Papierfabrik hinterlässt Kunden, die nach einem Ersatz suchen. Und die neue Geschäftsleitung hatte bereits kurz nach der operativen Übernahme des Werkes davon gesprochen, dass die Lohnkosten massiv gesenkt wurden: Trotz Personalabbau könne das Produktionsniveau gehalten werden. Weiter verzichtet die Belegschaft auf einen Teil des Lohns – ebenfalls ein Beitrag zur Kostensenkung. Außerdem wird von vollen Auftragsbüchern berichtet.

Alles zusammen – positive Eckdaten für die Fortführung der Produktion. Allerdings: Denkbar auch, dass die BDO dem Werk keine guten Zukunftsausschichten attestiert. Das wäre dann ein weiterer, schwerer Rückschlag für alle, die noch an die Papierindustrie in Gladbach glauben.

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