Bergisch GladbachSo sollen Kinder bei der Spielplatz-Planung helfen

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Die Grünanlage unterhalb des Vinzenz-Pallotti-Hospitals soll in einen Stadtgarten aufgewertet werden. Dazu gehört ein neuer Naturspielplatz im Wald links.

Die Grünanlage unterhalb des Vinzenz-Pallotti-Hospitals soll in einen Stadtgarten aufgewertet werden. Dazu gehört ein neuer Naturspielplatz im Wald links.

  • Marode Geräte, lärmende Jugendliche: Auf vielen Spielplätzen in Bergisch Gladbach läuft es nicht rund.
  • Wie die Stadt Kinder in die Planung und Gestaltung der Spielplätze einbindet und welche Spielplätze in Bergisch Gladbach Priorität haben, erfahren Sie in diesem Artikel.

Bergisch Gladbach – Oft sind es platte Flächen mit dem immer gleichen Standardsortiment mit Wippe, Schaukel und Rutsche, die als Spielfläche für Kinder dienen sollen – ohne Schatten, ohne Rückzugsraum. Vor allem ältere Kinder finden solche Spielplätze langweilig. Der Mangel an Spielwert ist aber vor allem ein Nebeneffekt der Stadtentwicklung: Spielräume fallen als erstes hinten runter, wenn immer mehr Wohnungen auf engstem Raum untergebracht werden müssen. Die Stadt will entgegensteuern.

In ihrem Spielflächenkonzept aus dem Jahr 2017 setzt sich die Stadt dafür ein, stadtweit lieber große attraktive Quartiersspielplätze mit Treffpunkt-Charakter zu fördern, statt viele neue Spielplätze für Kleinkinder anzulegen. Ein weiterer Leitgedanke des Konzeptes lautet, dass die Bedürfnisse von Kindern bei der Verkehrs- und Stadtplanung künftig eine größere Rolle spielen sollen.

„Ziel ist es, dass Kinder an der konkreten Planung und Umsetzung der Spielflächen beteiligt werden“, sagt Claudia Werker, Mitarbeiterin der Spielplatzplanung.

Erste Erfahrungen damit wurden bereits im Jahr 2017 im Stadtteil Heidkamp gesammelt, dem Stadtteil, wo der Anteil von unbebautem Land in Bergisch Gladbach bei weitem am niedrigsten ist. Es gibt hier nur elf Hektar Freifläche im Gegensatz zur Siedlungsfläche von 207 Hektar. Bei Streifzügen durch die Stadt ließ sich Claudia Werker die sechs Spielplätze in Heidkamp von Kindern zeigen.

Kinderinteressen

Im Rahmen des Spielflächenkonzepts aus dem Jahr 2017 hat die Stadtverwaltung Bergisch Gladbach eine verwaltungsinterne „AG Kinderinteressen“ eingerichtet, die ämterübergreifend die Belange von Kindern, Jugendlichen und Familien in aktuelle städtische Planungen einbringt. Beteiligt sind sieben Fachbereiche.

Bei einem Treffen im Juni beschäftigte sich die AG mit dem Thema „Aufenthalt im Straßenraum“ vor dem Hintergrund der verdichteten Ortszentren. Beim nächsten Treffen soll es darum gehen, wie ein familienfreundliches Quartier aussehen soll– vom Baukörper über die Straßengestaltung bis zu den Freiflächen. (ub)

Heraus kam, dass einige Plätze von den Kindern als sehr unangenehm empfunden werden: zu viel Schmutz, zu wenig Licht, zu gefährliche Straßen, die überquert werden müssen. Für die Entschärfung der Probleme ist allerdings im städtischen Haushalt kein Geld eingeplant. Stattdessen sollen dafür verschiedene Förderprogramme der Städtebauförderung herangezogen werden. Einen Zeitplan gibt es nicht. Die Projekte stellen somit vorerst nur eine Wunschliste dar.

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Konkreter, zumindest was die Finanzierung anbelangt, sieht es dagegen für sieben Spielplätze im Stadtteil Bensberg aus. Die Standorte: Schloßstraße, Stadtgarten, Deutscher Platz , Engelbertstraße, Fliederweg, Offermanngelände sowie zwei Plätze im Schlosspark. Denn die Spielflächenplanung gehört in diesen Fällen zu den insgesamt 33 Projekten des Integrierten Handlungskonzeptes zur städtebaulichen Aufwertung des Stadtkerns von Bensberg.

Stadtgarten soll aufgewertet werden

Priorität haben die Spielplätze auf der Schloßstraße und im Stadtgarten, gemeint ist die Wiese unterhalb des Vinzenz-Pallotti-Hospitals. „Wie der neue Spielplatz aussehen wird, ist noch nicht klar“, sagt Werker. Wenn es an die konkrete Planung gehe, sollen Kinder beteiligt werden. Dies sei mit dem beauftragten Planungsbüro Club L 94 abgesprochen.

Zur geplanten Aufwertung des Stadtgartens gehört auch der Bau eines Spielplatzes. Vorgesehen sei ein Naturspielplatz im Wäldchen, das an die Thomas-Morus-Akademie grenzt, erzählt Claudia Werker. Die Stadtverwaltung sei zurzeit dabei, den Entwurf für die Anlage vorzubereiten. Nur eins verrät Claudia Werker: Der größte Wunsch der Kinder soll berücksichtigt werden: „Eine langen Rutsche den Hang hinunter.“

Die Serie

Im dritten und letzten Teil unseres Schwerpunkt-Themas „Spielplätze in Bergisch Gladbach“ geht es um die Frage: Wie sollen die öffentlichen Plätze der Zukunft aussehen? Die Beantwortung scheint dringend erforderlich. Denn die existierenden Spiel- und Aufenthaltsplätze sind weder sicher noch sauber und in vielen Fällen nicht mehr zeitgemäß, wie wir in den ersten beiden Folgen unserer Serie gezeigt haben. (eck)

Vollständig zufrieden mit dem Fortschritt bei der Umsetzung des Spielflächenkonzepts ist Claudia Werker aber nicht. Als größten Erfolg wertet sie, dass die Beteiligung der Kinder einen größeren Stellenwert in der Stadt bekommen habe. Gleichzeitig bedauert sie jedoch, dass alles, was mit Bauen zusammenhänge, eine enorme Zeitspanne benötige. „Dies ist aus Kindersicht ganz schwer nachzuvollziehen.“ Denn die Kinder, die sich an den eigentlichen Aktionen beteiligten, seien selten die Nutzer der Veränderungen, die erst Jahre später einträten.

Um die Versorgung mit ausreichend Freiflächen sicherzustellen in der rasant wachsenden Stadt setzt die Stadtverwaltung auf Planungsinstrumente wie den Flächennutzungsplan. Im F-Plan (im alten und im neuen) seien Spielplätze für Grundschüler und Quartiersplätze ausgewiesen, erklärt Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. Sollte für ein entsprechendes Gebiet ein neuer Bebauungsplan erstellt werden oder ein alter verändert werden, würden in einem Beteiligungsverfahren die Bedarfe der unterschiedlichen Interessen abgefragt.

Auch kleine Plätze sinnvoll

Hier bestehe dann die Möglichkeit, sich mit einer Stellungnahme für oder gegen die entsprechende Freifläche auszusprechen. Der Stadtrat habe sich bewusst dagegen entschieden, den Bedarf an Spielfläche pro Einwohner zu definieren. Die 2,4 Quadratmeter Freifläche pro Einwohner, die auf der Berechnungsgrundlage von 1974 festgelegt waren, seien längst überholt: Faktoren wie der demografische Wandel fänden beispielsweise keine Berücksichtigung.

Aus der Sicht von Peter Löw, Sachverständiger für Freizeitanlagen beim TÜV Rheinland, gibt es bei dem Aspekt „Spielwert“ an vielen Stellen in Bergisch Gladbach zwar noch Luft nach oben. Trotzdem haben seiner Meinung auch die vielen kleinen standardisierten Spielplatzflächen ihre Berechtigung. „Manchmal reichen schon ein Baum, eine Wippe und eine Bank, um sich zu treffen. Auch für Eltern ist das wichtig. Und die Kinder haben da auch ihren Spaß.“

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