Abo

Besonders sauberBergisch Gladbacher Delegation besucht chinesische „Modellstadt“

Lesezeit 3 Minuten
Lutz Urbach

Bergisch Gladbachs Bürgermeister Lutz Urbach

Bergisch Gladbach – Noch ist nicht klar, wann und wie. Aber in den nächsten Wochen wird die Gladbacher Stadtverwaltung über eine Reise in die chinesische Stadt Zhangjiagang berichten. Dass es diese Reise überhaupt gab, ist für manche Gladbacher Ratspolitiker bereits ein Thema für sich. In der vergangenen Sitzung des Hauptausschusses zeigte sich der FDP-Vorsitzende Jörg Krell „überrascht und verärgert“ über die Dienstreise. „Ich dachte, wir hätten sehr deutlich gemacht, dass wir keinerlei Interesse an einer Vertiefung unserer Beziehung zu Zhanjiagang haben.“ Maik Außendorf von den Grünen forderte genaue Infos über die Reise.

Auf Anfrage dieser Zeitung erklärte die Verwaltung: „Am Besuch der Stadt Zhangjiagang nahmen Bürgermeister Lutz Urbach, sein Büroleiter Stephan Dekker und Martin Westermann als Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung teil. Ebenfalls mitgereist ist Urbachs Gattin, aber auf eigene Kosten. Die Einladung erfolgte durch den dortigen Bürgermeister; in Zhangjiagang standen bei einem sehr engen Zeitplan Treffen mit Vertretern aus Politik, Administration und Wirtschaft auf dem Programm.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Krell und Außendorf waren erst unmittelbar vor der Hauptausschusssitzung über die Dienstreise informiert worden. Genau wie Klaus Waldschmidt, der SPD-Fraktionsvorsitzende, der wegen Urbachs Abwesenheit die Hauptausschusssitzung leitete. „Ich bin am Rande der Ratssitzung am 12. März gefragt worden, ob ich Urbach am 14. Mai vertreten könne – ich hatte keine Ahnung, dass der Bürgermeister dann auf Dienstreise nach China ist.“ Und auch Michael Metten, CDU-Fraktionsvorsitzender, hatte bis zur Hauptausschusssitzung keine Kenntnis von der Dienstreise.

„Städtepartnerschaftliche Aktivität“ steht in der Kritik

Zuletzt hatte Urbach in der Hauptausschusssitzung vom 7. März von den Kontakten zu der chinesischen Stadt berichtet. So habe es ein Treffen mit einer Delegation aus Zhangjiagang in Bergisch Gladbach gegeben. Bei diesem Treffen sei eine Einladung an die Stadt ausgesprochen worden. Weiter wurde mitgeteilt, dass man sich mit der Industrie- und Handelskammer darüber austausche, welche Unternehmen ein Interesse an einer Reise nach China hätten.

Im Ausschuss wurden diese Kontakte nach China fast ausschließlich kritisch kommentiert. Es wurde auf das Ungleichgewicht der Städte und auf die Situation der Menschenrechte in China aufmerksam gemacht. Über China wurde im Rahmen aller städtepartnerschaftlichen Aktivitäten berichtet und diskutiert. Am Ende fasste der Ausschuss den Beschluss: „Der Überblick zu den städtepartnerschaftlichen Aktivitäten in 2018 wird zur Kenntnis genommen, die für 2019 geplanten Aktivitäten werden gebilligt.“

Besonders sauber

Die Stadt Zhangjiagang liegt im Osten von China, in der Nähe von Shanghai. Bekannt wurde die Metropole mit rund einer Millionen Einwohner, als 2002 und 2003 die Dortmunder Stahlwerke Westfalenhütte und Phoenix-Ost demontiert und in Zhangjiagang wieder aufgebaut wurden. Dabei ist die Stadt in den vergangen Jahrzehnten extrem schnell gewachsen. In China gilt sie als besonders wohlhabend. 1993 wurde sie zur „Modellstadt“. So wurden Broschüren verteilt, wie sich die Bewohner verhalten sollten. Im Internet finden sich mehrere Berichte, die die besondere Freundlichkeit der Menschen und die Sauberkeit der Straßen betonen.

KStA abonnieren