Blick nach vornWie die Politik auf das Ende der Papierfabrik Zanders reagiert

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Gespenstisch leer: Zanders hat die Produktion eingestellt.

Gespenstisch leer: Zanders hat die Produktion eingestellt.

Bergisch Gladbach – Wirklich überraschend kann das endgültige Ende der Papierfabrik Zanders zumindest für den Insolvenzverwalter Marc d’Avoine nicht gekommen sein. Ein Konzept zur Sicherung des Geländes lag jedenfalls vor – und wird nun umgesetzt. Auf dem Gelände geht derzeit nichts mehr. Es beginnt die Räumung. Gearbeitet wird allerdings auch noch: im Klärwerk. Das lässt sich nicht von heute auf morgen abstellen. Dabei ist der 30. April, das Datum, an dem die Papierstadt Bergisch Gladbach ihr Papierwerk verlor, noch nicht richtig angekommen. Alle suchen nach den passenden Worten. Auch die Politik.

Einer der es sehr kurz macht, ist Gladbachs ehemaliger Bürgermeister Lutz Urbach. In seiner Amtszeit war Zanders immer ein Thema. Sein Kommentar zum Ende von Zanders: „Traurig, einfach nur traurig.“ Mehr wolle und könne er nicht sagen.

SPD sticht heraus

Die Gladbacher Parteien beeilten sich in ihren Stellungnahmen. Heraussticht die SPD. Fraktionsvorsitzender Klaus Waldschmidt: „Nun liegt es in der Verantwortung der Stadt, den Verlust der Arbeitsplätze sozialverträglich zu gestalten und neue Perspektiven zu schaffen.“ Und denen verspricht die SPD: „Wir lassen euch nicht hängen.“

Michael Metten, der Fraktionsvorsitzende der CDU, warnt vor Versprechungen, die dann nicht eingehalten werden. Aber natürlich müsse die Stadt alles für die Zandrianer tun, was möglich ist. Metten zollte den Menschen seinen Respekt. Ihr Einsatz in den Monaten der Ungewissheit sei bewundernswert

Respekt für Belegschaft

Zanders bedankt sich bei Kunden, Lieferanten und Partnern

Ein Dokument der Stadtgeschichte. Mit einem kurzen Schreiben verabschiedete sich die Papierfabrik Zanders von ihren Kunden. Hier der Originaltext:

„Der Geschäftsbetrieb der Zanders Paper GmbH wird heute, 30. April 2021, eingestellt. Wie der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Mark Boddenberg heute bekannt gab, konnte kein tragfähiges Konzept für die Fortführung des Unternehmens gefunden werden. Nach 192 Jahren endet damit die Geschichte der Papierfabrik, die u. a. wegen der einzigartigen Papiersorte Chromolux weltbekannt ist, mit dem heutigen Tage. Bezüglich offener Bestellungen und des Verkaufs von Restbeständen werden die Kunden zeitnah kontaktiert werden. Die gesamte Belegschaft der Zanders Paper GmbH bedankt sich bei allen Kunden, Lieferanten und Partnern für ihre Treue über viele Jahrzehnte sowie auch in den schwierigen vergangenen Wochen und Monaten.“ (red)

Auch die Grünen zollen der Belegschaft Respekt. Aber der Blick geht klar in die Zukunft. Maike Außendorf, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat und Bundestagsspitzenkandidat: „Nun bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Beteiligten zur Schaffung eines modernen Stadtviertels und neu entstehender Arbeitsplätze.“

Bei der FDP meldet sich deren Bundesparteichef Christian Linder zu Wort. Auch er lobt zuerst den Einsatz der Zandrianer und bedauert das Ende einer jahrhundertealten Tradition. Aber er sagt auch: „Der Strukturwandel ist jetzt auch in Bergisch Gladbach angekommen – das ist keine einfache Situation, aber unaufhaltsam.“ Jörg Krell, der FDP-Fraktionsvorsitzende, sieht die Stadt gefordert. Möglich sei eine Transfergesellschaft und eine Jobbörse.

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Für Benno Nuding von der Freien Wählergemeinschaft ist es wichtig festzuhalten, dass die Politik alles getan habe, um Zanders zu retten. „Leider haben die Investoren nicht mitgespielt und das endgültige Aus war nicht mehr abzuwenden.“

So sieht das auch Fabian Schütz von der AfD. Für das Ende von Zanders trügen Investoren und Eigentümer die Verantwortung.

Nach der Werksschließung mangelt es jedenfalls nicht an Respektbekundungen für die Zandrianer.

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