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Branche kann nicht mehrTaxiunternehmen in Bergisch Gladbach sind mehrfach belastet

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Gündüz Büyük Taxi 220422

Taxiunternehmer Gündüz Büyük steht mit seinem Taxi am Stand gegenüber des Gladbacher Bahnhofs.

Bergisch Gladbach – „Die Probleme der Branche fingen schon 2015 an. Als der gesetzliche Mindestlohn für Taxifahrer durchgesetzt wurde. Das können wir fast nicht bezahlen. Und dadurch sind die Tarife stark angestiegen“, sagt Gündüz Büyük. Er betreibt seit 2011 das Taxiunternehmen Taxi Büyük in Bergisch Gladbach und hat schon mehrere Tariferhöhungen miterlebt und sieht einer erneuten Erhöhung der Tarife mit gemischten Gefühlen entgegen: „Die Leute, die auf uns angewiesen sind, fahren weiterhin mit uns. Rentner zum Beispiel. Das tut mir für die sehr leid, weil sie ja oft nicht so viel Geld zur Verfügung haben“, erzählt er.

Preise für Fahrten können von 11 auf 14 Euro steigen

Er rechnet mit einer Tariferhöhung von 10 bis 12 Prozent. Das bedeutet, dass eine Fahrt, die jetzt noch elf Euro kostet, nach der Erhöhung 13 Euro kosten kann.

Schon bei den letzten Erhöhungen hätten die Taxifahrer gemerkt, dass die umsatzstärkeren Tage des Jahres immer weniger eingebracht haben. „Das wurde seit 2015 von Jahr zu Jahr weniger. Tage wie Weiberfastnacht, Silvester oder Heiligabend waren die stärksten Tage des Jahres“, sagt er. Davon sei mittlerweile kaum mehr was zu merken.

Die geplante Erhöhung sei aber nur ein kleiner Teil des Problems. Schon seit Jahren habe die Branche mit Konkurrenz durch Unternehmen , wie „Uber“ oder „Free Now“ stark zu kämpfen. „Corona hat uns dann nochmal den letzten Schlag gegeben“, meint Büyük. Davon hätte sich die Branche immer noch nicht erholt, während schon das nächste Problem auf sie wartet: die hohen Kraftstoffpreise, die viele Fahrten kaum noch rentabel machten.

Taxifahrer müssen bis zu 300 Stunden im Monat arbeiten

„Man kann von dem Geschäft nur noch leben, wenn man eine hohe Einsatzbereitschaft zeigt“, sagt Büyük. Er fährt alle Fahrten seines Taxiunternehmens selbst, weil man sich kaum mehr Personal leisten könne. „Nur Samstagnachts habe ich einen Kollegen, der mich vertritt“, so der Unternehmer. Er mache 250 bis 300 Stunden im Monat, anders würde sich sein Unternehmen nicht lohnen. „Freizeit, Hobby, eigentlich fast das ganze Leben dreht sich um das Taxi. Ich bin froh, dass meine Familie mich da unterstützt– aber ich mache es ja auch für sie“, beschreibt Büyük, wie sein Job immer mehr Platz in seinem Leben einnimmt.

Taxiunternehmer fühlen sich allein gelassen

Die Branche versuche immer wieder aufzustehen, aber das werde immer schwieriger.

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In Zukunft werde sich einiges in der Branche ändern, prognostiziert der Unternehmer: „Es werden immer weniger Fahrzeuge werden. Manche Kollegen haben sechs oder sieben Fahrzeuge. Es wird keine zehn Jahre dauern, da kann man sich nicht mehr leisten. Irgendwann werden alle Unternehmer nur noch ein Fahrzeug haben und alle Fahrten selbst fahren.“ „Ich wünsche mir, dass wir stattlich mit subventioniert werden“, sagt Büyük.

Er und die meisten aus der Branche fühlen sich alleine gelassen. „Es fühlt sich so an, als würde der Staat dabei zusehen, wie wir sterben, ohne dass es ihn groß interessiert“, findet er.

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