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Buhrufe zur BegrüßungJens Spahn zu Besuch in Bergisch Gladbach

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war in Bergisch Gladbach zu Besuch.

Bergisch Gladbach – Eigentlich sollte es ein kurzes Gespräch zur Unterstützung von Gladbachs CDU-Bürgermeisterkandidat Christian Buchen werden, doch was Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Bergisch Gladbach zunächst empfing, war alles andere als eine herzliche Begrüßung.

Kurzfristig entscheidet sich das Bundeskriminalamt am Samstag dafür, das der wegen der Corona-Proteste seit Anfang voriger Woche in der Bedrohungskategorie heraufgestufte Minister, nicht im Freie sprechen darf. Die Veranstaltung wird vom CDU-Wahlkampfstand in der Fußgängerzone  in den Spiegelsaal des Bergischen Löwen verlegt. Bereits lange bevor Spahn eintrifft, haben sich teils von weiter her angereiste Demonstranten vor dem Gebäude formiert. Polizei fährt vor, bildet eine Kette, mit den CDU-Vertretern wird verabredet, Fotos erst im Inneren des Gebäudes zu machen um die Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen nicht zu provozieren. Als Spahn vorfährt, empfängt ihn ein Pfeifkonzert; als er aussteigt, ertönen wie auf Kommando „Hau ab“-Rufe.

„Spielverderber ist das Virus“

„Spielverderber bin nicht ich, Spielverderber ist das Virus“, sagt Spahn im Spiegelsaal nach Buchens Frage, wie es mit der Perspektive für Veranstaltungen in der Corona-Zeit aussieht. Souverän reagiert der Minister damit auch auf Zwischenrufe von Demonstranten, die es unter die  rund 100 angemeldeten Gäste im Saal geschafft haben. „Der 11.11. wird anders stattfinden müssen“, kündigt Spahn dem auch im Karneval verwurzelten Bürgermeisterkandidaten Buchen an. Deutschland stehe auch deshalb bei der Bekämpfung der Pandemie heute gut da, weil es gut aufgestellt sei und entschlossen gehandelt habe: „Wir haben heute mehr Intensivbetten frei als Italien und Frankreich zusammen überhaupt haben.“

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Den Zwischenruf zweier schreiend aus dem Saal gehenden Demonstrantinnen, dass er ja gar nicht wisse, wie in einem Krankenhaus gearbeitet werde, pariert er mit dem Hinweis auf drei Krankenhäuser, die er allein m Samstag zuvor besucht habe, um dort mit Mitarbeitern zu sprechen. „Aber ich habe nicht geschrien“, so Spahn.

Mehr miteinander ins Gespräch kommen

Den Hinweis von Buchen auf Spahns Beliebtheitswerte im Politbarometer ergänzt der Minister um den Hinweis auf den Frust und die Wut derer, die an diesem Samstag auch in Berlin demonstrieren. „Das ist nicht die Mehrheit, aber die gibt es auch“, sagt Spahn und spricht sich dafür aus, mehr miteinander ins Gespräch zu kommen, anstatt sich in „Echo-Kammern“ unter anderem in Sozialen Netzwerken des Internets nur in die eigene Meinung weiter reinzusteigern. Es sei nachvollziehbar, dass ein Gastwirt, der wegen Corona seine Gastwirtschaft hatte schließen müssen, anders über Corona denke als eine Pflegekraft, die gerade einen Covid-19-Patienten habe sterben sehen, so Spahn.

Er sei besorgt, dass Deutschland den sozialen Zusammenhalt behalte. Gerne komme er nach der Kommunalwahl auch noch einmal wieder, so der Minister: „Gerade die Arbeit in den Kreishäusern und Rathäusern hat uns in der Pandemie so stark gemacht.“ Dabei, so Spahn, sei Bürgermeister „so  ziemlich das schwerste Amt, das man haben kann“, Christian Buchen aber könne und wolle es, stärkte der Minister dem Gladbacher Kandidaten den Rücken.

Nachdem CDU-Kreisparteichef Uwe Pakendorf, der Spahn noch aus der Landesvorstandsarbeit in der Jungen Union kennt und den Besuch vermittelt hatte, ihn persönlich verabschiedet hatte, versuchte Spahn seinen Appell, mehr miteinander zu reden, vor dem Löwen gleich in die Tat umzusetzen und ging – zum Entsetzen mancher Sicherheitskräfte in die Menge der Demonstranten. Allein seine dreimalige Frage, mit wem er sprechen könne, blieb im Geschrei und Pfeifkonzert der Demonstranten unbeantwortet, seine Bitte zu sprechen unerhört.

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