Die Kinder von AuschwitzAusstellung zeigt Portraits der ermordeten Jungen und Mädchen

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Schüler des 13. Jahrgangs der IGP rufen Ereignisse von damals und heute in Erinnerung.

Bergisch Gladbach – Für die Nazis im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz waren die Kinder namenlos, waren nur gekennzeichnet mit Häftlingsnummern auf den Armen. Der österreichische Künstler Manfred Bockelmann will den unschuldigen Opfern des Naziterrors wieder ein Gesicht geben. Anlässlich des Gedenktags an die Reichspogromnacht 1938 sind in dieser Woche 15 Portraits ermordeter Kinder aus seiner Reihe „Zeichnen gegen das Vergessen“ ausgestellt. Gezeigt werden sie auf Initiative des Gladbacher Konzertpianisten Roman Salyutov in der Stadtteilbibliothek in der Integrierten Gesamtschule Paffrath.

Fotografien der Gestapo dienten als Vorlage

Die großformatigen Kohlezeichnungen der Kinder und Jugendlichen zwischen zwei und 18 Jahren gehen unter die Haut. Adrett gekleidete Kinder von Sinti und Roma, die sich vor dem Abtransport noch einmal herausputzen durften. Anders die jüdischen Kinder, die bereits kahlköpfig sind und Sträflingskleider tragen, weil man sie gleich ins Gas schicken wird. Ebenso wie die Kinder, die der NS-Euthanasie-Programme zu Tausenden zum Opfer fallen. Als Vorlage für seine Zeichnungen benutzt Bockelmann sogenannte „erkennungsdienstliche Fotografien“ der Gestapo und der SS, angefertigt nach der Verhaftung oder im KZ. Bockelmann findet sie in Archiven, Dokumentationen und Bildbänden.

„Die Pflege der Erinnerungskultur ist eine große Verantwortung. Wir müssen ihr auch im Alltag folgen. Es reicht nicht, an Gedenktagen ein Tränchen zu vergießen“, mahnt Salyutov. Schüler des 13. Jahrgangs der IGP rufen Ereignisse von damals und heute in Erinnerung, um ebenfalls zu zeigen: Gedenken muss sich behaupten gegen das Vergessen, gegen das Ausblenden. „Wir müssen Stärke zeigen, dürfen nicht wegsehen, wenn wir beobachten, dass Menschen diskriminiert werden“, betont ein Schüler.

Die Idee für die Ausstellung entstand bei einem Konzert

„Die Angst und Qual in den Kinderaugen erinnert uns an das, was wir nicht mehr haben wollen“, warnt Schulleiterin Angelika Wollny vor zunehmenden Antisemitismus. Sie ruft ihre Schüler auf: „Sagt laut Nein zu Intoleranz und Antisemitismus.“

Salyutov wurde auf das Werk Manfred Bockelmanns bei einem Konzert mit dem deutsch-israelischen Yachad Chamber Orchestra in Krakau aufmerksam. Beeindruckt von dem Projekt besuchte er den Maler, Bruder des Sängers Udo Jürgens, in Kärnten. Es entstand die Idee, eine Auswahl der schwarz-weißen Zeichnungen als Bildungsprojekt an Schulen zu präsentieren, um viele junge Leute zu erreichen. „Ich freue mich, dass dies gelungen ist“, sagt Salyutov. Da die Schulen vom Lockdown ausgenommen sind, habe das Projekt jetzt starten können, wenn auch überwiegend nur schulintern.

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Weitere Termine gebe es bereits mit Schulen im Stadtgebiet sowie in Köln und Oberberg. Zum Abschluss der Tour sollen die Portraits im Januar anlässlich des Tags der Befreiung von Auschwitz im Albertus-Magnus-Gymnasium in Bensberg im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung gezeigt werden.

Die Ausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen“ in der Stadtteilbibliothek in der IGP ist zu Bedingungen der Corona-Schutzverordnung noch bis Freitag auch für die Öffentlichkeit zugänglich: Dienstag bis Freitag, 10-11.30 Uhr, sowie Dienstag und Donnerstag, 15-17 Uhr.

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