Die Stadt, die AOK, das RathausOffene Fragen beim neuen Bergisch Gladbacher Rathaus

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Das Haus der AOK Rheinland-Hamburg: Die Geschäftsstelle Bergisch Gladbach, gesehen von der Bensberger Straße.

Bergisch Gladbach. – Mit dem AOK-Gebäude an der Bensberger Straße hat die Stadtverwaltung einen neuen Standort für das Stadthaus ins Spiel gebracht (wir berichteten). Aber ob das Verwaltungsgebäude der Versicherung wirklich die neue zentrale Heimat der Gladbacher Verwaltung werden wird, ist alles andere als klar. Wir fassen die Argumente, soweit sie jetzt bekannt sind, zusammen.

Ist die Anmietung des Gebäudes denn überhaupt möglich?

Bestätigt wurde von der AOK, dass man das Gebäude Ende nächsten Jahres verlassen werde. Aber man sei inzwischen selbst nur noch Mieter. Eigentümer sei ein Bankkonsortium. Als AOK suche man einen zentralen Standort in der Innenstadt für rund 20 Mitarbeiter auf rund 500 Quadratmetern. Die Stadt wäre also für den Eigentümer ein neuer Mieter – und öffentliche Verwaltungen sind bei privaten Investoren gern gesehene, weil zahlungssichere Mieter.

Über was für eine Fläche reden wir beim AOK-Gebäude?

Die AOK spricht von 3500 Quadratmeter Bruttogesamtfläche für maximal 360 Mitarbeiter. Das sind weniger als bei der ursprünglichen Planung eines kompletten Neubaus am S-Bahnhof, als über 7000 Quadratmeter – allerdings mit Bücherei – geplant waren . Und es wären etwa so viele Quadratmeter wie bei der Variante des Aufsattelns auf die bestehende Rhein-Berg-Passage. Der Hauptvorteil liegt auf der Hand: Das AOK-Gebäude existiert und muss „nur“ an die Bedürfnisse der Stadt angepasst werden. Wobei noch nichts über Dämmung, Raumaufteilung, Barrierefreiheit gesagt wurde.

Ökologische Aspekte, so die Verwaltung, würden klar für den Einzug in eine Bestandsimmobilie sprechen.

Genau. Das wird als wichtiges Argument genannt. Denn Neubauten – das wurde zuletzt bei der Diskussion um den Erhalt von Immobilien auf dem Zanders-Gelände deutlich – sind absolute CO2 -Treiber. Bleibt die Lebenserfahrung vieler Haussanierer, die im Nachhinein feststellen müssen, dass ein Neubau doch preiswerter gewesen wäre

Die Stadt spricht von einem echten Wettbewerb der Varianten. Richtig ist, das Johannes Nende, Projektmanager für die Rhein-Berg-Passage, weiter die Stadtverwaltung ins Haus holen will. Er sagte gestern, dass der Standort am S-Bahnhof „einfach zentraler, einfach besser“ sei.

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Allerdings weiß er auch, dass die Rhein-Berg-Passage zum Kauf angeboten wird. Verhandlungen also schwierig sind. Aber es gibt ja gar keine Verhandlungen, weil es diesen Einspruch im Interessenbekundungsverfahren für das Aufsatteln gibt. Es klemmt an vielen Stellen.

Ist dieser Einspruch ist schwer zu erklären?

Ja. Unterm Strich ist es so, dass die Vergabekammer über den Einspruch eines möglichen Wettbewerbers entscheiden muss – und die Stadt bisher immer wieder vertröstet. Möglich, dass es sich um ein juristisches Fingerhakeln handelt, bei dem am Ende eine Kanzlei Geld damit verdienen will, einen Einspruch zurückzunehmen. Alles Spekulation, aber Fakt ist, dass es am S-Bahnhof nicht weitergeht.

Dann ist die Stadt mit zwei Varianten doch in einer super Verhandlungsposition.

So verkauft das Bürgermeister Frank Stein. Aber auch die Eigentümer des AOK-Gebäudes wissen, dass die Stadt unter extremen Zeitdruck steht. Ganz abgesehen davon, dass die Stadt ihre Hausaufgaben für ein Raumkonzept immer noch nicht erledigt hat.

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