Die Stadt gewinnt immerNeue Wettbürosteuer in Bergisch Gladbach

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Sportwetten können süchtig machen. Die Stadt setzt jetzt eine neue Wettbürosteuer dagegen.

Sportwetten können süchtig machen. Die Stadt setzt jetzt eine neue Wettbürosteuer dagegen.

  • Sobald die Bergisch Gladbacher Wettbüros wieder öffnen, müssen sie eine Wettbürosteuer an die Stadt zahlen.
  • Aus allen Wett-Umsätzen, die vor Ort getätigt werden, muss ein Anteil von zwei Prozent abgeführt werden an die Stadtkasse von Kämmerer Frank Stein.
  • Neun Wettbüros gibt es derzeit im Stadtgebiet. Tendenz steigend.

Bergisch Gladbach – Am Samstagabend ist Pokalfinale in Berlin. Bayer 04 Leverkusen gegen Bayern München. Im TV wird das Spiel live übertragen. Auch in den Wettbüros ist das Endspiel ein sportlicher „Feiertag“. Anbieter wie bwin, tipster oder tipico bieten Hunderte Wettvarianten nur für dieses eine Spiel an. Zum Spielausgang zur Zahl der Tore, zu den Ecken und zu den Verwarnungen, zum dritten Spieler von rechts auf der Ersatzbank. Ein paar vermeintlich schnell gemachte Euro locken in die Annahmestellen.

Getippt werden kann während des laufenden Spiels, auch in einigen Wettbüros in Bergisch Gladbach wäre das ohne Corona so. Diese Zocker-Stätten müssen, sobald sie wieder öffnen dürfen, eine Wettbürosteuer an die Stadt zahlen. Das ist eine neue Steuer, die nur Richtung Kommune fließt. So wie dies bei der Hundesteuer der Fall ist.

Steuer am PC nicht fällig

Aus allen Wett-Umsätzen, die vor Ort getätigt werden, muss ein Anteil von zwei Prozent abgeführt werden an die Stadtkasse von Kämmerer Frank Stein. Diese Wettbürosteuer, vom Rat genehmigt, ist auf Landesebene noch relativ neu; sie soll das Umsichgreifen der Branche einzudämmen versuchen. Wettbüros zahlen zudem die Sportwettensteuer ans Land. Deren Höhe liegt bei fünf Prozent der Umsätze. Die zwei weiteren Prozent seien noch nicht „erdrosselnd“, erklärt die Verwaltung. Setzt ein Tipper 10 Euro, gehen zwei Prozent (in diesem Beispiel: 20 Cent) an die Stadt, 50 Cent aus der Sportwettensteuer ans Land. Tippt ein Gladbacher daheim an seinem PC, wird die Wettbürosteuer nicht fällig. Die neue Steuer der Stadt soll in erster Linie erzieherischen Charakter haben. Sportwetten sind Glücksspiele und können süchtig machen. Schnell sind ein paar Euro verzockt, und wer die Verluste wieder aufholen will, muss ein Vielfaches einsetzen. Das Spielrisiko steigt, die möglichen Verluste auch. Suchtbekämpfung wird deshalb als wichtigstes Ziel bei der Stadt genannt. Günstiger Nebenzweck ist dann die zusätzliche Einnahme. Allerdings ist dafür eine neue Beamtin eingestellt worden, mit einer halben Stelle.

Champions-TIPP

Mit dem Pokalfinale im Berliner Olympiastadion steht am Samstag der Höhepunkt des Fußballjahres bevor. Sebastian Brathuhn ist der Tippchampion der Saison 2019/2020; beim wöchentlichen Zeitungstipp „Schlag den Sieger“ hatte er am Ende die Nase vorn. Für das Pokalfinale sagt der Physiotherapeut einen 2:1-Sieg der Bayern voraus. „Mit zwei Toren von Lewandowski.“ Den Ehrentreffer der Leverkusener traut er Kai Havertz zu. (cbt)

Neun Wettbüros gibt es derzeit im Stadtgebiet. Tendenz steigend. Auch in den Umlandkommunen hat sich zuletzt die Zahl dieser Wettbüros vergrößert. Anders als bei den Spielhallen, die auf dem Rückzug scheinen und oft ein Imageproblem haben, boomen Sportwetten. Rund 90.000 Euro sollen pro Jahr in Bergisch Gladbach eingenommen werden (was einem Jahresumsatz von 4,5 Mio. Euro entspricht). Ob es bei den zwei Prozent bleiben wird, ist die nächste Frage. In der politischen Diskussionen schienen die Politiker auch gegen einen leicht höheren Prozentsatz nichts einwenden zu wollen. Eine umfassende Prüfung der Steuergrundlagen für jedes einzelne Wettbüro soll in den nächsten Wochen folgen. Die städtische Wettbürosteuer-Mitarbeitern hat angekündigt, bei jedem Wettanbieter vorstellig zu werden. Genaue Steuerunterlagen müssen der Beamtin vorgelegt werden.

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Dass sich die Wettbüros wegen der neuen Steuer aus Bergisch Gladbach zurückziehen werden, ist übrigens nicht anzunehmen. Dafür ist die Sache für die meist im Ausland ansässigen Unternehmen zu lukrativ. Was allerdings passieren könnte, ist eine Vorbildfunktion der Kreisstadt für seine Nachbarkommunen. Erst kürzlich hatte in Rösrath in einer ehemaligen Tankstelle ein Wettbüro eröffnet. Dort gibt es noch keine Wettbürosteuer.

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