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E-Bike gestohlenBensberger bringt Polizei auf Banden-Spur – Rad nicht zurückbekommen

Lesezeit 3 Minuten
Bei einer Razzia in Deutschland werden gestohlene Fahrräder sichergestellt. Nicht oft gelingt ein solcher Treffer.

Bei einer Razzia in Deutschland werden gestohlene Fahrräder sichergestellt. Nicht oft gelingt ein solcher Treffer.

  • E-Bike-Besitzer Roland Hochhaus hat sein gestohlenes Rad mit Hilfe eines GPS-Trackers orten können.
  • So hat er die Polizei auf eine heiße Spur zu einer Diebes-Bande gebracht. Die Beamten stellten mehrere Fahrräder in Polen sicher, auch das des Bensbergers.
  • Doch bisher bekommt er sein Fahrrad nicht zurück.

Bergisch Gladbach/Tulibowo – Mit moderner Überwachungstechnik hat E-Bike-Besitzer Roland Hochhaus aus Bergisch Gladbach den Sicherheitsbehörden einen heißen Tipp gegeben. Der 55-jährige Ingenieur ermöglichte es der polnischen Polizei, auf einem abgelegenen Gehöft an der Weichsel mehr als fünf Dutzend gestohlene Fahrräder sicherzustellen, darunter auch sein eigenes.

Genützt hat ihm das allerdings bislang nicht sehr viel. Im Gegenteil, er bekommt sein Rad einstweilen nicht zurück nach Deutschland – die Bürokratie lässt grüßen.

Bensberger ortet E-Bike in Polen

Roland Hochhaus wohnt und arbeitet in Bensberg und fährt gern mit seinem E-Bike durchs bergige Bergische. Sein Rad ist so hochwertig, dass er 2000 Euro dafür gezahlt hat, obwohl er es gebraucht gekauft hat. Derzeit befindet sich das teure Teil allerdings in der Obhut der Polizei Lipno. Die wiederum hat es auf einem Bauernhof im Dorf Tulibowo, 130 Kilometer nordwestlich von Warschau, sichergestellt.

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Dass Hochhaus sein Fahrrad in 850 Kilometern Luftlinien-Entfernung orten konnte, liegt an einem GPS-Tracker, den er dem Rad gegönnt hat: Der sendet hin und wieder über Handy-Netz seine aktuelle Position und ermöglicht so eine Ortung. Das zahlte sich aus, nachdem das Bike am 22. März, einem Freitag, abends aus einem vergitterten Unterstand vor Hochhaus’ Arbeitsstelle gestohlen worden war. Hochhaus: „Am Sonntag kam eine erste Positionsmeldung vom Fahrrad – leider schon aus Polen.“

Umgehend leitete er die Meldung an die Bergisch Gladbacher Polizei weiter. Auch schaltete er auf Empfehlung des GPS-Herstellers das Koordinationszentrum für die deutsch-polnische Polizei- und Zollzusammenarbeit in Frankfurt/Oder ein.

Zwei Mal sendete der Tracker aus Polen: Zuerst aus Stobno, das zweite Mal aus Tulibowo (siehe Grafik.) Die örtlich zuständige Polizeidienststelle in Lipno durchsuchte das Gehöft in Tulibowo. Das Ergebnis teilte sie den Bergisch Gladbacher Kollegen am 27. März schriftlich mit, wie die bergischen Beamten dieser Zeitung auf Anfrage bestätigten. Danach konnten die polnischen policjantów neben dem Fahrrad aus Bensberg noch 62 weitere Räder sicherstellen.

Mit dem Zugriff in Polen ist das Problem für Hochhaus allerdings noch lange nicht gelöst. Das Rad steht jetzt mehr als tausend Straßenkilometer östlich von Bensberg und findet, High-Tech hin, High-Tech her, nicht von allein zurück. Hochhaus steht in Verhandlungen mit einer polnischen Spedition, ein Arbeitskollege hilft ihm bei der Verständigung.

Der Transport soll 280 Euro kosten, die die Fahrrad-Versicherung übernehmen will. Für die polnische Polizei benötigt Hochhaus auch noch eine amtliche beglaubigte Übersetzung seines Eigentumsnachweises sowie eine Vollmacht für eine Person, die das Rad in Empfang nehmen darf. Mittlerweile hat der Bensberger deshalb beim polnischen Generalkonsulat in Köln vorgesprochen. Für 30 Euro Gebühr erwarb er eine beglaubigte Übersetzung , die er nun per Post nach Zentralpolen schickt. Wann Hochhaus sein E-Bike tatsächlich wieder in Empfang nehmen kann, steht damit aber auch noch nicht fest.

E-Bike von Bensberger pfleglich behandelt

Die polnische Polizei habe ihm immerhin mitgeteilt, dass die Täter die Räder pfleglich behandelt hätten, da sie ja weiterverkauft werden sollten, berichtet Hochhaus zuversichtlich. Für ihn ist offenkundig, dass bei den Diebstählen organisierte Banden arbeitsteilig nach dem Vorbild von Autoknackern zur Tat schreiten.

Den in Medien schon mehrfach beschriebenen Eindruck, dass die Täter den Behörden deutlich voraus sind, sieht er durch seine eigenen Erfahrungen bestätigt. Hochhaus: „Manchmal habe ich den Eindruck, es wäre einfacher gewesen, wenn mein Rad einfach verschwunden geblieben wäre und die Versicherung gezahlt hätte.“

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