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Refrather KickehäuschenTraditionslokal ist endgültig Geschichte – Wohnhäuser geplant

Lesezeit 3 Minuten
Das Kickehäuschen, ein liebgewonnenes Stück Refrath, ist zu.

Das Kickehäuschen, ein liebgewonnenes Stück Refrath, ist zu.

  • Das Kickehäuschen in Refrath, das vor einem Jahr schließen musste, hat nun einen neuen Besitzer.
  • Der will das Traditionslokal teilweise abreißen und Häuser errichten. Wir stellen die aktuellen Pläne vor.

Bergisch Gladbach – Ende einer liebgewonnenen Ausflugs-Idylle in Refrath: Restaurant und Biergarten schlossen bereits vor einem Jahr. Nun hat das Kickehäuschen in privilegierter Lage direkt am Wald einen neuen Besitzer gefunden. Geplant ist an der Ecke Kicke/Auf der Kaule eine moderne Wohnbebauung.

Das Hauptgebäude aus dem Jahr 1913 bleibt zwar erhalten, wird aber zu einem Wohnhaus. Der angebaute Pavillon sowie andere Nebengebäude werden abgerissen und machen Neubauten Platz: Zwei Doppelhäuser sowie ein Einfamilienhaus sollen entstehen. Rechtlich ist das kein Problem. Paragraf 34 des Baugesetzbuchs setzt dem Investor bei der Bauweise kaum Grenzen. Die Hoffnung der bisherigen Eigentümerin Inge Trepel aus Wiesbaden hat sich nicht erfüllt. Vor einem Jahr hatte sie noch gehofft, für ihr Geburtshaus einen engagierten neuen Pächter zu finden.

„Einmalig schön“

Käufer des 1.800 Quadratmeter großen Areals zwischen den beiden Straßen Kicke und Auf der Kaule ist Michael Korthaus, Geschäftsführer der „Korthaus Projektentwicklung GmbH“ mit Sitz in Refrath. Wie viel genau sein Unternehmen investieren möchte, verrät der Chef nicht. Dafür gerät er ins Schwärmen, wenn es ums konkrete Bauvorhaben geht: „Die Lage direkt am Wald ist einmalig schön.“

Obwohl es für ihn finanziell einträglicher gewesen wäre, verzichte Korthaus darauf, das Hauptgebäude abzubrechen und dafür ein mehrgeschossiges Mehrfamilienhaus zu errichten – „um Erinnerungen an die Geschichte des Traditionslokals wachzuhalten“. In dem Altbau mit dem markanten Mansarddach aus Schiefer kann Korthaus sich außer Wohnen auch Büros vorstellen. Drei moderne Neubauten mit Giebeldächern sollen den Altbau umrahmen. Die Zufahrten zu den Grundstücken erfolgen über die Straße Auf der Kaule.

Kein Denkmal

Vom lauschigen Biergarten ist schon jetzt nichts mehr übrig. Gebüsch und Pflanzen sind schon beseitigt. Zwei der drei großen Bäumen an der Straße Kicke – zwei Linden und eine Kastanie – sollen aber möglichst stehen bleiben“, betont Korthaus. In diesem Monat will der Bauingenieur die Bauanträge einreichen. Die Genehmigung ist dann wohl nur noch eine Formalie. Denn laut Korthaus hat er die Neuplanung auf Wunsch des Stadtplanungsamtes mit dem Gestaltungsbeirat abgestimmt. Das Gremium, bestehend aus fünf Architekten von auswärts, ist im Jahr 2015 gegründet worden, um Bauherren nichtöffentlich zu beraten, um zu besseren Bauentscheidungen hinsichtlich des Stadtbildes zu kommen.

Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland hat nach einem Ortstermin im vergangenen Jahr entschieden, dass beim Kickehäuschen die Voraussetzungen für die Ausweisung als Denkmal nicht vorliegen. Die Bausubstanz sei durch Um- und Anbauten im Laufe der Jahre zu stark verändert worden, lautete im Kern die Begründung, teilt Stadtsprecher Martin Rölen mit.

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„Es hätte schlimmer kommen können“, meint Architekturhistoriker Professor Michael Werling zu den Neubauplänen. Schlimmer wäre es aus seiner Sicht als Denkmalpfleger gewesen, den Altbau abzureißen oder ihn vollständig zu umbauen.

Trotzdem stört Werling die große versiegelte Fläche. Er befürchtet, dass die einzelnen privaten Grundstücke später dann auch noch eingezäunt werden. Schöner wäre es seiner Meinung nach gewesen, ein gemeinschaftliches Grundstück in einer Art Wohn-Hofanlage zu realisieren, bei dem der Altbau den Maßstab vorgegeben hätte. „Weil das Baurecht an der Ecke Kicke/Auf der Kaule wieder bis zum Letzten ausgenutzt wird, ergibt sich eine unschöne, viel zu differenzierte Baukörperausbildung, die wir im Stadtbild des Öfteren beobachten können“, sagt Werling, „das ist einfach nur ärgerlich.“

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