• Ein Jahr lang haben wir Bergisch Gladbachs Dreigestirn vor seinem offiziellen Amtsantritt begleitet und gemerkt, dass Dreigestirn zu werden eine Ganz-Jahres-Aufgabe ist. Mindestens. Lesen Sie selbst.

Bergisch Gladbach – Bei T-Shirt-Wetter im dicken Ornat zum Fototermin auf ein Hausdach steigen; Liedtexte üben, wenn andere in Sommerurlaub fahren, und eine Benefizverlosung juristisch wasserdicht planen, wenn die Freunde feiern gehen. Bevor ein Dreigestirn – wie Mittwochabend im Bergischen Löwen – proklamiert wird, gibt’s für die angehenden Tollitäten eine Menge vorzubereiten. Ein Jahr lang haben wir Bergisch Gladbachs Dreigestirn vor seinem offiziellen Amtsantritt am Mitwochabend begleitet und gemerkt, dass Dreigestirn zu werden eine Ganz-Jahres-Aufgabe ist. Mindestens. Denn Hanno Pütz, Manfred Rolle und Jutta Geilenkirchen haben sich schon im Dezember 2016 „gefunden“ und verabredet, 2019 Dreigestirn zu werden.

Neben ihrer eigenen Gesellschaft, der Große Bensberger KG, die jüngst in 50-jähriges Bestehen feierte und daher in dieser Session das Trifolium stellen darf, hatte auch die Findungskommission der Großen Gladbacher KG ein Wörtchen mitzureden.

Schließlich stellt die Große Gladbacher nicht nur den Prinzenführer als Begleiter, Berater, aber auch Brauchtumswahrer, auch begleitet ihre Prinzengarde die Trifolien durch die rund 100 Termine der Session.

Für Prinzenführer Michael Hiltscher sind Prinz Hanno I., Bauer Manfred und Jungfrau Jutta das 14. Dreigestirn, das er begleitet. Und da er nach der Session kürzertreten möchte, werden die drei auch sein letztes Dreigestirn als Prinzenführer sein. Und das genießt auch er ganz besonders.

Februar

Nach der Session ist vor der Session, zumindest für Prinzenführer Michael Hiltscher – und für den Frack, den er bei besonderen Dreigestirnsauftritten trägt. Deshalb kommt das gute Stück direkt nach Aschermittwoch in die Reinigung von Manuela und Erich Fuchs. Die sind auch die „Sauberwehr“, wenn in der Session ein Ornat oder eine Uniform „verunglückt“. Der hartnäckigste Fall? „Ein geschmolzener Schokoladenorden auf dem Jungfrauenornat“, erinnert sich Manuela Fuchs. Zwölf Stunden später war auch der Fall gelöst.

März

Das eine Dreigestirn ist kaum ausgekleidet, da steht das nächste schon in der Tür von Michael und Annelie Hiltscher. Mit dem Prinzenführer besprechen die angehenden Tollitäten Prinz Hanno I. (Pütz), Bauer Manfred (Rolle) und Jungfrau Jutta (Geilenkirchen) die Pläne für ihre Amtszeit: Lieder, Orden, Benefizaktion – rasch ist ein kompletter Ordner gefüllt. Nicht ohne Diskussion mit dem Brauchtumswahrer, der berät, und für Kontinuität in Gladbachs Karneval sorgt. Rote Sportschuhe bei der Vorstellung? Da muss Hiltscher erstmal schlucken.

April

„Was Neues“ machen, will das angehende Dreigestirn und hat sich für Trommelbegleitung des eigenen Gesangs entschieden. Hanno Pütz besorgt drei Umhängetrommeln. Nur: Trommeln kann noch keiner. Noch nicht. Mit Schlagzeuglehrer Guido Reinkens aus Bergheim machen die drei Jecken erste Trommelversuche im Bensberger Studio, in dem auch schon die Bläck Fööss Musik gemacht haben. Ob die Umhängetrommeln sich wohl später mit dem Dreigestirnsornat noch anlegen lassen? Hanno bekommt Zweifel: „Erstmal den Rhythmus lernen.“

Mai

Kein Dreigestirn ohne Ornat von Prinz, Bauer und Jungfrau. Oder besser: gleich zwei von jeder Sorte. Dafür hüten Heino Strünker, Prinz von 1993, und seine Frau Margit den stattlichen Fundus von Dutzenden Ornaten der vergangenen Dreigestirne. Bei T-Shirt-und-kurz-Hosen-Wetter probieren Hanno, Jutta und Manfred, welches Zweitornat ihnen am besten passt. Und was nicht genau passt, wird von Schneider Jörg Bornheim passend gemacht. Der nutzt den Anprobetermin zudem, um Maß zu nehmen für die Ornate, die den Tollitäten noch auf den Leib geschneidert werden. „Ganz schön schwer“, sagt Manfred Rolle, als er zum ersten Mal in einer knapp 20 Kilogramm schweren Bauernmontur steckt: „Zum Glück ist das Kettenhemd nicht aus Metall“, sagt er grinsend. „Wir machen schon mal ein Dreigestirnsbild“, schlägt der Prinz in spe vor. Dass er kurze Hosen und keine Strümpfe trägt, stört nicht . . . endlich mal fühlen, wie es ist, Dreigestirn zu sein.

Juni/Juli

Während Bekannte in den Sommerurlaub düsen, können es die angehenden Tollitäten kaum erwarten, dass die Tage wieder kürzer werden und die fünfte Jahreszeit näherrückt. Noch aber haben sie eine Menge zu tun. Die Benefizaktion mit 15 000 Verlosungs-Ansteckern, die zudem Besucher zum Rathaussturm an Weiberfastnacht nach Bensberg locken sollen wird eingefädelt. Im Keller von Jutta Geilenkirchen steht Gesangsunterricht mit Musikproduzent und Sänger Matthias Stingl auf dem Programm. Und Trommelunterricht. Prinzenführer Michael Hiltscher stimmt ein – mit Schellenkranz.

August

Wo gibt’s die eindrucksvollsten Fotomotive? Natürlich ganz oben. So stehen Hanno Pütz, Jutta Geilenkirchen und Manfred Rolle eines frühen Samstagmorgen mit Fotografin Susanne Duddeck vor der Haustür ihres KG-Kollegen Wolfgang Schwamborn. Der lässt sie nicht nur auf seinen Balkon, sondern holt auch noch eine Leiter, damit die Tollitäten in Lauerstellung ihm aufs Dach steigen können. Von da aus gibt’s einen unverbauten Blick sowohl aufs Rathaus als auch aufs Bensberger Schloss. Wenn nur der Wind nicht wäre! Insbesondere Manfred hat mächtig zu kämpfen – die Pfauenfedern an seinem neuen Helm biegen sich im Wind. Doch jetzt heißt’s: Lächeln, lächeln, lächeln. Haben auch alle Handschuhe an? Nicht auszudenken, wie die Bilder sonst aussähen! In der Vergangenheit sollen deshalb sogar mal Fotosessions wiederholt worden sein. Prinzenführer Michael Hiltscher wird zwar vertreten, aber auch dem scharfen Blick von Roland Theißen und Frank Mehren entgeht nichts. Vom Hausdach am Markt geht’s zu weiteren Fotomotiven zum Malerwinkel, ans Schloss – und in die Bar des Grandhotels. Diese Fotos sind allerdings nicht für offizielle Anlässe, sondern als Erinnerung für die Drei.

September

Wenn der Prinz seine Pritsche aus der Hand legen muss, die Jungfrau einen Regenschirm benötigt oder der Bauer seinen Helm absetzen möchte, dann sind sie da: die Adjutanten der Tollitäten, die den Dreien wie Prinzenführer Michael Hiltscher und Fahrer Frank Andes die Session hindurch zur Seite stehen. Zum Kennenlernen gibt’s ein erstes Schnuppertreffen in der Moitzfelder Hofburg. „Zuverlässigkeit ist das Wichtigste“, schärft der Prinzenführer ein.

Oktober

Im Auto, daheim und beim Joggen haben die Tollitäten ihre Leider geübt, die ihnen Musiker und Musikproduzent Matthias Stingl als Demoversion eingesungen hat. Jetzt wird’s ernst. Im Studio von Pavement Records in Bensberg singen die Tollitäten ihre Stimmen ein. Die Musik hat Stingl vorab eingespielt. Interessant, wie viele Möglichkeiten er beim Abmischen der einzelnen Tonspuren hat. Gerade erst hat er hier ein Bläck-Fööss-Album produziert. Das kann nur noch ein trommelndes Dreigestirn toppen.

November

Hurra, er hat’s erlaubt: Den roten Stoffturnschuhen bei der Vorstellung am Vorabend des Elften im Elften steht’s nicht mehr im Wege. Und Hannos Rede kommt gut an. Den Dreien ist anzumerken, wie sehr sie sich auf die Session freuen. Bevor sie proklamiert werden geht’s als „Dreigestirn in Lauerstellung“ zu Veranstaltungen. Bei den Löstigen Stänedräjern gibt’s den Spiegel für die Jungfrau, bei den Schlader Botze den Dreschflegel für den Bauern und bei der KG Alt-Paffrath die Pritsche für den Prinz.

Dezember

Dass Weihnachten auch immer mitten in der Session liegen muss! Prinzenführer Michael Hiltscher macht das Bestes draus und lädt sein lauerndes Dreigestirn zum Weihnachtsbaumschlagen zum Reiterhof Dahl in Oberdreispringen ein. Natürlich geht’s auch dort nicht nur um das Fest der Liebe, sondern auch um die beinah noch größere Festzeit danach.

Januar

Die Tage bis zur Proklamation am 31. Januar lassen sich herunterzählen. Die maßgeschneiderten Ornate sitzen perfekt, wie Schneider Jörg Bornheim zufrieden überprüft. Und den Bauernhut, der beim stürmischen Fotoshooting ein paar Federn ließ, haben Hutmacherin Ute Flemming und ihr Team repariert. Er sieht so gut aus, dass selbst der Kölner Bauer beim Besuch in Flemmings Werkstatt neidisch auf den Gläbbischer Bauernkopfputz äugt. Prinzenführer Michael Hiltscher lässt den vom Autohaus Radecki gestellten Dreigestirnsbus mit den Namen der kommenden Tollitäten bekleben, Fahrer Frank Andes plant die Abholtouren. Bei der Proklamation des Kinderdreigestirns passt bereits alles perfekt – außer, dass die großen Tollitäten noch im Lappenclownkostüm auflaufen müssen. Seit der Proklamation gestern Abend ist das vorbei und die Drei können als Prinz Hanno I., Bauer Manfred und Jungfrau Jutta durchstarten.