Ende einer NervenprobeStrunde hoch vier ist nach drei Jahren abgeschlossen

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Bald ist es geschafft: Die Ecke Hauptstraße/Buchmühlenstraße wird noch neu gepflastert.

Bald ist es geschafft: Die Ecke Hauptstraße/Buchmühlenstraße wird noch neu gepflastert.

Bergisch Gladbach – Alles hat ein Ende, auch die Großbaustelle Strunde hoch vier. Fast drei Jahre lang hatte das millionenschwere Kanalbau-Projekt die Stadt fest im Griff: die Autofahrer, die Anwohner, die Geschäftsleute. Jetzt ist es bald geschafft: Im Laurentiusviertel läuft der Endspurt.

Man mag es kaum glauben. Der Kran, die Bagger und das Betonsilo sind weg, die Staubwolken auch. Monatelang fraßen sich riesige Bohrer unter lautem Getöse durch den Boden unter der Kreuzung Hauptstraße/Buchmühlenstraße. Geschäftsinhaber im oberen Teil der Hauptstraße verzeichneten erhebliche Umsatzeinbußen. Teilweise mussten sie ihre Geschäftszeiten reduzieren oder ihre Geschäft sogar ganz zu machen: Die Laufkundschaft bieb weg wegen der störenden Bauarbeiten und der weiträumigen Umleitungen.

Aber jetzt sieht es hier fast so aus, als hätte es nie eine Baustelel gegeben. Zu guter Letzt wird derzeit noch der Straßenbelag erneuert. In der Buchmühlenstraße soll voraussichtlich ab Montag, 23. Juli, wieder freie Fahrt herrschen, in beide Fahrtrichtungen, kündigt das Baustellenbüro an. Endlich – nach zwei Jahren Vollsperrung und Umleitung über die Laurentiusstraße,

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Drei Monate Verzögerung

Das Ende des Ausnahmezustands ist für das Laurentiusviertel ein Grund zum Feiern: bei „Strunde Genuss: Baustelle ade – Strunde olé“ am 21. Juli (siehe Kasten).

Von einer „Operation am offenen Herzen“ spricht Martin Wagner, Leiter des Abwasserwerks, „und das bei laufendem Betrieb“. Die größte Herausforderung sei es gewesen, den Einsatz aller beteiligten Firmen zu koordinieren und dabei die Belastung der Händler und Anwohner so gering wie möglich zu halten. Angesichts der Komplexität des Bauvorhabens sei eine Bauverzögerung von drei Monaten nicht viel, fällt Wagners Bilanz nach „drei Jahren unter Dauer-Adrenalin“, wie er sagt, positiv aus.

In Rückstand geraten sei das Projekt vor allem durch die Entsorgung der Altlasten im Untergrund der Schnabelsmühle sowie durch Verlegungen von Versorgungsleitungen durch die Belkaw. Das habe auch zu Mehrkosten geführt. Die ursprüngliche Kalkulation der Kosten belief sich auf 22 Millionen Euro – zum Hochwasserschutz, zur Abwasserbeseitigung, zur Gestaltung der Grünanlagen sowie zum Kreisverkehr Schnabelsmühle. „Für genaue Angaben ist es noch zu früh“, sagt Wagner. Entstandene Mehrkosten versuche die Stadt geltend zu machen: 300 000 Euro bei der Belkaw wegen entstandener Verzögerungen sowie eine Million Euro bei Zanders für die Entsorgung giftigen Materials. 80 Prozent der Kosten für den Hochwasserschutz und den Straßenbau trägt das Land. Vom Förderprogramm Regionale 2010 kommen fünf Millionen Euro, das sind 80 Prozent für die Gestaltung der Parkanlagen.

Noch kein Hochwasserschutz

1,7 Kilometer teils mannshohe neue Kanalrohre zum Hochwasserschutz liegen jetzt unter der Erde, hat Arndt Metzen vom Strundeverband ausgerechnet. Trotz des großen Volumens – manche Rohre haben eine Breite von vier Metern und eine Höhe von zwei Metern – dämpft er die Erwartungen der Bürger, in der Innenstadt sicher zu sein vor Überflutungen. Der Hochwasserschutz sei erst dann wirksam, wenn die Anschlussstrecke zwischen Zanders und dem Kölner Randkanal gebaut worden sei.

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So lange müsse die Einleitung von Regenwasser in die neuen großen Rohre der Innenstadt auf das alte Maß gedrosselt werden, um die alten kleineren Rohre nicht zum Überlaufen zu bringen. Bis die Anschlussstrecke gebaut werden kann, wird es noch Jahre dauern: bis das Planfeststellungsverfahren gelaufen ist, die Genehmigungen vorliegen und die Fördermittel abgerufen werden können. So haben die Menschen jetzt Ruhe vor weiteren Bauarbeiten – aber einen Hochwasserschutz noch nicht.

Händler laden zum Abschlussfest ein

Das Fest „Strunde Genuss: Baustelle ade – Strunde olé“ symbolisiert den Abschluss der Strunde hoch vier-Arbeiten. Am Samstag, 21. Juli, 12 bis 17 Uhr, laden die Händler in Zusammenarbeit mit dem Strundeverband alle Bürger aus Stadt und Umgebung zu einem Fest ein. Das Laurentiusviertel soll sich in einen Ort des Genusses für alle Sinne verwandeln. Die Geschäfte haben bis 17 Uhr geöffnet.

Food-Trucks bieten Spezialitäten an: unter anderem Tapas, Crepes, Basilikumwürstchen und ausgefallenen Hot-Dog-Kreationens. Die Kreuzung Buchmühlenstraße/Hauptstraße ist für den Verkehr gesperrt. Stattdessen gibt es dort Sitzgelegenheiten. Die Volkshochschule bietet Boulespiel an. Für Musik sorgt die Bluegrass Band „Choked on a ham sandwich“. Die vier Kölner Musiker ziehen mit Jazzimprovisationen durch das Viertel.

Kinder können bei einem Mitmachzirkus ihr akrobatisches Talent ausprobieren. In der Stadtbücherei gibt es Vorlesestunden. (ub)

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