EnergiekriseEissportverein Bergisch Gladbach ruft dringend um Hilfe

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Der Eissportverein Bergisch Gladbach fürchtet, dass die Schlittschuhe bald nicht mehr gebraucht werden.

Bergisch Gladbach – Die Schlinge zieht sich immer weiter zu. Für den Eissportverein Bergisch Gladbach ist der Betrieb der Eissporthalle in der Energiekrise unbezahlbar geworden. Die Stromabrechnung für den September liegt jetzt vor: 32.000 Euro. „Wir brauchen Hilfe, sonst gehen wir in die Insolvenz“, sagt Vorstandsmitglied Peter Schüller voller Sorge.

Diese hohe Summe könne der Eissportverein vielleicht einmal zahlen. „Aber natürlich nicht über die ganze Saison bis Ostern“, betont Schüller. Bei diesen Preisen würde sich ein Minus in einem hohen fünfstelligen Bereich anhäufen: „Wir müssen mit der Stadt einen Weg finden, wie wir das gemeinsam hinbekommen“, hofft Schüller. Alleine könne der Verein das nicht schaffen. Das finanzielle Aus wäre besiegelt. An der Saaler Mühle bliebe eine Investitionsruine zurück.

Alle 210 Mitglieder im Verein seien beunruhigt und machten sich große Sorgen. „Wir haben die Auflistung unserer Kosten an Stadtverwaltung, Stadtsportbund und Politik geschickt“, berichtet Schüller. Gespräche seien vor allem mit dem wichtigsten Ansprechpartner, der Belkaw als Energieversorger, geführt worden. „Aber alles ist noch ergebnisoffen.“

Die Gespräche mit Belkaw und Stadt laufen

„Ich bin dankbar dafür, dass wir jetzt Gehör finden“, meint Schüller. Dass nicht mehr gesagt werde, das Problem habe jeder. Die Stadt habe kein Geld. Seht zu, wie ihr selber zurechtkommt. „Die Gespräche sind konstruktiv gelaufen. Das macht uns Hoffnung“, betont das Vorstandsmitglied.

Auf die Frage dieser Zeitung, ob und wie die Belkaw in ihren vertraglichen Bedingungen dem unverschuldet in die Notsituation geratenen Verein helfen könne, beantwortet die Pressestelle so: „Wir sind bestrebt, den Verein in dieser besonderen Situation zu unterstützen und sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam eine einvernehmliche Lösung finden.“

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Die Eissporthalle spielt eine wichtige Rolle im Sport- und Freizeitangebot in Bergisch Gladbach. 

Hauptansprechpartner bei der Politik ist Markus Gerhards von der FDP, selbst seit seiner Kindheit passionierter Eissportler. Er sieht sich in der Rolle des Vermittlers: „Aus meiner Sicht benötigt der Eissportverein einen langfristigen Liefervertrag mit einem verlässlichen Preis, der nicht allzu hoch ist.“ Bliebe dann noch ein Betrag offen, könne er sich vorstellen, dass man versuche, über die Belkaw oder eine Bank eine Art Ratenzahlung für die aufgelaufenen Kosten zu vereinbaren. Diese könne dann die Stadt mit einer Bürgschaft absichern.

Der Bau der Kunstrasenplätze in Bergisch Gladbach könne laut Gerhards dabei als Vorbild dienen. Als die Fußballfelder gebaut wurden, haben die Vereine günstige Kreditkonditionen von der Stadt bekommen, um die Investition zu ermöglichen. „Das sind außergewöhnliche Zeiten, in denen man außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen muss, um eine Institution wie die Eissporthalle zu retten“, findet Gerhards.

Energieintensiver Eissportverein steht ganz oben auf der Sorgenliste

„Uns erreichen viele Nachrichten von Vereinen, die fürchten, dass sie ihre Kosten nicht mehr tragen können“, sagt Hartmut Vogel, Vorsitzender des Stadtsportbundes. Betroffen von der Explosion der Energiepreise sind alle Vereine, die eigene Anlagen unterhalten. Ganz oben auf der Sorgenliste stünden der Eissportverein, genauso wie der SV Refrath, der die Tennistraglufthalle unterhalten müsse. Die Beiträge zu vervielfältigen, ist nach Meinung von Vogel keine Lösung: „Zu viele Mitglieder würden abspringen.“

„Wir haben der Stadt nochmal vorgetragen, was auf dem Spiel steht“, sagt Schüller. Die sieben Eishockeymannschaften der Real-Stars würden ihre Trainingsstätte verlieren. Der immer beliebter werdende öffentliche Publikumsverkehr hätte keine Anlaufstelle mehr. Die vielen Schulen könnten ihre Sportstunden nicht mehr in der Eishalle abhalten.

Dass im Oktober die Strompreise aufgrund der hohen Außentemperaturen gesunken sind, bringt dem Eissportverein keine Entlastung. „Durch die Wärme steigt unser täglicher Stromverbrauch um 300 Kilowatt-Stunden“, berichtet Schüller, Geschäftsführer eines Autohauses. Die Aggregate bräuchten mehr Energie, um das Eis zu kühlen, damit es nicht schmelze.

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„Wir müssen abwarten, mehr können wir nicht tun“, sagt Schüller. In der zweiten Novemberwoche würden die Gespräche mit der Stadt fortgesetzt. Finde sich keine Lösung, helfe nur noch ein Lottogewinn.

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