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FamilienunternehmenDas sind die Preisträgerinnen des Unternehmerpreises in Rhein-Berg

Lesezeit 4 Minuten
Gieraths Unternehmerinnen Bergisch Gladbach

Im Bensberger Stammhaus ihre Familienunternehmens: Monika Gieraths-Heller (l.) und ihre Schwester Gabriele Gieraths. 

Bergisch Gladbach – Ihr Einstieg ins Unternehmen ist von Beginn an gesetzt. Die Frage war nicht ob, nur: Wann? Für Gabriele und Monika Gieraths ergibt sich Mitte der 90er-Jahre der richtige Zeitpunkt. „Wir hatten keine Disponentin mehr. Ich musste den Bereich übernehmen, wollte es aber auch“, erinnert sich Gabriele Gieraths. Ihre Schwester Monika übernimmt im Jahr darauf den Werkstattbereich: „Das hat sich gut gefügt“, sagt sie. Als Team arbeiten die Frauen seitdem erfolgreich zusammen.

Sie leiten gemeinsam den seit 94 Jahren bestehenden Automobil-Familienbetrieb Gieraths in Bergisch Gladbach. Für ihr vielfältiges und konstantes Engagement in Wirtschaft und Gesellschaft sind Monika und Gabriele Gieraths gestern Abend auf Schloss Bensberg mit dem Rheinisch-Bergischen Unternehmerpreis 2022 ausgezeichnet worden.

Fließender Übergang in Gladbacher Unternehmen

Als fließenden Prozess beschreiben die beiden Geschäftsfrauen den Übergang der Firmenleitung vom Vater Willy Gieraths auf die Töchter. „Er lässt uns machen“, sagt Gabriele Gieraths. Diplomatisch zu agieren und ein respektvoller Umgang sei selbstverständlich. „Als wir da waren, hatte unser Vater Zeit für neue Bauprojekte“, erklärt Monika Gieraths.

Die Gewinnerinnen

Zur Person

Monika Gieraths-Heller (52), nach dem Abitur 1989-1991 Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau bei einem Automobilhändler in Essen; Studium der Wirtschaftswissenschaften in Hannover bis 1996 mit Abschluss Diplom-Ökonomin; Stellvertretende Obermeisterin der Kfz-Innung Bergisches Land seit 2009; Mitglied der beratenden Versammlung der Wirtschaftsgremien Rhein-Berg.

Gabriele Gieraths (50), nach dem Abitur absolvierte sie von 1991 bis 1993 eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau in einem Automobilunternehmen in Frankfurt; anschließend Verkäuferinnen-Lehrgang und Besuch der Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im Kfz-Gewerbe bis 1994; Mitglied im Prüfungsausschuss der IHK Köln seit 2002; Mitglied im Vorstand des Vereins „Wir für GL“. (dr)

Während die Schwestern sich in alle Bereiche des Betriebes in Bensberg einarbeiten, beginnen 1997 die Bauarbeiten des neuen Autosalons an der Kreuzung Paffrather- und Handstraße in Bergisch Gladbach.

Bergisch Gladbach: Neuer Standort geht 1999 in Betrieb 

Zwei Jahre später wird der Standort mit 23 neuen Arbeitsplätzen eröffnet und auch die zweite Waschstraße des Unternehmens auf dem früheren Köttgen-Gelände ist bereits im Betrieb. Morgens eine Runde durch die Werkstatt, Gespräche mit den Meistern, Gesellen und Lehrlingen, ist für Monika Gieraths-Heller der tägliche Start in den Arbeitstag. Währenddessen kümmert sich ihre Schwester Gabriele um den Bestand an Neuwagen, prüft Verträge und disponiert neue Lieferungen.

Aufgewachsen mit den neuesten Modellen haben beide Frauen natürlich ein Faible für schnittige Autos – und moderne Technik. Unverzichtbar im Auto: „Eine Lenkradheizung“, sind sich beide sofort einig. Ob Opel, Hyundai, Seat oder Cupra – eine Seat-Tochter – etwa alle vier Wochen sitzen und fahren die Unternehmerinnen in neuen Vorführmodellen. Sie wollen sich auskennen mit den Produkten, die sie verkaufen. Ob komfortabel oder sportlich, beide sind im E-Hybrid auf den Straßen. Der Wandel in der Autobranche vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb forderte auch die Geschäftsfrauen mit neuen Aufgaben.

Viele Mitarbeiter seit Jahrzehnten im Betrieb

„Vor allem die Mitarbeiter müssen in diesem nicht einfachen Prozess mitziehen, die Veränderungen verstehen und mittragen. Wir haben ein tolles Team mit netten Menschen bei uns“, betont Monika Gieraths-Heller. Nicht selten seien Mitarbeitende über Jahrzehnte in ihrem Betrieb tätig. Dank dieser Beständigkeit des Teams sei auch die Zeit der Pandemie problemlos gelaufen.

100 Beschäftigte arbeiten in den zwei Autohäusern. Darunter sind 20 Auszubildende. Weitere 30 Beschäftigte sind in drei Lappland-Waschstraßen der Unternehmensgruppe tätig. Verena Foullon Matzenauer, die jüngere Schwester von Monika und Gabriele Gieraths, führt gemeinsam mit ihrem Mann den Indoor-Spielpark „Tummel Dschungel“.

Weibliche Führung in Autobranche noch immer die Ausnahme

Statt Chefsache sind nach mehr als 25 Jahren die meisten Entscheidungen Sache der zwei Chefinnen. In der Autobranche ist ihre weibliche Führung immer noch die Ausnahme. „Es ist bis heute eine Männerdomäne“, stellt Gabriele Gieraths fest. Im eigenen Betrieb wollen sie die Frauenquote weiter fördern. „Im Handwerksbereich ist das Interesse der Jungs größer, dafür haben wir viele Frauen im kaufmännischen Bereich. Bei den Auszubildenden sind wir da zum Glück gut aufgestellt“, freut sich Monika Gieraths-Heller.

Auch in ihren Rollen als Mütter sind die Schwestern längst erfahren. Job und Familie unter einen Hut zu bekommen, hat Monika Gieraths-Heller mit 15-jährigen Zwillings-Mädchen und Gabriele Gieraths mit drei Söhnen (11, 13 und 17 Jahre) zu bewältigen. „Da sind wir gut organisiert. Zeit für die Familie ist heilig und eine von uns ist für die andere immer da“, sagt Monika Gieraths-Heller.

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Bei der Aufzählung all ihrer täglichen Aufgaben im Job und privat stellt Gabriele Gieraths fest: „Frauen machen sich oft viel zu klein. Dabei schaffen wir sehr viel.“ Eng und fast perfekt aufeinander eingespielt sind die Schwestern sich ziemlich ähnlich und ergänzen sich. Für beide steht fest: „Ohne meine Schwester würde ich das Unternehmen nicht leiten wollen.“

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