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Friedhof QuirlsbergZentraler evangelischer Begräbnisort wurde vor 150 Jahren begündet

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Friedhof am Quirlsberg liegen Zanders und vom Hövel begraben.

Auf dem Friedhof am Quirlsberg liegen Zanders und vom Hövel begraben.

Bergisch Gladbach – Knapp hundert Jahre lang hatte er seinen Auftrag erfüllt: Auf dem kleinen Friedhof neben der Gnadenkirche waren seit Gründung der evangelischen Gemeinde in Bergisch Gladbach die verstorbenen Gemeindemitglieder zur ewigen Ruhe gebettet worden. Die sterblichen Überreste von 612 Menschen, darunter viele Honoratioren der Stadt, Kaufleute und Papiermacherfamilien fanden hier seit 1777 Aufnahme.

Doch die kleine Grundstücksparzelle an der Hauptstraße stieß bald an ihre Grenzen. 1869 war der Kirchhof „durchaus gefüllt und keine einzige Stelle mehr vorhanden (...), wo noch ein Grab in gesetzlicher Tiefe gemacht werden könnte“ konstatierten die Mühlenbesitzer Wilhelm und Julius vom Hövel sowie Richard Zanders im März 1869 in einem Schreiben an das Presbyterium, dem sie selbst angehörten.

Neuer Begräbnisplatz war zwingend nötig

Damit stießen sie einen Prozess an, der schon am 12. Januar 1870 zur Einweihung des neuen und heute noch genutzten Begräbnisplatzes auf dem Quirlsberg führen sollte. Die historischen Abläufe der Friedhofsgründung vor 150 Jahren hat Rüdiger vom Hövel, Nachfahre der Familie, die durch ihren finanziellen Einsatz den Begräbnisplatz erst ermöglichte, nun anhand noch vorhandener Quellen – unter anderem im Stadt- und im Gemeindearchiv – exakt nachgezeichnet.

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Ein neuer Begräbnisplatz war zwingend nötig. Das war offensichtlich. Da aber die Sorge herrschte, dass die für die Vergabe zuständige Zivilgemeinde der Kirchengemeinde ein ungünstig gelegenes Stück Land für den neuen Friedhof zur Verfügung stellen könnte, boten Wilhelm und Julius vom Hövel sowie Richard Zanders an, der Kirchengemeinde eine zwei Morgen große Ackerparzelle auf dem Quirlsberg abzukaufen. Sie sollte anschließend der Zivilgemeinde geschenkt werden, die das Gelände dann als neuen evangelischen Begräbnisplatz ausweisen sollte.

So geschah es dann auch. Bei einer offenbar vorgeschriebenen öffentlichen Versteigerung erstand Wilhelm vom Hövel das Grundstück auf den Quirlsberg für „200 Taler preußisch Curant“. Für die damalige Zeit eine ungeheure Summe. „200 Taler entsprachen damals etwa dem Fünf-Jahres-Budget eines Fünf-Personenhaushalts oder 3343 Gramm Feinsilber“, ermittelte Rüdiger vom Hövel. Sein Ahnherr Wilhelm hatte 1856 die Walkmühle an der Strunde, die Locher Mühle, übernommen und seinen Spinnereibetrieb von Opladen hierhin verlegt.

Hövel selbst liegt dort begraben

So ist es in der Familienchronik nachzulesen, die auszugsweise in der Festschrift „100 Jahre Stadt Bergisch Gladbach“ (1956) veröffentlicht wurde. Wilhelm vom Hövel war nicht nur umtriebiger Unternehmer, sondern ab 1877 auch „königlich preußischer Kommerzienrat“ – und eben engagiertes Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde. Nachdem der „Kreisphysikus und Sanitätsrat in Mülheim attestiert hatte, dass „in sanitätspolizeilicher Beziehung nicht im Wege steht“, ging das Grundstück auf dem Quirlsberg wie geplant per Schenkung in das Eigentum der Stadt über.

Eingefriedet und vorbereitet wird es schließlich am 12. Januar 1870 von Bürgermeister Clostermann der evangelischen Kirchengemeinde zur Nutzung als Friedhof überlassen. Dort hat der Stifter Wilhelm vom Hövel unter einer mächtigen Platane auch eine Grabanlage für seine eigene Familie einrichten lassen. Auch er selbst liegt dort begraben.

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