Gelb bei fehlender StandfestigkeitWie Bergisch Gladbacher Grabsteine geprüft werden

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Mit dem „Kipp-Tester“ und einem Prüfdruck von 300 Newtonmeter kontrolliert Sabine Tacke die Standfestigkeit der Grabsteine auf dem Bensberger Friedhof.

Mit dem „Kipp-Tester“ und einem Prüfdruck von 300 Newtonmeter kontrolliert Sabine Tacke die Standfestigkeit der Grabsteine auf dem Bensberger Friedhof.

Bergisch Gladbach – Vorsichtig setzt Sabine Tacke, Sachbereichsleiterin Städtische Friedhöfe, den „Kipp-Tester“ an einem grauen Naturgrabstein auf dem Bensberger Friedhof an. Kräftig drückt sie anschließend an den Stein, bis das Gerät piept. Der Prüfdruck von 300 Newtonmeter ist erreicht.

Während Tacke mit dem Prüfgerät gegen den Stein gedrückt hat, hat Friedhofsmeisterin Yvonne Paetzold diesen genau beobachtet. Er hat nicht gewackelt. Das bedeutet: Der Grabstein ist standsicher und hat den Test bestanden.

Druck entspricht 30 Kilogramm

Einmal im Jahr sind die beiden Frauen mit dem Kipp-Tester-Gerät auf den städtischen Friedhöfen in Gladbach unterwegs, um die Standsicherheit der Grabsteine zu kontrollieren. Mit dem Kipp-Tester können sie testen, ob die Steine einem Druck von 300 Newtonmeter, das entspricht einem Druck von 30 Kilo, standhalten, denn das müssen sie. So ist es in der Satzung der Berufsgenossenschaft, an der sich in Gladbach orientiert wird, festgeschrieben.

Geprüft werden alle Steine, die mindestens 50 Zentimeter über der Erde und maximal 1,20 Meter hoch sind. Hält ein Stein dem Prüfdruck nicht stand, wird er mit einem gelben Aufkleber markiert und die Inhaber des Grabes informiert. „Sie müssen dann dafür sorgen, das die Grabsteine wieder standfest gemacht werden, denn wenn sie locker sind, ist das eine Gefahr für die Besucher auf dem Friedhof“, erklärt Paetzold die Verkehrssicherheitspflicht.

Auf dem Bensberger Friedhof hat sie heute schon einen Stein markiert, der bereits bei der Wackelkontrolle ohne Gerät durchfiel. Auf einem Foto halten die Frauen fest, dass sie den Stein markiert haben. Im nächsten Schritt wird der Inhaber angeschrieben und darauf hingewiesen, dass der Grabstein sich gelockert hat. „Viele haben leider kein Verständnis dafür, weil das mit Kosten verbunden ist.

Unterschiedliche Richtlinien

Ein Steinmetz haftet fünf Jahre für die Standsicherheit von Grabmälern. Andere Städte halten sich bei der Überprüfung der Grabsteine an die BIV-Richtlinien des Bundesverband Deutscher Steinmetze, die seit dem 1.10.2017 gilt. Die Richtlinie besagt: „Im Regelfall erfolgt eine jährliche Standsicherheitsprüfung jetzt zuerst durch eine Sichtprüfung bestimmter Merkmale.“ Dazu zählen beispielsweise Schiefstellungen, Risse oder Abblätterungen. „Man kann nicht nur durch Gucken erkennen, ob ein Grabstein locker ist oder nicht“, kritisiert die Bergisch Gladbacher Friedhofsmeisterin Yvonne Paetzold.

Für die Stadt Bergisch Gladbach wird die Grabmalüberprüfung, so wie sie jährlich mit Prüflast stattfindet, in der Satzung der Berufsgenossenschaft vorgeschrieben. (lth)

Aber es muss gemacht werden, das ist ihre Pflicht“, sagt Paetzold. Drei Monate haben die Inhaber Zeit, um den Stein mit Hilfe eines Steinmetzes wieder zu befestigen. Anschließend müssen sie bei der Stadt einen Nachweis erbringen, dass die Standfestigkeit wiederhergestellt wurde.

250 bis 300 Steine am Tag

Zwischen 250 und 300 Steine am Tag kontrolliert Yvonne Paetzold – mit Unterstützung, denn alleine wird das auf Dauer anstrengend. Wer den Kipp-Tester ausprobiert, stellt schnellfest, dass es einiges an Kraft kostet, um mit einem Druck von 300 Newtonmetern gegen einen Grabstein zu drücken. Ein wahrer Kraftakt. „Am Ende des Tages weiß man, was man getan hat“, meint Tacke.

Dass ein Stein bei der Prüfung tatsächlich umgefallen sei, sei ihr in 12 Jahren erst einmal passiert, erzählt Yvonne Paetzold. Ist ein Stein tatsächlich so locker, dass er leicht umkippen könnte, wird er mit Holzpfählen und Spanngurten gesichert, damit den anderen Friedhofsbesucher nichts passierten kann.

„Mit der Zeit geht die Feuchtigkeit in den Stein und löst nach und nach die Klebestellen mit dem Fundament auf. Dann hängt der Stein irgendwann nur noch an den Dübeln und das reicht für die Standfestigkeit nicht mehr aus“, erklärt Paetzold.

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Auf fünf Friedhöfen mit rund 26 000 Grabstellen komme es aber dennoch selten vor, dass Steine locker sind. Dank der jährlichen Kontrolle markierten die beiden Frauen zuletzt nur 20 Steine pro Jahr. Paetzold„Das sind deutlich weniger als am Anfang, als ich damit begonnen habe. Da waren es noch 170.“

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