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Gemeinsamer Unterricht in Bergisch GladbachKritik an „Inklusion auf dem Schulflur“

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Inklusion

Der gemeinsame Unterricht von behinderten und nicht behinderten Schülern stellt die Schulen vor große Probleme. Besonders hoch ist der Anteil von Schülern mit Lern- und Entwicklungsstörungen. 

  • Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft will der Unzufriedenheit mit dem Stand der Inklusion in Bergisch Gladbach ein Forum bieten.
  • Die Bezirksregierung hatte die Aufnahme zusätzlicher Kinder mit Förderbedarf an der Gesamtschule Paffrath trotz personeller Engpässe angeordnet.
  • Die Gesamtschule sucht nach wie vor einen zusätzlichen Sozialpädagogen.

Bergisch Gladbach – Die Kritik an der Umsetzung der Inklusion an Schulen im Stadtgebiet hält an: Unter dem Titel „Inklusion auf dem Flur! Wie geht das?“, lädt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am kommenden Dienstag, 17 Uhr, in den Bensberger Ratssaal ein.

Dort sollen Lehrer, Eltern und Sonderpädagogen ihre Erfahrungen mit der derzeitigen Situation austauschen können. Co-Dezernent Bernd Martmann und Fachbereichsleiter Dettlef Rockenberg haben ihr Kommen zugesagt.

Die GEW hält das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Schülern ohne ausreichend Räume und Personal für eine belastende Herausforderung. Auf Kritik stößt eine Broschüre, die die Bezirksregierung Köln veröffentlicht hat: Alle Beteiligten sollten sich auf Kompromisse und Improvisationen einlassen. Der Unterricht könne auch auf Fluren stattfinden.

Alles zum Thema Jochen Ott

In Bergisch Gladbach hat die Bezirksregierung die Integrierte Gesamtschule Paffrath zur Schwerpunktschule für Integration gemacht, obwohl Stadtverwaltung und Schulleitung erhebliche Vorbehalte dagegen vorgebracht haben. Es fehlten räumliche und personelle Ressourcen, um eine individuelle sozialpädagogische Förderung der Schüler sicherzustellen.

Trotzdem hat die Bezirksregierung die Aufnahme von zusätzlichen Kindern mit Förderbedarf angeordnet. Dies sorgte für Unmut in der Sitzung des Schulausschusses im Juni und für Schlagzeilen über die Stadtgrenzen hinaus.

Lehrer nach Paffrath abgeordnet

Inzwischen wurden aber von der Gesamtschule Holweide zwei Lehrkräfte im Umfang von einer Stelle sowie von der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln-Kalk eine weitere Lehrkraft abgeordnet und an die IGP versetzt. Dies geht aus einer Antwort von Schulministerin Yvonne Gebauer auf die Kleine Anfrage von Jochen Ott hervor, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion.

Als Kompensation erhielten die beiden Kölner Schulen die Möglichkeit einer Stellenausschreibung, heißt es. Aber solange werden die Kollegen dort für die Integrationsarbeit fehlen. Die IGP hatte die Stelle für einen Sozialpädagogen sieben Mal ausgeschrieben und keine einzige Bewerbung erhalten. Dies zeigt, dass es derzeit zu wenige Sonderpädagogen auf dem Markt gibt.

Inklusionsbericht bestätigt Fachkräftemangel

Den Fachkräftemangel bestätigt auch der gerade herausgegebene dritte Inklusionsbericht des Rheinisch-Bergischen Kreises. „Da es aktuell zu wenige ausgebildete Lehrkräfte für das inklusive Schulsystem gibt, ist die individuelle Förderung eine schwierige Herausforderung für die Schulen und die Schulaufsichtsbehörden“, macht Schulrat Christoph Lützenkirchen deutlich.

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Im Schuljahr 2018/19 hat laut Inklusionsbericht die Zahl der Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf im Vergleich zu den beiden Vorjahren von 5,2 auf 5,5 Prozent zugenommen. Von den insgesamt 250 Kindern im Gemeinsamen Lernen, benötigt der überwiegende Teil (73 Prozent) sonderpädagogische Lern- und Entwicklungsförderung.

Die übrigen Förderschwerpunkte wie geistige Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung sowie Sinnesschädigungen wie Hören und Sehen machen demnach nur rund 27 Prozent aus.

Der vollständige Bericht zur schulischen Inklusion steht auf der Homepage des Rheinisch-Bergischen Kreises.

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