Gespaltene KoalitionGrüne, SPD und FDP weiter uneins bei Refrather Bebauungsgebiet

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Aus dieser Pferdewiese am Rand von Refrath soll Bauland werden.

Aus dieser Pferdewiese am Rand von Refrath soll Bauland werden.

Bergisch Gladbach – Nach den Flitterwochen geht es für junge Paare oft ans Eingemachte. Mit der Harmonie kann es dann schnell vorbei sein. Bei der frischvermählten Ratskooperation aus Grünen, SPD und FDP hat man vorgebeugt: Im „Ehevertrag“ wird der voreheliche „Fehltritt“ beim Baugebiet „Alte Marktstraße“ in Refrath verziehen. SPD und FDP stimmten am Donnerstagabend im Planungsausschuss mit CDU, AfD und Bürgerpartei GL für die Offenlage (Bürgerbeteiligung) des Vorhabens - was eine große Mehrheit bedeutete. Die Grünen waren geschlossen dagegen, der ebenfalls skeptisch eingestellte Vertreter der Freien Wählergemeinschaft hat im Ausschuss kein Stimmrecht.

Auf 0,9 Hektar sollen 23 Reihen- und Doppelhäuser und ein Mehrfamilienhaus mit acht Einheiten entstehen, das Baugebiet liegt unmittelbar an der Stadtgrenze zu Köln. Im Norden wird es von der Alten Marktstraße erschlossen, im Süden durch die Verlängerung der Straße Im Holz. Die Pläne an der Alten Marktstraße sind laut Planungsleiter Wolfgang Honecker, mit die letzten, die noch ohne das 2019 beschlossene Baulandmanagement der Stadt entwickelt werden dürfen.

Kritik der Grünen: Lange Autowege seien unumgänglich

Im Planungsausschuss betonten Dr. Josef Cramer (Grüne) und Klaus W. Waldschmidt (SPD), dass das unterschiedliche Votum durch den Koalitionsvertrag vollumfänglich abgedeckt sei und keineswegs auf einen Knatsch hinweise. Unterschiedliche Auffassungen seien in solchen Fällen möglich, so fixiere es der Vertrag. Der Bebauungsplan laufe ja seit Jahren, sagte Waldschmidt, und die SPD sei damals der Idee nähergetreten, weil in Teilen auch geförderter Wohnraum entstehen soll, sechs der acht Einheiten im Mehrparteienhaus fielen darunter. An der Zustimmung halte die SPD-Fraktion fest.

Fundamentalkritik äußerte hingegen der grüne Ratsherr Dr. Josef Cramer. Das Baufeld sei eine Pferdewiese und liege zu weit abseits. Ein Großteil der sich dort ansiedelnden Neubürger werde aufs Auto angewiesen sein. Das sei aus Gründen des Klimaschutzes kritisch zu sehen. Lange Straßen und lange Kanäle müssten entstehen, in der Nähe des Baugebietes sei kein Supermarkt und keine Post. Der Skepsis schloss sich Wilfried Förster, sachkundiger Bürger der Freien Wählergemeinschaft an, er kritisierte eine Signalwirkung für den Stadtteil. Der Stadtteil Refrath leide unter „unkontrollierter Verdichtung“.

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Ganz anders äußerten sich die CDU-Vertreter. „Eine Stadt, die nicht wächst, ist irgendwann tot“, meinte Sprecher Hermann-Josef Wagner. Die CDU-Fraktion unterstütze moderate Bebauung, der vorliegende Bebauungsplan sei ein gelungener Kompromiss und helfe „Wohnraum für alle“ zu schaffen. Er deute die Aussagen des Grünen-Politikers so, dass man lieber ungestört vor Neubürgern bleiben wolle – Cramer verneinte vehement.

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