Angst vor Verdi-KlageGezerre um verkaufsoffene Sonntage in Bergisch Gladbach

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Die Fußgängerzone in der Innenstadt ist an verkaufsoffenen Sonntagen, wie hier beim Frühlingsfest , immer voll.

Die Fußgängerzone in der Innenstadt ist an verkaufsoffenen Sonntagen, wie hier beim Frühlingsfest , immer voll.

Bergisch Gladbach – Das frisch verabschiedete „Entfesselungsgesetz“ der Landesregierung könnte aus vier verkaufsoffenen Sonntagen im Stadtteil Bensberg fünf machen.

„Wir denken tatsächlich über einen fünften verkaufsoffenen Sonntag nach“, erklärt Georg Daubenbüchel, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bensberger Handel und Gewerbe (IBH). Konkret: An einem Sonntag vor Weihnachten könnte es im Kontext des Weihnachtsmarkts eine solche Zusatzöffnung geben.

Dass überhaupt fünf Sonntagsöffnungen vorstellbar sind, macht die Gesetzesnovelle der CDU-FDP-Landesregierung möglich. Pro Geschäft gestattet das Gesetz jetzt sogar bis zu neun Öffnungen, und in einer Kommune bis zu 16 Sonntagstermine (bislang waren es 11). Ausgeschöpft wären die Termine mit der Bensberger Zusatzöffnung damit also nicht.

Geschäfte sollten öffnen, wenn die Kunden einkaufen wollen

„An den Sonntagen hat die ganze Familie eine gute Gelegenheit, um gemeinsam einzukaufen“, findet Daubenbüchel. Die Geschäfte sollten öffnen, wenn die Kunden einkaufen wollten – zum Beispiel am Sonntag. Als Geschäftsführer des Fachgeschäftes Tisch & Trend bewertet Daubenbüchel eine Zusatzbelastung der Mitarbeiter eher gering. In der Belegschaft werde rotiert und der Einsatz mit fünf Zusatzstunden honoriert. „Montags ist dann für die betreffenden Mitarbeiter frei.“

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Ganz genau schaut auch der Vorsitzender IG Stadtmitte in Bergisch Gladbach, Dr. Alexander von Petersenn, auf die Neuregelungen. Anlass, die verkaufsoffenen Sonntage in der Stadtmitte auszuweiten, sehe er aber derzeit nicht. Die Entscheidung des Landtags sei sinnvoll und reagiere auf die veränderten Lebensbedingungen.

Vier Öffnungstermine hat sich die IG Stadtmitte für das Jahr 2018 gesichert, mit dem Frühlingsfest am 29. April als Auftakt. Diese Festivität feiern die Gladbacher gemeinsam mit den Bensberger Händlern. Petersenn fürchtet sogar einen Umschlag ins Gegenteil und eine juristische Auseinandersetzung mit der Dienstleistungsgesellschaft Verdi – trotz des neuen Gesetzes.

„Wir hoffen, dass unser Frühlingsfest stattfinden kann“

Verdi pocht auf den Festanlass, der bislang mehr Besucher zu Sonntagsöffnung als zum Volksfest anlocken muss. Beim Gladbach-Bensberger Frühlingsfest sieht Verdi dies nicht gegeben, wie bei den meisten anderen Gladbacher Öffnungsanlässen auch – anders als Stadt, Politik Händler und beratender Einzelhandelsverband. „Wir hoffen, dass unser Frühlingsfest stattfinden kann“, sagt von Petersenn.

Das Kirschblütenfest im Mai ist in Refrath das größte Ereignis im Stadtteil - aber die Geschäfte bleiben geschlossen.

Das Kirschblütenfest im Mai ist in Refrath das größte Ereignis im Stadtteil - aber die Geschäfte bleiben geschlossen.

Dass nach der Neuregelung der Festanlass deutlich niedrigschwelliger angesetzt sei, mache für ihn grundsätzlich Sinn. Künftig gilt nämlich auch eine „Belebung der Innenstädte“, der „Erhalt zentraler Versorgungsbereiche“ und das „Sichtbarmachen der Innenstädte“ als Festanlass. Dass die Landesregierung den Geschäften an die Seite springe und ihnen gegen die scheinbar übermächtige Konkurrenz des Internethandels zu helfen versuche, sei der richtige Weg.

Ob sich die Händler mit ihren Festen 2019 veränderten, werde mit dem IG-Vorstand und übergreifend mit dem Verbund der Interessengemeinschaften besprochen. Ein Öffnung ohne attraktives Festangebot mache aber kaum Sinn, sagt der Vorsitzende. Den Besuchern müsse auch etwas geboten werden.

Sorge, dass alle verkaufsoffenen Sonntage abgesagt werden müssen

Von der kritischen Verdi-Eingabe direkt betroffen ist bislang die IG Refrather Handel. Sie hatte im Vorfeld der Ratsentscheidung eine Sonntagsöffnung zum Refrather Winterdorf abgesagt; ebenso wie die IG Paffrath eine Öffnung zum Paffrather Oktoberfest.

„Hätten wir darauf bestanden, wäre die Satzung stadtweit gefährdet gewesen“, erklärt der Refrather IG-Vorsitzende Daniel Kirchenmayer. „Deshalb haben wir zurückgezogen.“ Trotz der im Landtag verabschiedeten Novelle sehe die IG keinen Anlass, die Winterdorf-Öffnung erneut einzubringen.

Die Sorge, Verdi könne klagen und alle Gladbacher Sonntage kippen, sei zu groß. Zudem sei das Refrather Kirschblütenfest Mitte Mai das größte Ereignis im Stadtteil. Aber selbst diese Großveranstaltung werde von Verdi nicht als Festanlass akzeptiert. Kirchenmayer: „Wenn nicht das Kirschblütenfest, was dann?“

Liste der verkaufsoffenen Sonntage

Die Fußgängerzone in der Innenstadt ist an verkaufsoffenen Sonntagen, wie hier beim Frühlingsfest , immer voll.

Die Fußgängerzone in der Innenstadt ist an verkaufsoffenen Sonntagen, wie hier beim Frühlingsfest , immer voll.

Bergisch Gladbach:

Termine der verkaufsoffenen Sonntage in diesem Jahr:

  • 29. April: Frühlingsfest, Stadtmitte und Bensberg
  • 13. Mai: Kirschblütenfest Refrath 
  • 17. Juni: Schloßstadtfest Bensberg
  • 1. Juli: Dorf- und Schützenfest Schildgen
  • 8. Juli: Dorffest Paffrath
  • 9. September: Stadt- und Kulturfest Bergisch Gladbach- Stadtmitte
  • 23. September: Herbstfest Bensberg
  • 7. Oktober: Oktoberfest Paffrath
  • 4. November: Martinsmarkt Stadtmitte und Bensberg
  • 2. Dezember: Winterdorf Refrath
  • 16. Dezember: Weihnachtsmarkt Bergisch Gladbach.

Overath:

  • 15. April: Overather Frühling
  • 2.  September; Stadtfest in Overath
  • 2. Dezember: Weihnachtsmarkt in Overath

Rösrath:

  • 15. April: Frühlingsfest (Rösrath und Kleineichen)
  • 1. Juli: Waldbeerkirmes Forsbach

weitere mögliche Termine

  • 2. September: Stadtfest Rösrath
  • 9. September: Kunst und Klaaf in Hoffnungsthal
  • 2. Dezember: Wintermarkt Rösrath. 

(cbt)

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