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Gladbacher PapierfabrikZanders wird vereinbarte Termine nicht einhalten

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Die Büste von Richard Zanders auf dem Firmengelände erinnert an bessere Tage der Papierfabrik.

Die Büste von Richard Zanders auf dem Firmengelände erinnert an bessere Tage der Papierfabrik.

Bergisch Gladbach – Bis zum 7. Oktober sollte Zanders ein Gutachten vorlegen, das – vereinfacht gesagt – den mittelfristigen Bestand der Papierfabrik wenn nicht garantiert, dann doch prognostiziert. Diese positive Prognose wiederum sollte Grundlage für die Sondersitzung des Gladbachers Rates sein, der dann am 26. Oktober zusammenkommen sollte, um einen langfristigen Pachtvertrag zwischen der Stadt und Zanders abzuschließen. Aber dieser Zeitplan ist Makulatur. Das Gutachten wird bis zum 7. Oktober nicht vorliegen und alle Beteiligten arbeiten bereits an einen Plan B.

Zanders-Chef Tom Olander bestätigte am Freitag im Gespräch mit dieser Zeitung, dass es bis zum 7. Oktober kein Gutachten von seiner Seite geben werde. Ollander: „Es macht keinen Sinn mehr mit dem jetzigen Bürgermeister Lutz Urbach und mit dem von ihm beauftragten Rechtsanwalt weiter zusammenzuarbeiten. Immer neue Forderungen, immer neue Bedingungen. So wird Zanders kaputt gemacht. Ich setze auf die Gespräche mit dem neuen Bürgermeister Frank Stein und eine Lösung im November.

Große Hoffnungen in den neuen Bürgermeister Frank Stein

Wir wollen zusammen daran arbeiten, die Arbeitsplätze bei Zanders zu erhalten. Und ich habe nach den ersten Gesprächen mit Herrn Stein ein sehr gutes Gefühl.“ Betriebsratsvorsitzender Taner Durdu erklärte die Situation so: „Es ist wieder das alte Spiel. Uns wird das Leben durch Bürgermeister Lutz Urbach und seinem Rechtsanwalt schwer gemacht.“ Sollte das Gutachten nicht bis zum 7. Oktober vorliegen, dann sei das nicht die Schuld des Investors, sondern die des Bürgermeisters.

Vorwürfe, die Bürgermeister Lutz Urbach entschieden zurückweist. „Der Investor hat ein schriftliches Versprechen abgegeben, bis zum 7. Oktober das Gutachten vorzulegen. Wenn er dieses Versprechen nicht hält, ist das ganz sicher nicht meine Schuld.“

Bürgermeister Urbach reagiert emotional

Auf die Beschreibung von Durdu reagierte Bürgermeister Urbach emotional: „Ich kämpfe seit elf Jahren um den Erhalt der Arbeitsplätze von Zanders und kann nicht nachvollziehen, wo und wie ich der Papierfabrik das Leben schwer mache. Solche Behauptungen sind einfach falsch.“ Richtig sei, dass er darauf achte, dass die Ratsbeschlüsse zu Zanders umgesetzt werden und dass kein Schaden für die Stadt entstehe. Er hätte sich sehr gefreut, den langfristigen Mietvertrag zu unterschreiben. „Wer etwas anderes sagt, der lügt.“

Eine Schlüsselrolle spielt der Insolvenzverwalter Marc d’Avoine. Er verwaltet die Insolvenzmasse und über ihn läuft auch der Pachtvertrag. Es ist ein Dreiecksverhältnis: Zanders zahlt an die Gesellschaft von d’Avoine und die Gesellschaft an die Stadt. Aus haftungsrechtlichen Gründen wurde dieses Konstrukt gewählt.

Pachtvertrag gilt nur bis zum 1. November

So wird sichergestellt, dass die Stadt ihre Mieteinnahmen bei einer möglichen zweiten Insolvenz von Zanders nicht zurückzahlen muss. D’Avoine: „Ich hoffe nach wie vor, dass es möglichst schnell eine Einigung zwischen Zanders und der Stadt gibt und ein direkter, langfristiger Pachtvertrag abgeschlossen werden kann.“

Was aber geschieht, wenn Zanders das geforderte Gutachten nicht bis zum 7. Oktober vorlegt? Der derzeitige Pachtvertrag – seit fast zwei Jahren gibt es nur kurzfristige Pachtverträge - läuft zum 1. November aus. Theoretisch könnte Urbach eine erneute Verlängerung des Vertrages verweigern und damit das Ende von Zanders besiegeln.

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Urbach: „Das werde ich ganz sicher nicht tun.“ Da die Zahlungen vom Insolvenzverwalter haftungssicher seien, könne der Stadt durch die Verlängerung des kurzfristigen Pachtvertrages kein Schaden entstehen.

Das gesamte Zanders-Thema landet so auf dem Schreibtisch seines Nachfolgers Frank Stein. Er tritt offiziell am 1. November sein Amt an. Unklar ist, ob die Stadt dann auch weiter auf die Expertise des bislang beauftragen Rechtsanwaltes vertraut. Olander lehnt eine Zusammenarbeit mit ihm ab.

Unstrittig, dass Zanders das Gutachten vorlegen müsse

Dabei wird Stein auf neue Mehrheitsverhältnisse im Rat treffen. Das ihn unterstützende Bündnis aus Grünen, SPD und FDP hat die Mehrheit. Bislang sind alle Beschlüsse im Rat einstimmig gefasst worden. Unstrittig war, dass Zanders das Gutachten vorlegen müsse – sonst könne kein langfristiger Pachtvertrag abgeschlossen werden.

Zuletzt hatte auch Stein im Interview mit dieser Zeitung gesagt, dass es einen „glasklaren Ratsbeschluss“ gebe und dass ohne ein Gutachten kein langfristiger Pachtvertrag möglich sei.

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