GronauPlanung für ehemalige Papierfabrik Wachendorf in Gladbach schreitet voran

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Der ehemalige Klärturm von Wachendorff.

Bergisch Gladbach – Es wird konkreter bei der ehemaligen Pappenfabrik C. F. Wachendorff im Stadtteil Gronau. Das Industriegelände liegt seit dem Jahr 2003 brach, ein privater Immobilienentwickler will die Flächen entwickeln und plant ein neues Wohnviertel. Anders als beim Zanders-Projekt in der Stadtmitte könnte es bei Wachendorff zügig vorangehen. Präsentiert wird den Mitgliedern des Bau- und Planungsausschusses eine aktualisierte Planung, die Grundlage der frühzeitigen Bürgerbeteiligung werden soll.

In der kommenden Woche stehen die politischen Beratungen an, die Stadt hofft auf grünes Licht für die weiteren Planungsschritte. Bei einer Zustimmung wird die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit vorbereitet.

Bergisch Gladbach: Handlungskonzept Wohnen

Erstmals öffentlich geworden ist damit auch der Inhalt eines sogenannten „Letter of intents“, einer Absichtserklärung des Eigentümers. Es geht darin um den Anteil an gefördertem Wohnungsbau, der im Wohnviertel entwickelt werden soll. Schon jetzt, berichtet die Verwaltung, erkläre sich der Bauherr bereit, einen künftigen Beschluss in Sachen Wohnungsbau anzuerkennen. Das hatte die Ampel vor den Sommerferien vom Eigentümer zwingend eingefordert.

Wachendorff

Das Projekt

„Wohnen an der Strunde“ nennt Eigentümer CG Elementum sein Großprojekt im Stadtteil Gronau. Das Unternehmen plant nach jüngsten Aussagen eine Investition von 306 Millionen Euro. Bei der Vorstellung vor den Sommerferien hatten Grüne, SPD, FDP und Freie Wählergemeinschaft eine erste Bürgerbeteiligung verschoben. Zunächst müsse der Investor verbindlich zusagen, mindestens 30 Prozent der Bruttogeschossfläche für geförderten Wohnungsbau zu nutzen. Mit dem „Letter of intent“ will der Investor diese Forderung erfüllen.

Im Handlungskonzept Wohnen, das die Stadt gerade erstellt, soll bei künftigen Bebauungsplänen eine verbindliche Quote für geförderten Wohnungen festgelegt werden. In den bisherigen Planungen befürwortete die Mehrheits-Ampel aus Grünen, SPD und FDP einen Anteil von 30 Prozent. Heißt: Mindestens 30 Prozent der Bruttogeschossfläche muss geförderter Wohnungsbau sein. In einer Auflistung der geplanten Geschossflächen errechnet der Bauträger rund 11.000 Quadratmeter an gefördertem Wohnungsbau im neuen Viertel Wachendorff, exakt 30 Prozent.

Bis zu 500 Wohnungen

Nach bisheriger Planung sollen auf dem Areal in Gronau zwischen 450 und 500 Wohnungen entstehen, in allen Preissegmenten. Hier hat dann in der Ausschusssitzung die Politik das letzte Wort. Weil der Bebauungsplan zu Wachendorff aufgelegt wurde vor Verabschiedung des Handlungskonzepts Wohnen, ist die Stadt auf freiwilliges Mitmachen des Bauträgers angewiesen.

Neben den Wohnungen plant der Bauträger mit Seniorenpflege, betreutem Wohnen, Kita und Ärztehaus. Auch eine Grundschule mit Turnhalle könnte entstehen, dreizügig geplant. Parkhaus und Tiefgaragen sind gleichfalls vorgesehen. Das Viertel soll möglichst autofrei werden und von seiner Gestaltung einen Schub für Gronau bringen – so jedenfalls die Vorstellung der Eigentümer. Öffentliche Flächen sollen daneben zum Flanieren einladen.

Kritik vom Gestaltungsbeirat

Offenbar hatte es zuletzt aber auch kritische Stimmen zum Bauprojekt gegeben, und zwar von den Fachleuten des städtischen Gestaltungsbeirats. Wie die Stadt berichtet, wird von den Experten die geplante Gebäudedichte und die Größe der Gebäude kritisch gesehen. Viergeschossig mit Staffelgeschoss beziehungsweise fünfgeschossig sollen laut Entwurf die verschiedenen Wohngebäude und Gebäuderiegel ausfallen, teils könnten die Gebäude 15 Meter hoch werden. Der Beirat bewerte dies, so die Stadt, als „grenzwertig“. Eine öffentliche Aussage in dieser Form ist eine große Ausnahme des Beirats.

Einwände haben die Mitglieder des Gestaltungsbeirats auch beim Thema „Erhalt der historischen Gebäudesubstanz“. Während bei der artverwandten Industriebrache Zanders nach heutigem Stand möglichst viele Gebäude erhalten bleiben sollen, sieht es bei Wachendorff eher anders aus. Ein schmale Liste an historischen Wachendorff-Hallen und -Gebäude soll bleiben: der Klärturm, der Schornstein, das Kraftwerk und die Schlosserei. Mehr nicht. Mehrere Gebäude, die laut städtischem Denkmalpflegeplan als erhaltenswert eingestuft werden, stehen vor dem Abbruch: die ehemaligen Bürogebäude, der offene Lagerschuppen und die Trafostation.

Historisierte Fassade

Lediglich Teile der Ost-Fassade des ehemaligen Produktionsbereichs will der Eigentümer erhalten, das Bauteil soll mit in den Neubau integriert werden. Ob weitere Fassaden erhalten werden können, wollen Stadt und Eigentümer in späteren Untersuchungen erkunden. Im neuen „Forum Wachendorff“, Herzstück des Quartiers, soll es eine historisierte Backsteinfassade geben, die (so die Planer) alte und neue Strukturen aufgreift.

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Demgegenüber steht die Empfehlung des Gestaltungsbeirats, eine Viererkette an historischen Gebäuden als Ganzes zu erhalten. Bei einer Ortsbegehung sei der „identitätsstiftende Charakter“ des Objekts deutlich geworden. Auch der Erhalt einer prägenden Dachkanten-Silhouette solle geprüft werden. Das Problem: Der Gestaltungsbeirat kann nur Empfehlungen an die Adresse des Eigentümers aussprechen.

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