GrundschulenSelbsttest-Strategie sorgt in Bergisch Gladbach für Erleichterung

Lesezeit 4 Minuten
Die Umstellung auf Antigen-Selbsttests in Grundschulen bringt Entlastung aber auch Sorgen.

Die Umstellung auf Antigen-Selbsttests in Grundschulen bringt Entlastung aber auch Sorgen.

Bergisch Gladbach – Die Rückkehr zu einer reinen Antigen-Schnelltest-Strategie ab Rosenmontag wird von vielen Grundschulen im Stadtgebiet begrüßt: „Wir erhoffen uns eine Entlastung für Kinder, Eltern und Schulen“, sagt Elvira Damm-Linke, Leiterin der KGS Bensberg. Die seit Mitte Januar geltende Kombination aus PCR-Pool-Tests und Antigentests habe die Grundschulen ans Limit gebracht.

Die aktuelle Testsituation sei sehr unzufriedenstellend und belastend für alle Beteiligten: „Dadurch geht sehr viel Unterrichtszeit verloren“, berichtet Elvira Damm-Linke, Regionalsprecherin für acht Grundschulen in den Stadtteilen Bensberg, Refrath und Frankenforst. Oft gehe dafür eine ganze Unterrichtsstunde drauf. Fast täglich gebe es positive PCR-Pools. Dann müssen die Kinder in der Schule durch die Lehrer mit Antigen-Schnelltests täglich nachgetestet werden, solange bis der PCR-Pool wieder negativ ist. Das dauert oft Tage.

Belastende Situation für Eltern, Lehrer und Kinder

„Kinder und Lehrer sind dann in der Schule in dem Wissen, dass mindestens ein Kind positiv ist. Dies belastet viele Kinder sehr“, sagt Damm-Linke. Um auf die vor allem Schüler belastende Situation aufmerksam zu machen, hatten die Grundschulen im Süden der Stadt vorgehabt, am Montag weiße Flaggen zu hissen – als Zeichen dafür, dass aus Sicht der Grundschulen die Kinder nicht genug von Gesellschaft und Politik gesehen werden.

Alles zum Thema Bensberg

„Die Aktion haben wir fallen gelassen, weil das NRW-Schulministerium durch die neuesten Maßnahmen signalisiert hat, dass es so nicht mehr weitergehen kann“, sagt die Rektorin. Manchmal müssen die Kinder, nach einem positiven Schnelltest bis zum Nachmittag im Beisein von Lehrern in der Schule isoliert werden, bis sie von ihren Eltern abgeholt werden können. Die Umstellung auf reine Antigen-Nasen-Tests, die Zuhause durchgeführt werden, bedeute zudem eine spürbare organisatorische Entlastung der Lehrerschaft, sagt Damm-Linke. In der Schule mussten ständig Listen angepasst werden, welches Kind wann mit Corona infiziert , da sie acht Wochen lang bei der Pool-Testung nicht mitmachen durften, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.

Eltern befürchten die Ausweitung der Infektionen 

Aus Sicht der Schulleitungen an den acht südlichen Grundschulen sei es schade, dass das davor eingeführte Lolli-Testverfahren mit PCR-Einzelproben im Falle eines positiven Klassenpoolergebnisses aufgegeben wurde. Es sei „das beste während der ganzen Pandemie“ gewesen. Schon am nächsten Morgen stand fest, welches Kind infiziert ist, es konnte direkt zu Haus bleiben. Schon zwei Wochen nach der Einführung nach Weihnachten musste dieses Verfahren bekanntlich gekippt werden: wegen Überlastung der Labore.

Teststrategie

Was sich Ändert

Das Testverfahren an Grundschulen ändert sich ab Montag, 28. Februar. Wichtigste Neuerung: Die PCR-Lolli-Pool -Tests schafft das Land NRW ab. Stattdessen sollen Grundschüler dreimal pro Woche vor der Schule Zuhause mit Antigen-Schnelltests getestet werden. Eltern müssen sich per Unterschrift dazu verpflichten. Wer vollständig immunisiert ist, muss nicht mehr daran teilnehmen, darf dies aber. Als vollständig immunisiert gelten Schüler und Lehrkräfte , die mindestens zweimal geimpft oder innerhalb der letzten sechs Monate genesen sind. An den Förderschulen bleibt es beim PCR-Lolli-Verfahren. An den weiterführenden Schulen gibt es weiter drei Schnelltests in der Woche. (ub)

Das ganze Hin und Her bezeichnet Julia Kaun, Mutter einer Tochter in der dritten Klasse, als „Realsatire, wenn es nicht so traurig wäre.“ Seitens des Landes würde so getan, als würde alles für die Sicherheit der Kinder unternommen: „Dabei werden jetzt einfach nur die Standards runtergefahren.“ Mit der Umstellung auf die weniger zuverlässigen Antigen-Schnelltests werde billigend die Gefahr in Kauf genommen , dass sich das Infektionsgeschehen an den Grundschulen mit vielen ungeimpften Kindern ausbreite, kritisiert sie.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Die PCR-Pool-Tests haben uns ein Sicherheitsgefühl gegeben“, findet auch Tina Hammesfahr, die eine ungeimpfte Tochter in der dritten Klasse hat. Dass das Testen jetzt auf die Eltern abgewälzt werde, findet die Refratherin aber nicht schlimm. „Für die Lehrer bedeutet dies eine notwendige Entlastung.“ Die Eltern würden ja mit Tests versorgt, müssten sie nicht selber kaufen. Falle künftig ein Test positiv aus, sei das Kind wenigstens noch Zuhause und müsse nicht erst an der Schule abgeholt werden. Tina Hammesfahr setzt auf das Frühjahr mit sinkenden Infektionszahlen. So dass die Kinder dann hoffentlich endlich einen normalen Schulalltag ohne Masken erleben könnten.

KStA abonnieren