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Gymnasium in BensbergJugendliche folgen den Spuren des Forschers Otto Hahn

Lesezeit 3 Minuten
Auf den Spuren von Otto Hahn: Linus Riekert und Finja Sieg mit Geschichtslehrer Dr. Fabian Bien.

Auf den Spuren von Otto Hahn: Linus Riekert und Finja Sieg mit Geschichtslehrer Dr. Fabian Bien.

Bergisch Gladbach – Was hat eigentlich der Namensgeber Otto Hahn mit dem gleichnamigen Gymnasium in Bensberg zu tun? Dieser Frage sind drei Schüler und Schülerinnen des Leistungskurses Geschichte im Abitur-Jahrgang mit ihrem Lehrer Dr. Fabian Bien nachgegangen.

„Otto Hahn wurde 1944 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet“, hat Finja Sieg direkt herausgefunden: „Der Physiker und Chemiker hatte 1938 die Kernspaltung entdeckt. 30 Jahre lang arbeite er eng mit der Physikerin Lise Meitner zusammen. Bei der Auszeichnung wurden jedoch sowohl Lise Meitner als auch ihr Neffe Otto Robert Frisch und der deutsche Chemiker Fritz Straßmann außen vorgelassen.“

1945 wird Hahn zusammen mit führenden deutschen Atomforschern in England interniert, 1946 erhält er rückwirkend den Nobelpreis für Chemie des Jahres 1944.

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Hahn setzte sich gegen den Einsatz von Kernenergie ein

Später dann, bei der „Mainauer Kundgebung“ im Juli 1955, appelliert Hahn zusammen mit 18 Nobelpreisträgern gegen die Verwendung der Kernenergie, im April 1957 richtet er mit den Kollegen in der „Göttinger Erklärung“ einen Appell gegen die Bewaffnung der Bundeswehr mit Atomwaffen – Einer der schillernsten Forscher der Nachkriegszeit.

Doch die Entwicklung geht ihren Lauf: In Abwesenheit von Otto Hahn läuft 1964 das gleichnamige Schiff von Stapel, ein Prototyp für die friedliche Nutzung der Kernenergie in der deutschen Schifffahrt. Zu diesem Zeitpunkt besteht auch ein enger Bezug zu Bensberg, hat die Arbeitsgruppe herausgefunden.

Denn der Kernreaktor, der Energieträger des Schiffes, so schreibt Linus Riekert unter der Rubrik „Kopernikus, Einstein oder Otto Hahn“, wurde von der Firma Interatom aus Bensberg produziert, eingebaut wurde er 1968, ein Jahr später lief das Schiff vom Stapel.

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„Und von Interatom wurde unsere Schule seit 1965 gefördert und gesponsort – daher kommt auch unser Name“, so Fabian Bien. „Das wusste keiner in der Schule mehr.“

Das erste und einzige Nuklearschiff der Bundesrepublik war die Hoffnung des Unternehmens – atombetriebene Schiffe der Zukunft. „»Das ist unser prestigeträchtigstes Projekt«, sagte man damals. »Dann nennen wir die Schule auch so« – nach Otto Hahn“, berichtet Bien.

„Aber das Projekt ist kläglich gescheitert. Noch 1978 – zum hundertsten Geburtstag von Otto Hahn – haben sie den Reaktor wieder ausgebaut. Das Schiff ist dann mit einem Dieselmotor weitergefahren.“

Bildtafeln zeigen die Lebensgeschichte des Forschers

Ende der 1970er Jahre, als es in Deutschland schon eine aktive Anti-Atom-Bewegung gab, sei ganz einseitig noch Propaganda für die Atomenergie gemacht worden: In dieser Zeit gab es eine Ausstellung im Gymnasium, Lobbyarbeit von Interatom und vom Deutschen Atomforum über die Vorzüge der friedlichen Nutzung der Atomkraft.

„Und dieses Jahr ist zehn Jahre Nuklearkatastrophe Fukushima, zehn Jahre deutscher Atomausstieg – das ist sehr spannend“, beschreibt Bien den Bewusstseinswandel. „Es sind tolle neue Einblicke entstanden, unterstützt vom Förderverein haben wir große Bildtafeln erstellen können, so dass sich jetzt jeder ein Bild machen kann von der Geschichte unseres Gymnasiums.“ Ausführlich dokumentiert durch Lehrer und Schüler, die sich per Videokonferenz regelmäßig ausgetauscht haben. Unterstützt wurden sie vom Archiv der Stadt Bergisch Gladbach.

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