InterviewDreigestirn Bergisch Gladbach: „Wäre toll, wenn sich mehr impfen ließen!“

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 Prinz Frank III. (Haag), Jungfrau Melanie (Pfister), Bauer Andreas (Rossa) vor dem Alten Lindenhof

  • Dies ist ein Text aus unserem Archiv. Er erschien ursprünglich am 7. November 2021.

Nach anderthalb Jahren Hoffen und Bangen geht es jetzt für Frank Haag, Melanie Pfister und Andreas Rossa auf die Zielgerade. An diesem Samstag, 17 Uhr, werden sie im Rathaus Stadtmitte als kommendes Dreigestirn der Kreisstadt Bergisch Gladbach vorgestellt. Über die vergangenen Monate, Enttäuschungen und Hoffnungen für die kommende Session hat Guido Wagner mit den drei Karnevalisten gesprochen.

Was war der schwierigste Moment in den vergangenen Monaten?

Frank Haag: Die Absage der vergangenen Session war der absolute Tiefpunkt.

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Melanie Pfister: Als klar war, dass so gut wie nichts stattfinden würde. Auch wenn das sicher am Ende die richtige Entscheidung war. Andreas Rossa: Schlimm war für mich dann auch der Tag, an dem eigentlich unsere Proklamation hätte stattfinden sollen. Oder auch Weiberfastnacht. Da haben wir uns via Videokonferenz getroffen und gegenseitig Mut gemacht.

Frank Haag: Besser ertragen ließ sich das Ganze allerdings auch deshalb, weil ja relativ schnell klar war, dass wir die Chance haben, das eine Session später nachzuholen. Da sind wir auch denen dankbar, die dafür als Dreigestirn ebenfalls ein Jahr weitergerückt sind.

Frank Haag

Alter: 47 Jahre Beruf: Informatiker, geschäftsführender Gesellschafter eines Kölner IT-Unternehmens Engagement: 1. Vorsitzender der Großen Gladbacher KG, Aktiver Prinzengardist, Senator Familie: Ehefrau Nicole Haag, Tochter Lena (Co-Trainerin der Strunde-Pänz), Sohn Lukas Hobbys: Feuerwehr, Karneval, Camping

Wie seid Ihr damit umgegangen?

Haag: Wir haben versucht, uns auf »Betriebstemperatur« zu halten. So konnten wir mit dem Tag, an dem klar war, dass wir mit 3G+-Regel feiern können (Nachweis von Impfung, Genesung oder eines negativen PCR-Tests), richtig durchstarten.

Pfister: Wenn ich die Musik höre, dann ist sofort alles wieder da.

Hat die Pandemie den Karneval verändert?

Pfister: Das wird sich zeigen, wenn es wieder richtig losgeht. Mal schauen, ob es so leicht ist, sich einfach wieder zu umarmen, zu schunkeln und zu bützen. Irgendwann aber, da bin ich mir sicher, kommt das wieder.

Haag: Ich kenne schon eine Menge Leute, die Karneval jetzt bewusster erleben. Die es als regelrechten Luxus empfinden, sich an einem Abend einfach mit anderen treffen und feiern zu können.

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Rossa: Sicher wird es auch Leute geben, die sagen: Ich habe nichts vermisst. Der Großteil aber wird sich darauf freuen, wenn es endlich wieder losgeht. Karneval ist schließlich nicht nur eine Jahreszeit, sondern auch ein Lebensgefühl.

Haben Euch die vergangenen anderthalb Jahre verändert?

Haag: Karneval und Dreigestirnsein war immer schon eine sehr kreative Angelegenheit. Aber die zurückliegende Zeit hat uns, so denke ich, noch kreativer werden lassen. Das wird man auch in der Session sehen... Pfister: Mehr wird aber noch nicht verraten. (lacht)

Rossa: Die Zeit und die Verschiebung hat uns drei noch enger zusammenrücken lassen.

Sind Teile des Karnevals dauerhaft auf der Strecke geblieben?

Haag: Mancher Stammtisch ist sicher über die Monate verloren gegangen. Auch wir haben in der Prinzengarde beispielsweise unsere Bustreffen virtuell durchgeführt, aber das ist nicht dasselbe, als wenn man sich trifft. Ich hoffe aber, dass vieles wieder zurückkehrt und die Menschen es nicht eingehen lassen.

Melanie Pfister

Alter: 39 Jahre Beruf: Beamtin beim Landschaftsverband Rheinland Engagement: Organisatorische Leiterin der Strunde-Pänz, Mitglied der Ladies der Großen Gladbacher, Senatorin Familie: Ehemann Alexander Pfister (Präsident Große Gladbacher KG), Töchter Marie (Tänzerin Strunde-Pänz), Magdalena Hobbys: Karneval, Strunde-Pänz

Pfister: Kleinere Gesellschaften haben sicher an den vergangenen Monaten stärker zu knapsen als größere wie unsere Große Gladbacher. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt zusammenstehen.

Auch der Kneipenkarneval steht mancherorts wegen der steigenden Infektionszahlen jetzt schon wieder auf der Kippe.

Haag: Ja, das ist sehr schade. Gerade die kleineren Kneipen, die besonders unter den Lockdowns gelitten haben, die haben wir da im Blick und wollen, wenn es eben geht, überall mal hin. Die machen nämlich vielfach wirklich sehr kreative Angebote. Wie auch viele Künstler, die vom Karneval leben und die wir jetzt nicht vergessen wollen. Da empfinden wir schon so etwas wie eine Schicksalsgemeinschaft und wollen so gut es geht helfen, damit niemand auf der Strecke bleibt.

Haben sich während der Zeit, in der man nicht gemeinsam feiern konnte, Aktionen entwickelt, die man erhalten sollte?

Pfister: Events wie die Große Radioshow der Großen Gladbacher an Karnevalssonntag waren sicher tolle Aktionen, auch wenn das Zusammenfeiern in einem Raum oder am Zochweg noch deutlich mehr Freude macht.

Andreas Rossa

Alter: 49 Jahre Beruf: Kaufmann im Einzelhandel, Digital Solution Manager Engagement: Aktiver Prinzengardist Familie: Ehefrau Nicole Rossa, Söhne René und Sven (aktiver Tänzer bei den Strunde-Pänz der Großen Gladbacher KG) Hobbys: Sport, insbesondere laufen (13-facher Marathon-Finisher)

Haag: Trotzdem werden wir schauen, dass wir auch künftig etwas für diejenigen anbieten, die sonst am Karnevalfeiern nicht mehr teilnehmen können, die wir vergangene Session aber beispielsweise über die Radioshow erreicht haben. Patienten im Krankenhaus oder ältere Menschen, die das Bett nicht mehr verlassen können.

Rossa: Sicher haben während der vergangenen Monate alle mehr auf die Gemeinschaft geachtet als auf sich selbst. Da hoffe ich, dass davon etwas hängen bleibt. Das sollten wir uns erhalten. Und die bewusste Freude der Menschen über das Wenige, das stattfinden konnte. Wenn jemand zum Beispiel einen Orden gebracht bekam – diese Freude, die man da oft erlebt hat, das war schon toll.

Was ist für Euch das Wichtigste in der kommenden Session?

Rossa: Dass ein Stück weit Normalität wieder zurückkehrt. Die Menschen sollen spüren, dass auch wir dabei Spaß haben. Wir möchten den Leuten wieder das Gefühl von dem Karneval rüberbringen, den sie immer haben wollten.

Haag: Das Wichtigste ist, dass alle gemeinsam einen bewussten Neustart des Karnevals ansteuern.

Pfister: Einfach mit viel Spass an dr Freud.

Sessionsauftakt in Bergisch Gladbach

Vorgestellt wird das nächste Dreigestirn, das im Januar proklamiert wird, an diesem Samstag, 6. November um 17 Uhr im Großen Ratssaal des Rathauses Stadtmitte am Konrad-Adenauer-Platz.

Anschließend steigt ab 19.30 Uhr nebenan im Brauhaus am Bock eine Sessionseröffnungsparty (3G-Regel) mit den Strunde-Pänz der Großen Gladbacher, Klüngelköpp, Funky Marys, Rabaue und DJ. Karten (15 Euro) für die Party im Bocker Saal sind an der Theaterkasse des Bergischen Löwen und an der Abendkasse erhältlich. (wg)  

Was ist Eure Empfehlung an die Jecken?

Rossa: Lasst Karneval sein, was er ist: ein schönes Fest in der fünften Jahreszeit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Haag: Und achtet darauf, dass es jedem gut geht, der auch vor der Pandemie dabei gewesen ist.

Pfister: Dazu wäre es ganz toll, wenn sich noch mehr Menschen impfen ließen.

Rossa: Dann kann auch unser Wunsch für alle funktionieren: Lasst uns weniger zurück, sondern nach vorne gucken.

Worauf freut Ihr Euch in der Session am meisten?

Pfister: Auf die Proklamation natürlich. Und auf den Zug.

Rossa: Seit dem ersten Tag, an dem ich weiß, dass ich Teil des Dreigestirns sein darf, ist das für mich wie eine neue Zeit. Ich freue mich auf alles und hoffe, dass auch alle Besuche stattfinden können, von den großen Bühnen bis zu den sehr beeindruckenden in Altenheimen und Kindergärten.

Haag: Ich freue mich immer schrittweise. Erstmal auf die Sessionseröffnung und unsere Vorstellung an diesem Wochenende, dann auf die Besuche bei den Vereinen als designiertes Dreigestirn, dann auf die Proklamation und dann auf die vielen unterschiedlichen Auftritte von Sitzungen bis zum Besuch im Altenheim. Und wenn alles gut läuft in dieser besonderen Session, dann freue ich mich doppelt. Und dann hoffe ich, mich auch ein bisschen fallen lassen zu können in diese tolle Zeit.

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