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Kein neuer Pachtvertrag in SichtStadt ist als Gläubiger bei Zanders raus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Großteil des Zanders-Areals wird von der Papierfabrik genutzt.

Ein Großteil des Zanders-Areals wird von der Papierfabrik genutzt.

Bergisch Gladbach – Wenn bei der Papierfabrik Zanders von „entscheidenden Tagen“ gesprochen wird, dann hat sich die Dramatik der Aussage in den vergangenen Jahren abgenutzt. Erlebt Zanders nicht seit Jahren „entscheidende Tage“? Warum sollten die nächsten Tage dramatischer als die vergangenen sein? Wir fassen die wichtigsten Entwicklungen zusammen.

Gibt es neue Fakten?

Ja, die gibt es. Die Stadt Bergisch Gladbach ist nicht mehr Mitglied im Gläubigerausschuss. Die Stadt hat kein Mitspracherecht mehr, ob die Zanders-Insolvenzgesellschaft weiter als Mittler zwischen Zanders und der Stadt bei den Pachtzahlungen zur Verfügung steht. Die Mitgliedschaft wurde aufgelöst, da die Stadt sich als Eigentümerin  der Zanders-Immobilie in einem Interessenskonflikt befinde. Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein sagte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass viele Probleme vom Tisch wären, wenn die Pachtzahlungen der Papierfabrik weiter über die Insolvenzgesellschaft laufen würden. Das könnte die Stadt akzeptieren.

Das aber lehnt der Insolvenzverwalter Marc d’Avoine ab?

Genau. Noch spielt er zwar mit, aber er hat angekündigt, nicht mehr als Mittler zur Verfügung zu stehen.

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Warum nicht?

Da gibt es zwei Erklärungen. Auch der Insolvenzverwalter setzt sich Haftungsrisiken aus, wenn er sich als Mittler zur Verfügung stellt. Eventuell muss  die durchgeleitete Pacht zurückgezahlt werden, wenn Zanders erneut pleite geht. D’Avoine ist gesetzlich verpflichtet, die Masse zu schützen – wenn er ein Risiko sieht, muss er aussteigen. Möglich, dass er nicht mehr die Zukunft von Zanders glaubt. Das würde sein Handeln erklären. Die zweite Möglichkeit ist, dass die Insolvenzgesellschaft es nach zwei Jahren fruchtlosen Verhandlungen zwischen Stadt und Zanders einfach leid ist. Die Weigerung, weiter als Mittler zur Verfügung zu stehen, erhöht den Druck auf die Verhandlungen zwischen Zanders und Stadt.

Und was stimmt?

Gegenüber dieser Zeitung hat der Insolvenzverwalter keine Frist genannt. Wie gesagt, noch läuft alles wie gehabt. Aber in dem Augenblick, wo d’Avoine aktiv aus dem Dreiecksverhältnis aussteigt, wird es ernst. Dann gibt es kein Mietverhältnis mehr, Zandrianer können nicht mehr aufs Grundstück. Das wäre dann das Ende von Zanders.

Also eine sehr gefährliche Situation für Zanders?

Bürgermeister Stein hat sie zuletzt als „brandgefährlich“ bezeichnet. Gesucht wird nach einer Ersatzlösung. Der Zanders-Eigentümer, die Jool-Gruppe, hat sich selbst ins Spiel gebracht. Der Entwurf eines Pachtvertrages liegt seit dem 20. November bei der Stadt. Danach würde die Stadt die Pacht von der Jool-Gruppe erhalten.

Ja, warum unterschreibt denn die Stadt nicht?

Noch vor der Ratssitzung am 15. Dezember soll geklärt sein, ob tatsächlich ein unterschriftsreifer Pachtvertrag vorliegt. Die derzeitige Position der Stadt: Er liegt nicht vor. Eine Reihe von Haftungsfragen sei nicht geklärt. Es handele sich nur um ein Rudiment eines Pachtvertrages.

Ist die Jool-Gruppe wirklich bereit, mit ihrem eigenen Kapital für Zanders zu bürgen? Und wo ist das Gutachten, das dem Werk eine positive Prognose fürs wirtschaftliche Überleben gibt? Aber hat die Politik nicht versprochen, alles zu tun, um den Produktionsstandort, um 400 Arbeitsplätze zu erhalten? Ist es Zanders nicht wert, ein finanzielles Risiko einzugehen?

Die Politik hat sich vor der Ratssitzung eindeutig positioniert. Die Mehrheit befürwortet ein Ende mit Schrecken – das sei besser als ein Schrecken ohne Ende.

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