Klinik in GierathDie Zufahrt zum Neubau der Psychosomatischen Klinik wird verlegt

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Das Gelände für die Klinikerweiterung. Auf dem Foto sind die bestehende Klinik, das Gelände für den Neubau und die bisherige Planung der Zufahrt (blau) sowie die neue Zufahrtsplanung (rot) zu sehen.

Das Gelände für die Klinikerweiterung. Auf dem Foto sind die bestehende Klinik, das Gelände für den Neubau und die bisherige Planung der Zufahrt (blau) sowie die neue Zufahrtsplanung (rot) zu sehen.

  • Die Geschäftsführung der Psychosomatischen Klinik (PSK) sind überrascht von der Wendung.
  • Die Stadt und der Kreis halten eine alternative Lösung für realisierbar.
  • Anwohner befürchten neben Lärm- und anderen Belästigungen ein Verkehrschaos vor ihrer Haustür.

Bergisch Gladbach – Was nicht möglich schien, geht nun doch: Die Zufahrt zum Neubau der Psychosomatischen Klinik in Gierath soll verlegt werden. Sowohl Stadtverwaltung als auch Kreisverwaltung halten eine alternative Wegführung für realisierbar. Damit wäre die umstrittene Durchfahrtstrecke, die zwischen den Gebäuden der Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK) verläuft, vom Tisch.

„Wir haben das Bestmögliche für uns herausgeholt“, zeigt sich Arndt Schumacher, Betriebsstättenleiter der GWK, mit der überraschenden Wendung zufrieden, „es ist der richtige Weg.“ Die neu in Aussicht gestellte Wegführung verläuft über eine Wiese unmittelbar hinter der südlich gelegenen Produktionsstätte der GWK und wurde bis jetzt nicht geprüft. Obwohl die GWK sie bereits im April 2018 ins Spiel gebracht hatte.

GWK Protest hat Wirkung gezeigt

Denn gegen die von der Verwaltung bevorzugte Lösung, den Verkehr zum Klinikneubau über die bestehende städtische Stichstraße abzuwickeln, hat die GWK erhebliche Sicherheitsbedenken vorgebracht: Durchgangsverkehr bringe die Menschen mit Behinderungen ernsthaft in Gefahr, sie seien zum großen Teil nicht verkehrstauglich, so die Argumente.

Für ein Umdenken bei der Politik hat vielleicht auch der eindringliche Protest der GWK gesorgt. Vor zwei Wochen demonstrierten Mitarbeiter, Eltern und Beschäftigte vor dem Rathaus in Bensberg. Mit großer Mehrheit (nur drei Mitglieder der CDU enthielten sich) schlossen sich die Fraktionen im Planungsausschuss einem Antrag der FDP an und vertagten die Entscheidung über die Zufahrt zum Klinikneubau. Zuerst solle die Verwaltung mit dem Kreis klären, ob die von der GWK bereits im April 2018 vorgeschlagene Alternativroute über die Wiese eine genehmigungsfähige Option darstelle.

Experten halfen bei der Entscheidung

Bürgermeister Lutz Urbach, der sich in die Diskussion eingeschaltet hat, zeigt sich nun zuversichtlich, dass hier eine genehmigungsfähige Planung vorgelegt werden könne: „Der Abstand zur Strunde ab Gebäudekante der GWK beträgt 35 Meter“, erklärt Urbach. Die Experten der Unteren Naturschutz- und Wasserbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises hätten signalisiert, die Alternativlösung mittragen zu wollen, „sofern sich aus den noch vorzulegenden Planunterlagen ergibt, dass sich die rechtlichen Voraussetzungen des Natur- und Gewässerschutzes gewährleisten lassen“. Sogar die geplante Radpendlerroute könne dort entlanglaufen, heißt es aus dem Rathaus, so wäre der Schutz der GWK-Beschäftigten so umfänglich wie irgend möglich gewährleistet.

Patienten kommen aus dem Kreisgebiet

Die Psychosomatische Klinik (PSK) begründet ihre Entscheidung, am Schlodderdicher Weg in Gierath einen Erweiterungsbau zu errichten, damit, gemäß dem Krankenhausplan 2015 eine wohnortnahe Versorgung von Suchtkranken gewährleisten zu müssen. Deshalb sei der Klinikneubau an zentraler Stelle im Rheinisch-Bergischen Kreis notwendig. Etwa die Hälfte der Patienten, die zum Entzug kämen, stammten aus dem Kreisgebiet, vor allem aus Bergisch Gladbach, der Rest aus Oberberg und Köln, hieß es seitens der PSK bei einer Bürgerversammlung im vergangenen Jahr. Von weiter her kämen nur Patienten zur Rehabilitation, wurde dem Vorwurf widersprochen, Suchtkranke aus dem Ruhrgebiet zu versorgen. (ub)

Die Geschäftsführung der Psychosomatischen Klinik (PSK) sei überrascht von der Wendung: „Wir müssen uns jetzt erst einmal mit der neuen Lage vertraut machen“, sagt Anja Dohrmann, Pressesprecherin der PSK, „die Stadt hat uns nicht informiert. Wir wissen ja jetzt gar nicht, was alles auf uns zukommt.“ Vollkommen ungeklärt sei zum Beispiel, wer die Kosten für die neue Erschließung trage. Außerdem sei die bisherige Planung für den Klinikneubau ausgerichtet gewesen auf die Erschließung über die städtische Stichstraße, die über das Gelände der GWK verläuft. „Aber wir wollen uns dieser Lösung nicht verschließen, denn uns ist auch wichtig, dass eine für alle zufriedenstellende Lösung herauskommt“, sagt Dohrmann.

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Die PSK plant, auf der 15 000 Quadratmeter großen Wiese am Schlodderdicher Weg einen zweigeschossigen Erweiterungsbau mit 69 zusätzlichen Betten zu errichten: zur Entzugstherapie von Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigen. Insgesamt soll es an dem Standort in Gierath dann 149 Betten geben. Im neuen und alten Gebäude sollen insgesamt 180 Beschäftigte arbeiten.

Anwohner befürchten neben Lärm- und anderen Belästigungen ein Verkehrschaos vor ihrer Haustür. Auch der BUND hat Umweltbedenken geäußert – die grüne Wiese liegt im Landschaftsschutzgebiet.

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