Kummer hinter bunten HerzenKinder verarbeiten ihre Erfahrungen mit dem Tod

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Der Blick in die Ausstellung im Kreishaus offenbart die Vielfalt der Ideen; insgesamt 80 Bilder sind zu sehen.

Der Blick in die Ausstellung im Kreishaus offenbart die Vielfalt der Ideen; insgesamt 80 Bilder sind zu sehen.

Bergisch Gladbach – Auf dem weißen Hintergrund sind zahlreiche Unendlichkeitssymbole, bunte Herzen, Gräser und neun Mal der Buchstabe A zu sehen. Sorgfältig hat die junge Künstlerin die Symbole auf ihre Leinwand gesprüht, die nun neben 80 weiteren Werken im Gladbacher Kreishaus hängt. Das Bild strahlt Freude und Lebendigkeit aus, doch die Besucher schienen eher nachdenklich und berührt zu sein, als sie das Werk von Lara und den anderen Kindern und Jugendlichen bei der Ausstellungseröffnung von „Erinnerungen“ betrachteten.

Und auch wenn die meisten Besucher ein Lächeln im Gesicht hatten, herrschte im Kreishaus eine gedämpfte und bedrückte Stimmung. Denn es sind Schmerz und Trauer, die sich hinter den bunten Farbklecksen verstecken. Die Arbeiten behandelnein ganz besonderes Thema – den Tod.

Anders als andere Kunstausstellungen

Passend zur gleichnamigen Ausstellung eröffnete Michelle Leclaire mit ihrer musikalischen Darbietung von „Memories“ aus dem Musical „Cats“ die Vernissage. Mit Geigenklängen statt Worten begrüßte das junge Mädchen die Gäste. Es sei eine ganz besondere Ausstellung, die keiner anderen im Kreishaus gleiche, betonte Landrat Stephan Santelmann in seiner Begrüßungsrede. Das empfanden auch die Gäste so, zum Beispiel Karla Löwe: „Es ist anders als Kunstausstellungen sonst. Es wird einem ein direkter Zugang zu der Seele der Kinder gegeben.“

In Kooperation mit der Künstlerin Renate Rüter-Nork und dem Deutschen Roten Kreuz, entstand eine Ausstellung mit Tiefgang und jeder Menge Emotionen. Emotional war dabei vor allem Stephanie Witt-Loers’ Begrüßungsrede. Sichtlich berührt bedankte sich die Projektleiterin für die Unterstützung der mittlerweile zwölf Projektpaten und anderer Helfer, darunter das Ehepaar Renate und Gerald Gronewald, die das Projekt durch zahlreiche Aktionen ehrenamtlich unterstützten. Mit Ruhe und Betroffenheit führte Witt-Loers ihre Rede fort, erzählte, was sich hinter den überraschend bunten Gemälden versteckt, und bot den Gästen einen Blick hinter den Kulissen der Trauerbegleitung.

Kinder müssen verstehen, was der Tod bedeutet

„Jeder trauert anders. Außerdem heilt Zeit nicht allein die Wunden. Vor allem Kinder müssen erst einmal verstehen, was der Tod bedeutet, damit sie ihn verarbeiten können“, betonte Witt-Loers. „Vor allem für Kinder ist es leichter, etwas Ungreifbares wie das Sterben zu verstehen, indem sie es greifbarer gestalten“, berichtete die Projektleiterin und erklärte, warum sie gerade das Bilder-Projekt ins Leben gerufen hat.

Mit einer erstaunlichen Offenheit erzählte sie zudem nicht nur von den Trauererfahrungen der Künstler, sondern auch der beteiligten Helfer des Projekts: „Es sind so viele an dem Projekt beteiligt, die eigene Erfahrungen mit Trauer gemacht haben. Als Renate noch ein Kind war, hat sie ihre Mutter verloren und kann genau nachempfinden, wie sich die betroffenen Kinder fühlen“, erzählte sie mit Blick auf die neben ihr stehende Künstlerin. Auch für Rüter- Nork war die Arbeit mit den Kindern eine Bereicherung: „Es berührt mich sehr. Die Dankbarkeit der Kinder ist etwas, was ich während der Arbeit immer zu spüren bekomme.“

Die Ausstellung im Bergisch Gladbacher Kreishaus, Am Rübezahlwald 7, ist bis 27. Juli zu sehen, montags bis donnerstags 8-18 Uhr, freitags 8-14 Uhr. Eintritt frei.

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